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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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mich, König!«, erwiderte Droc. »Hier kommt nichts weg, da passe ich auf.«
    »Schon gut. Dann such weiter.«
    »Wenn du erlaubst, Herr!«, meldete sich der Scrinarius, wobei er sich dem König mit krummem Rücken näherte. »Ich habe gehört, was die beiden sprachen. Es handelt sich nicht nur um Spione. Die haben was vor! Sie wollten versuchen, heimlich in den Palast zu gelangen. Auch von einem Dolch war die Rede, den sie jemandem ins Herz stoßen wollen. Ich argwöhnte gleich, wer gemeint sein könnte: du, Herr, unser Befreier und Wohltäter! Da sagte ich mir: Ruf schnell die Wache, ehe sie dir noch entwischen und ihre schändliche Absicht verwirklichen können. Dazu fühlte ich mich verpflichtet, denn ich wünsche mir, in deine Dienste zu treten und mich nützlich zu machen …«
    »Jaja«, sagte Chlodwig, »wir werden sehen. Nehmt ihnen die Fesseln ab, auch das andere.«
    Der junge Mann war den Knebel und die Augenbinde zuerst los. Er würgte, spie aus und kniff die Augen zusammen. Dann riss er sie auf und sah sich um.
    Er erblickte den König und stieß einen gellenden Schrei aus. Es war ein Freudenschrei. »Chlodwig! Chlodwig! Bruder! Mein Bruder!« Jetzt hatte er auch die Hände frei. Er breitete die Arme und rief: »Erkennst du mich nicht? Ich bin es, Lanthild!«
    Chlodwig starrte auf die schmale Gestalt, in das mit Ruß verschmierte Gesicht. »Du … du bist wirklich?«
    »Ja! Ich bin’s, Lanthild!«
    »Schwesterchen!«
    »Und das ist Audo. Oh, dass du lebst! Und wir dachten, ihr seid alle umgekommen!«
    Sie flog dem König in die Arme.
    Auch Audofleda war im nächsten Augenblick frei, strich die Zotteln aus ihrem schmutzstarrenden Gesicht und lachte mit strahlenden Augen und blitzenden Zähnen. »Chlodwig! Und ich fürchtete, dass man uns schon zur Hinrichtung führte!« Glücklich drängte auch sie sich an den wiedergefundenen Bruder. Die drei umarmten sich unter Freudenrufen. Der zwanzigjährige Chlodwig vergaß vollkommen seine königliche Würde und tanzte ausgelassen mit seinen Schwestern umher.
    Der Zenturio und seine Männer blickten betroffen. Die Züge des Scrinarius verzogen sich in nacktem Entsetzen.
    Plötzlich besann sich Chlodwig, blieb stehen und schob Audofleda und Lanthild von sich.
    »Aber was ist das für eine verdammte Geschichte?«, fragte er streng. »Was fällt euch ein, hier herumzustreunen? Wie seht ihr aus, und wie kommt ihr hierher? Was treibt ihr hier?«
    »Was wir treiben? Wir bieten Fuchspelze feil!«, sagte Lanthild übermütig.
    »Ja, und die werden nun wohl gestohlen sein«, fügte Audofleda mit einem übertriebenen Seufzer hinzu. »Mitsamt unserm Pferd. Und meinen Rock haben diese Männer zerrissen!«
    »Aber sie dachten ja, König, dass … dass sie Spione fangen«, stammelte der Zenturio, der rot bis unter die Haarwurzeln wurde. Und dann schrie er: »Der Kerl hier … der war es! Der hat es behauptet …«
    »Wer bist du denn eigentlich?«, fragte Chlodwig den Übereifrigen.
    »Scrinarius, Herr, beim Senat angestellt, dein ergebener Diener, zurzeit als Marktaufseher beschäftigt …« Die Stimme erstarb ihm.
    »Marktaufseher? Dann bist du also verantwortlich, wenn etwas gestohlen wird. Wehe dir, wenn das Pferd und die Pelze fort sind. Dann hängst du. Verstanden? Und nun verschwindet!«
    Beim Hinausgehen fiel der Bedrohte in Ohnmacht. Der Zenturio und seine Leute mussten ihn forttragen.
    »Wollt ihr mir nun endlich erzählen …«
    Darauf hatten die Schwestern nur gewartet. Lachend und einander immer wieder ins Wort fallend, berichteten sie, was geschehen war und welche abenteuerlichen Umstände sie auf den Markt von Soissons geführt hatten.
    Nach der Einnahme der Stadt hatte Chlodwig zunächst nur einen Boten nach Tournai geschickt, der allen dort Zurückgebliebenen die Siegesnachricht überbrachte. Die Freude war groß, und Frau Basina und ihre Töchter hofften, der Sohn und Bruder würde sie nun gleich nachkommen lassen. Doch sechs, acht, zehn Tage vergingen, und nichts geschah. Der angekündigte Trupp, der sie abholen und begleiten sollte, blieb aus. Die Neugier wuchs, aber auch die Unruhe. Schließlich waren sie es leid, hundertmal am Tag auf den Turm zu steigen und Ausschau zu halten. Frau Basina beschloss, die Reise nach Soissons auf eigene Faust zu unternehmen. Was sollte ihnen denn auch passieren? Das Land, das sie durchqueren mussten, war ja nun fränkisch. Rasch wurde gepackt und ein Wagen bestiegen. Eine Eskorte hatte man auch, zehn Veteranen aus

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