Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
Anteil zu verschaffen. Die Jugend wuchs nach und wollte Bewährung und damit Anrecht auf Belohnung. Ein Heer stand bereit und musste beschäftigt werden, sonst machte es Beute im eigenen Land.
    Fünf Jahre lang hatte es bis auf die Kleinkriege im Nordosten und einige Grenzscharmützel an der Loire nichts gegeben, und dabei war kaum etwas zu erobern und zu verteilen gewesen. Chlodwig hatte sich schon genötigt gesehen, vom Fiskalbesitz, dessen Erlös ihm allein zufloss, große Domänen zu verschenken. Einige seiner Antrustionen standen im Verdacht, wieder heimlich auf der Lauer zu liegen und Kaufleute und Bauern zu überfallen, weil die Vergütungen und Geschenke ausblieben, die sie von ihm erwarteten. Seine Macht schwand, zwar noch nicht dramatisch, aber doch stetig.
    Fünf Jahre Frieden waren zu viel.
    In Berny war auch Ansoald eingetroffen und hatte die Meldung gemacht, die Chlodwig hören wollte. Er konnte sechshundert Mann aus der Region um Rouen ins Feld führen. Die Aussicht auf Krieg mit allen seinen Annehmlichkeiten hatte Ansoald sichtlich gutgetan: Er wirkte fast so straff und tatendurstig wie in seinen besten Zeiten. Froh war er, seiner strengen Gemahlin Lanthild, die nun wieder zu ihm gestoßen war und, fern vom Königshof, düsteren Stimmungen unterlag, eine Weile entkommen zu sein.
    Auch Bobo fand sich in Berny ein. Er wollte dabei sein, wenn es losging. Als Majordomus des Palastes und Comes der Residenzstadt war er im Augenblick unangefochten der zweite Mann hinter dem König und wollte es bleiben. Er brachte Geld aus einer Sondersteuer, die er eingetrieben hatte, um byzantinische Waffenhändler zu bezahlen.
    Auch er war voller Eifer und Tatendrang. Obwohl Chlodwig noch immer aus dem Ziel des Waffengangs ein Geheimnis machte, war er sicher, dass die reichen alten Römerstädte südlich der Loire – Tours, Poitiers, Saintes, Bordeaux – gemeint waren. Die Königin, deren Vertrauter er war, hatte jedenfalls keinen Zweifel daran, dass die »Hilferufe« der römisch-katholischen Bischöfe dieser Städte erhört würden. Die Beute aus einem solchen Krieg würde unermesslich sein, und der Majordomus hielt es daher für unbedingt nötig, dass er sie gleich unter seine Kontrolle bekam, bevor sie noch einmal von Leuten wie Droc nach veralteten Stammesgesetzen verteilt wurde.
    Ursio, der sich fast immer in Berny aufhielt, hatte eine geheime Botschaft erhalten und war für ein paar Tage nach Soissons gegangen. Als er zurückkehrte, bat er Chlodwig sofort um eine Unterredung unter vier Augen. Die Leute vom Gut sahen das ungleiche Paar lange am Ufer des Flüsschens auf und ab gehen: den hochgewachsenen König, der, den Kopf mit der grauen Mähne gesenkt, große Schritte machte, und den kleinen, fast zwergenhaften Gefolgsmann, der ihm mühsam, mit raschen, wackligen, ruckenden Schritten folgte, wobei er heftig gestikulierend etwas darlegte.
    Es war eine wichtige Neuigkeit, die Ursio aus Soissons mitbrachte. Chlodwig hörte mit grimmiger Genugtuung zu.
    »Ich ahnte es«, sagte er schließlich. »Es war ein Fehler, Chlotilde nachzugeben. Aber du selber hast mich darin bestärkt.«
    »Ich wollte nur, dass wir ein bisschen Spaß hatten«, rechtfertigte sich Ursio. »Natürlich traute ich ihnen nicht, und deshalb ließ ich sie ja auch nicht aus den Augen.«
    »Du glaubst also, dass sie etwas vorhaben.«
    »Muss man das nicht, wenn man ihre Worte abschmeckt und auf der Zunge zergehen lässt?«
    »Chararich sagte also zu seinem Sohn …«
    »Erst beklagte er sich wegen der Haare. Greinte, weil er sich so erniedrigt fühlte. Jammerte, dass es nun aus sei mit seiner Herrlichkeit als König. Remigius ließ seine beiden neuen Priester Pokale und Leuchter putzen. Das war wohl alles, was er ihnen zutrauen konnte. So blieben sie beieinander, und dauernd steckten sie die Köpfe zusammen. Mein Spürhund lauerte hinter einem der Teppiche zwischen den Säulen. Sie sprachen leise, aber er konnte alles verstehen.«
    »Und Chararichs Sohn sagte also: ›Vom grünen Zweig …‹«
    »Vom grünen Holz, König! ›Vom grünen Holz‹, sagte er, ›sind diese Zweige verschnitten, aber sie sind nicht dürr und trocken, Vater, und bald werden sie wieder ausschlagen und wachsen.‹«
    »Und dann? Die Drohung?«
    »›Mag der, der das verbrochen hat, umkommen!‹«
    »Diese Lumpen! Das ist der Dank für meine Großmut.«
    »Ich vermute, es gibt schon geheime Verbindungen zu ihren früheren Gefolgsleuten. Leider konnte ich sie nicht zum Reden

Weitere Kostenlose Bücher