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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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ihres Beutezugs zufrieden seien und – ohne die Francia zu berühren – in ihre Stammesgebiete zurückkehren würden, wies er ihn scharf zurecht und befahl ihm, das Maul zu halten.
    Das Bündnis mit den Brüdern vom Rhein, erklärte er donnernd, sei ihm heilig, und ihnen zu helfen, eine Sache der Ehre und Treue. Die Klügeren unter den Antrustionen begriffen: Ihr König hatte noch immer verstanden, sich Gelegenheiten rasch zunutze zu machen. Die »Brüder vom Rhein« waren die letzten unabhängigen Franken. Würden sie das noch sein, wenn Chlodwig für sie die Alamannen vertrieb?
    Die Stimmung während des Kriegsrats, der bei Eintritt der Dunkelheit in der Halle der Villa fortgesetzt wurde, war allerdings nur noch wenig kriegslüstern, eher gedrückt. Statt reiche, blühende Städte wie im Westen würde man bei den Alamannen, sofern man ihre wilden, als besonders grausam und blutrünstig beleumdeten Krieger besiegte, nur Armut und Elend vorfinden. Statt Gold und Silber würde man – wenn überhaupt – zerschlagene Knochen heimbringen.
    Und was würde im Fall einer Niederlage geschehen? Hätte man dann das rückständige Raubgesindel, das vielleicht wirklich nicht die Absicht hatte, eine Großmacht wie die Francia anzugreifen, nicht erst entgegenkommend zum Besuch eingeladen?
    Bobo verlor vollkommen das Interesse an diesem Krieg und überlegte nur noch, wie er sich auf seinem Posten in der Residenzstadt unentbehrlich machen konnte. Er schlief während des Kriegsrats mehrmals ein.
    Auch Ansoald und Ursio, die gehofft hatten, als Comites in einer der großen Gotenstädte ihr Glück und ein Vermögen zu machen, ließen die Köpfe hängen.
    Am tiefsten enttäuscht war Baddo, der dazu gleich zwei Gründe hatte. Der Feldzug gegen die Alamannen war ihm nicht nur wie allen anderen zuwider – er sollte dabei auch nur noch die Vorhut befehligen. Seine Begeisterung war verflogen, finster und schweigsam saß er zwischen den anderen. Auf Fragen des Königs gab er nur mürrische Antworten.
    Chlodwig beobachtete ihn mit stiller Genugtuung.
    »Du scheinst nicht zufrieden zu sein«, sagte er, als sie sich beim ersten Sonnenstrahl vom Tisch erhoben. »Dabei habe ich dich bevorzugt, ich stelle dich an den besten Platz. In der Vorhut hat man die schönste Aussicht, als Held zu sterben und von Wodans Jungfrauen nach Walhall gebracht zu werden. Das ist doch besser, als eines Tages vielleicht in Schande abzutreten.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Baddo, wobei er alarmiert aufsah.
    Chlodwig starrte auf ihn herab, er hatte den Wolfsblick.
    »Nur so viel, dass sich das Schicksal wenden kann. Und dass man das Bessere wählen soll, solange man dazu imstande ist!« Baddo verstand die Warnung und schwieg.

Kapitel 13
    An den folgenden Tagen wurden Boten ausgesandt, um die im Anmarsch auf Orléans befindlichen Heerhaufen umzulenken und die dort bereits versammelten nach Reims zu beordern. Auf dem Schlachtfeld von Soissons ließ Chlodwig die Hundertschaften der hauptstädtischen Garnison und die Aufgebote aus Paris, Rouen, Amiens, Cambrai und Bavai antreten und hielt eine Heerschau.
    Er war jetzt vierunddreißig Jahre alt, von Leiden geplagt, von Narben entstellt und grauhaarig. Doch alle, die ihn lange kannten, glaubten jetzt, den Chlodwig des frühen Aufbruchs wiederzuerkennen, den Zwanzigjährigen, der sie an dieser Stelle zum ersten Sieg geführt hatte. Straff und aufrecht saß er zu Pferde. Scharf kamen seine Kommandos. Seine Bewegungen waren rasch und beherrscht. Seine hellen Augen schienen Blitze zu schießen. Es war ihm anzusehen, dass er endlich wieder in seinem Element war.
    Manchmal war er des Kriegshandwerks überdrüssig gewesen, und er hatte sich vorgenommen, nur noch das Erreichte zu sichern. Doch auch wenn er einmal nicht an seinen alten Verwundungen litt und die Annehmlichkeiten des unumschränkten Herrschens, die ihn so sehr heraushoben aus der Masse der Männer, in ihrer ganzen Fülle genießen konnte, hatte er sich nicht wohl gefühlt.
    Es behagte ihm nicht, nur der Muße zu leben. Die Jagd, die Reiter- und Waffenspiele, die Trinkgelage, die Vorführungen von Tänzern und Akrobaten – das alles betrieb und ertrug er nur in Maßen, und gewöhnlich langweilte es ihn schnell.
    Er hatte auch eingesehen, dass er als Regent und als Richter weder die Kenntnisse noch die Ausdauer hatte, um dabei etwas zu leisten, was seinem Anspruch genügte. Er mochte sich nicht, wie viele seiner Antrustionen, mit Nebenfrauen zu seinem

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