Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
bringen, obwohl meine Männer sich alle Mühe gaben. Der Junge leugnete sogar, die Äußerung von dem ›grünen Holz‹ getan zu haben. Ich bin sicher, sie haben schon deinen Mörder bestellt. Und wenn dann die Zweige wieder ausschlagen – das heißt, die Haare wieder lang sind –, wollen sie herrschen. An deiner Stelle!«
    »Wo sind diese Schufte jetzt?«
    »Sie sind hier. Ich habe sie mitgebracht.«
    »Gut!«
    Die beiden Tongerer lagen gefesselt auf einem Bauernkarren, der Ursios elegantem Reisewagen gefolgt war. Man brachte sie zu dem Waldstück hinter dem Hauptgebäude des Gutes. Vier Knechte trugen sie in den Felsenkeller hinunter. Der König und Ursio folgten.
    Aber es kam nicht mehr zu einem weiteren Verhör. Chararich und sein Sohn waren so zugerichtet, dass sie auf Chlodwigs und Ursios Fragen nur lallten und dabei Blut spuckten.
    »Von denen erfahren wir heute nichts mehr«, sagte Ursio. »Wenn du es befiehlst, König, lasse ich sie ein bisschen bemuttern. Und wir versuchen es morgen noch einmal.«
    »Nein«, sagte Chlodwig. »Die haben genug. Und auch ich hab genug. Mach ein Ende mit ihnen!«
    Das besorgten die Knechte, während der König bereits das Kellergewölbe verließ und die Treppe hinaufstieg. Mit Messern schnitten sie dem früheren Herrn von Tongeren und seinem Sohn die Köpfe ab. Die Körper wurden draußen im Wäldchen verscharrt. Die Köpfe kamen zu den anderen Merowingern in eine der Kisten, die dazu ausgegraben und wieder versenkt wurde. 
    Zwei Tage später traf schließlich auch Baddo in Berny ein. Als er von den Hinrichtungen hörte, lobte er Chlodwigs Entscheidung.
    »So ist es besser«, sagte er. »Offen gestanden, ich war besorgt und fand, dass du den Bitten deiner Frau besser nicht gefolgt wärst. Solange die beiden Schurken nicht beseitigt waren, blieben sie eine Gefahr, und ich fürchtete um dein Leben. Jetzt bin ich beruhigt. Jetzt können wir unbeschwert in den Kampf ziehen!«
    Chlodwig stimmte ihm lachend zu, und die beiden umarmten sich.
    Baddo war in zuversichtlicher Stimmung und brachte gute Nachrichten.
    Im Lager bei Orléans war Kriegsvolk in der vom König verlangten Stärke versammelt. Weitere Haufen waren im Anmarsch, vorwiegend Franken aus nördlicher gelegenen Städten und Regionen, aber auch Bretonen darunter, Sachsen von der Küste und sogar gotische Söldner von jenseits der Loire. Zusätzlich war eine Reitertruppe aus galloromanischen Freiwilligen angeworben worden. Alle Maßnahmen waren bereits getroffen, um das gewaltige Heer zwischen dem fränkischen Orléans und dem westgotischen Tours in weniger als drei Tagen über den Grenzfluss zu bringen.
    »Über die Loire?«, fragte Chlodwig.
    »Gewiss doch«, sagte Baddo lachend, »über die Loire. Oder willst du uns etwa über den Rhein führen?«
    Diese Frage wurde als Scherz genommen und löste Gelächter unter den Zuhörern aus. Chlodwig lachte mit.
    An dem langen Tisch unter der Buche waren die wichtigsten Männer aus der Umgebung und der Gefolgschaft des Königs versammelt. Neben Baddo, Bobo, Ansoald und Ursio waren Comites aus Paris und anderen Städten, die Anführer größerer Heerhaufen und weitere Antrustionen zum Kriegsrat gekommen. Der Einäugige führte das Wort, als sei er schon wieder zum Heerführer ernannt, mit der höchsten Kommandogewalt nach dem König. Mit einem Stück Kohle zeichnete er Stützpunkte und Stellungen auf den Tisch. 
    Chlodwig ließ ihn reden. Er hatte gelernt, seinen Zorn zu beherrschen und abzuwarten. Ihm war nicht entgangen, dass Baddo ihm nach der Begrüßung unauffällig argwöhnische Blicke zugeworfen hatte. Auch jetzt, während seiner schwungvollen Darlegungen, schien er noch immer von Zeit zu Zeit aus seinem fast zusammengekniffenen einzigen Auge nach Veränderungen in Chlodwigs Verhalten zu spähen.
    Den König amüsierte das. Der Brief Audofledas fiel ihm ein, von dem ihm Lanthild berichtet hatte. Sein überall auf Rache versessener Blutsbruder wusste zweifellos nicht, dass seine glühend gehasste frühere Geliebte, die Griechin Scylla, längst nicht mehr in Toulouse war, der Hauptstadt der Westgoten, die er wohl diesmal zu stürmen hoffte. Wüsste er es, und wäre ihm auch das tatsächliche Kriegsziel bekannt, dachte Chlodwig erheitert, würde er wohl nur halb so begeistert sein.
    Indessen wurde es Zeit, ihm und allen Versammelten Klarheit zu verschaffen. Offensichtlich hatte Remigius dafür gesorgt, dass niemand mehr daran zweifelte, es werde gegen Alarich und die

Weitere Kostenlose Bücher