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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Westgoten gehen. Allenfalls wurde noch gerätselt, ob es ein kleiner oder ein großer Krieg würde: nur wieder ein Vorstoß in einige Städte oder gleich ein mit voller Wucht gegen die ganze gotische Macht in Gallien gerichteter Vernichtungskrieg.
    »Alle mal herhören!«
    Chlodwig schlug mehrmals mit der Faust auf den Tisch, so lange, bis der Letzte der Männer verstummt war und zu ihm hinblickte.
    »Ich will euch nun sagen, wo der Feind steht. Er steht am Rhein, und er bedroht uns von Osten. Er greift schon an und hat unsere fränkischen Brüder bei Zülpich geschlagen. Ganze Landstriche wurden von ihm verwüstet. Hunderte Dörfer sind niedergebrannt, Tausende Menschen umgekommen. Aber wir werden nicht zulassen, dass er auch nur eine einzige Meile in die Francia eindringt! Wir werden ihn stellen und vernichten!«
    »Wer ist es?«, rief einer.
    »Es sind die Völker der Alamannen.«

Kapitel 12
    Diesmal war es kein bestellter Hilferuf, der Chlodwig erreicht hatte.
    Ein Bote des Königs der Rheinfranken, Sigibert, war wenige Tage zuvor mit einer Schreckensmeldung in Berny eingetroffen. Gewaltige Heerhaufen der alamannischen Stammesverbände waren brennend und plündernd in die Gegend um Trier vorgedrungen und an der Mosel auf die von Metz nach Köln führende Römerstraße eingeschwenkt.
    So waren sie bis ins Zentrum der rheinfränkischen Siedlungsgebiete gelangt. Ein rasch aufgebotenes Heer hatte sich ihnen bei der alten römischen Festung Zülpich entgegengeworfen und eine vollständige Niederlage erlitten. König Sigibert war schwer verwundet worden. Er und die Reste seines Heeres hatten sich in die Festung gerettet. Die Alamannen waren weitermarschiert, auf Köln zu. Ohne Zweifel, so schloss der Bote seinen Bericht, würden sie nach der Plünderung des Hauptortes der Rheinfranken kehrtmachen und sich, da sie niemand mehr aufhalten konnte, nach Westen gegen die Francia wenden.
    Chlodwig kannte den Boten, einen Verwandten des Königs Sigibert. Keinen Augenblick zweifelte er, dass der Bericht auf Wahrheit beruhte und die Gefahr nicht übertrieben wurde.
    Seit zweihundert Jahren waren die Alamannen (ihre Hauptmasse bestand aus Semnonen und anderen von Osten zugewanderten suebischen Stammesgruppen) gefährliche, unberechenbare Nachbarn. Die Römer wichen vor ihrer gefürchteten Reiterei und mussten bei ihrem Ansturm den Limes und das Dekumatland zwischen Rhein und Donau aufgeben. Immer wieder drangen alamannische Haufen in Gallien und sogar in Oberitalien ein. Noch einmal besiegte sie zwar Kaiser Julian im Jahre 357 bei Straßburg, doch schließlich saßen sie dauerhaft auf beiden Seiten des Oberrheins und im Westen der ehemaligen Provinz Raetien.
    Vollkommen einig waren sie nie, kleine Gaukönige beherrschten die Stämme. Doch gab es stets neue Zweckbündnisse, wenn Mangel sie zwang, sich das Nötige von den Nachbarn zu holen. Diesmal schienen sie – nach der geschätzten Zahl der Angreifer – fast einig zu sein. Und sie bedrohten zum ersten Mal ernsthaft die Francia. Der Riegel – das kleine verbündete Königreich der Rheinfranken – war mit der Schlacht bei Zülpich geknackt. Das Tor stand weit offen.
    Nachdem Chlodwig mit seinen Antrustionen bis in den Morgen Kriegsrat gehalten hatte, waren die Befehlshaberposten verteilt und die neuen Marschrouten für die Heerhaufen festgelegt. Sammelpunkt für alle war Reims. Von dort aus sollte eine Vorhut unter Baddos Kommando in Eilmärschen die hundertfünfzig Meilen nach Zülpich zurücklegen und sich dort mit den Resten der rheinfränkischen Streitmacht vereinigen. Das Hauptheer unter Chlodwigs Führung sollte folgen, sobald es einigermaßen vollzählig war. Man hoffte, die Alamannen zwischen Köln und Zülpich zu stellen, sie gegen den Rhein zu drängen und ihnen den Rückzug abzuschneiden.
    Der Kriegsrat war kein Meinungsaustausch. Die Zeiten waren lange vorbei, in denen auf dem Thing, der germanischen Versammlung, vor einem Kriegszug Stammesführer und Sippenälteste umständlich ihre Ansichten darlegen durften. Chlodwig allein (»Ich – das Gesetz!«) führte jetzt das Wort und gab es anderen nur noch, wenn er Fragen hatte, zu kurzen Antworten und Berichten.
    Er ließ nicht zu, dass seine vollkommen überraschten Antrustionen zu der veränderten Richtung des Vormarschs Zweifel oder Bedenken vorbrachten. Als einer trotzdem zaghaft bemerkte, der König sollte vielleicht erst prüfen lassen, ob die Alamannen nach der Plünderung Kölns vielleicht mit dem Ertrag

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