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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Es kamen ja auch keine neuen Nachrichten mehr. Niemand wusste, was wirklich los war. So beschlossen wir, selbst nach der Wahrheit zu suchen.«
    »Aber wie? Da hatte Audo die Idee mit dem Bauernmarkt. Wir beschafften uns diese alten Sachen …«
    »… holten uns Pferde von der Weide …«
    »… und dann stibitzten wir noch die Fuchspelze aus dem Keller des alten Thürings, der auf einmal ganz eklig zu uns war. Wenn sie verschwunden sind, geschieht es ihm recht.«
    »Oh, diese Nacht im Wald, wie fürchterlich war das!«, sagte Audofleda. »Ohne Hildchen wäre ich gestorben vor Angst. Aber sie hat Mut wie ein Mann, dabei ist sie zwei Jahre jünger als ich. Auch vorhin, als wir endlich hier in der Stadt waren und glaubten, tatsächlich unter Römern zu sein, und als ich schon ganz verzagt war und kaum noch die Tränen zurückhalten konnte … Wahrhaftig, die Männerkleider stehen ihr zu!«, schloss sie lachend.
    Und lachend, Arm in Arm, verließen die drei die Lagerhalle. Zuvor hatten Audofleda und Lanthild vom Fünftel des Königs noch eine Ausstattung erhalten, mit der sie sich blicken lassen konnten. Dann gingen die Mädchen erst einmal ins Badehaus. Chlodwig schickte derweil nach seinem Seneschalk und seinem Schenken. Er hatte beschlossen, zu Ehren seiner mutigen Schwestern ein Fest zu geben.
    »Belohnt sie noch, die streunenden Hündinnen«, knurrte Droc, der den dreien nachsah. »Wer weiß, was die unterwegs alles angestellt haben. Aber die alten Sitten gelten nicht mehr. Hier geht es römisch zu, nicht mehr fränkisch. Na, wenigstens das da hat er vergessen …«
    Er warf die Kamee, die wohl die gesuchte war und die er endlich gefunden hatte, zurück in den Korb.

Kapitel 13
    Dass fränkische Sitte vernachlässigt wurde, konnte am Abend beim Festgelage niemand beanstanden.
    Aus dem großen Empfangssaal des Palastes waren die Matratzen und Strohlager inzwischen entfernt worden. Die Ärzte hatten die leichter Verwundeten in die Gefolgschaftsquartiere zurückgeschickt, die Hoffnungslosen, Fiebernden, Sterbenden hatte man in ein Seitengebäude getragen, wo ihr Anblick nicht mehr an eine Schlacht erinnerte, deren Gegner jetzt Kameraden waren. Von der früheren Ausstattung der Empfangshalle, altmodischen Speisesofas und allerlei zierlichem, kunstvoll gearbeitetem Mobiliar, womit der Patricius sichtbar Tradition und römische Gesinnung betonen wollte, war nur noch wenig zu sehen. Es war allerdings auch kaum noch etwas übrig geblieben, das meiste hatte während der nächtelangen Siegesfeiern die Feuer auf dem Palasthof genährt. Jetzt standen lange, schwere Tische aus Eichenholz an beiden Längsseiten des Saals, hinter ihnen ebenso einfache Bänke. Ein etwas kürzerer Tisch war nach altem germanischem Brauch quer und sogar noch auf ein Podest gestellt worden, um den Rang der hier Sitzenden zu betonen. Alles war noch provisorisch und schnell in der Tischlerei des Palastes aus rohen Brettern zusammengehämmert. Nur die Sitzmöbel hinter dem Mitteltisch stammten noch aus dem alten Bestand – der hohe Armsessel für den König, auf dem der Patricius gethront hatte, und links und rechts davon eine Reihe von Klappstühlen und gepolsterten Hockern. Natürlich erinnerten auch die Säulen und Pfeiler, die schon etwas verblichenen Wandgemälde und der während der letzten Turbulenzen stark beschädigte Mosaikfußboden an das alte Regime. Doch diese Mischung aus morbider römischer Kunst und urigem germanischem Brauchtum war so typisch für alle Erscheinungen dieser Zeit des Umbruchs und Übergangs, dass sie für selbstverständlich genommen wurde.
    Gemischt war auch die Gästeschar an den langen Tischen. Ursio, der Seneschalk, hatte zwischen den Franken der Tournaier Gefolgschaft auch Burgunder und Alamannen plaziert, die in den übernommenen Truppenteilen niedere Ränge bekleideten. Zwei Tribunen, vornehme Galloromanen, saßen sogar vorn am Tisch des Königs.
    Diese Gäste waren allerdings klar in der Minderzahl, entsprechend dem Stand der Übernahme der früheren Einheiten in die Frankenarmee. Noch konnte man ja der Loyalität der Legionäre nicht völlig sicher sein. Es war ihnen auch untersagt, in der Festhalle mit Waffen zu erscheinen, nur kleine Messer zum Zerteilen der Speisen waren erlaubt. Die Franken dagegen kamen im vollen Waffenschmuck, legten die Schwerter und Äxte neben sich auf die Bänke und stellten die Speere und Lanzen zu Pyramiden zusammen.
    Ein markschütterndes, fröhliches Gebrüll begrüßte den

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