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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Gott möge ihren Gemahl erleuchten, damit er dem schrecklichen, blutigen Irrglauben abschwöre.
    Als Chlodwig im Morgenlicht, über und über mit Blut und Fett beschmiert, ins Schlafgemach torkelte, schrie sie auf und entfloh. Zum ersten Mal hasste sie ihn als Barbaren, als Wilden, als Ungeheuer. Sie versteckte sich vor ihm und gehorchte auch nicht, als er sie gegen Abend, nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen und gebadet hatte, zu sich befahl.
    Am Morgen darauf – nach einem Ruhetag zur Erholung von der Opferzeremonie – marschierte das Heer. In langen Kolonnen ging es über die Römerstraße nach Reims, wo nochmals Heerschau gehalten und nochmals geopfert werden sollte.
    Erst als man dem König im Palasthof sein Pferd brachte, kam die Königin wieder zum Vorschein. Sie hatte die ganze Nacht in ihrer Kirche auf den Knien gelegen. Während er, ohne sie eines Blickes zu würdigen, umständlich seine Satteldecke zurechtlegte und festschnallte, steckte sie heimlich ein kleines goldenes Kreuz in den Lederbeutel an seinem Gürtel.
    »So erfüllst du also deine Pflicht, Frau«, sagte er schließlich. »Da zieht dein Gemahl in den Krieg, könnte fallen und niemals wiederkommen. Aber du liegst in der letzten Nacht nicht bei ihm.«
    »Verzeih«, sagte sie. »Ich glaubte, es sei wichtiger, für dich Schutz zu erflehen.«
    »Das war nicht nötig. Den Schutz deines unnützen Gottes brauche ich nicht. Auf meiner Seite ist Wodan.«
    »Dennoch habe ich eine Bitte«, sagte sie und ergriff seine Hand. »Erinnere dich meines Gottes, wenn du in Not geraten solltest! Wenn du feststellen solltest, dass die Kraft deines Wodan nicht ausreicht. Rufe ihn an, er wird dich erhören! Rufe Chlotildes Gott, er wird helfen! Meine Gebete begleiten dich!«
    Chlodwig sah sie erst jetzt an. Aus ihrem bleichen, übernächtigten Gesicht blickten die Augen verzweifelt und flehend zu ihm auf. Das rührte ihn, und seine Miene wurde milder.
    »Es war nicht nötig«, wiederholte er. »Trotzdem … danke. Nun denn, Frau … leb wohl!«
    Er zog sie kurz an sich und küsste ihre Stirn. Sie legte die Hände auf den Lederpanzer, der seine Brust bedeckte, und wollte auch seinen Mund küssen. Aber er schob sie von sich. Noch einmal strich er dem kleinen Chlodomer über den Kopf, den seine Schwester Albofleda ihm hinhielt.
    Dann schwang er sich auf das Pferd. Hinter ihm ritt der zwölfjährige Theuderich aus dem Palasthof. Zum ersten Mal zog er in den Krieg.

Kapitel 14
    »Wo bleibt Sigibert?«
    Seit Stunden schrie Chlodwig diese drei Worte allen entgegen, die im Laufschritt oder zu Pferde heranpreschten, um eine Meldung zu machen oder Befehle entgegenzunehmen. Er stand auf einer Felsenplattform unweit des Rheinufers, wo seit Mittag die Schlacht im vollen Gange war. Fünf Hundertschaften seiner Palastgarde, die er nur in äußerster Notlage selbst ins Gefecht führen wollte, warteten am Fuß des Felsens.
    Die Schlacht war im Gange, doch sie bewegte sich nicht. Seit dem Zusammenstoß der Heere hatte keine Seite, weder die Franken noch die Alamannen, mehr als höchstens eine Viertelmeile gewonnen. Mal rückten die einen vor, mal die anderen. Mal stieß ein Haufen der Alamannen tief hinein in die fränkischen Reihen, wurde aber bald eingeschlossen und aufgerieben. Dann wieder versuchten die Franken, von der Seite anzugreifen und den Feind in den Rhein zu drängen. Die Alamannen wichen jedoch und öffneten geschickt eine Gasse zum Fluss, in der sich die Angreifer stauten und gegenseitig behinderten, weil die Vorderen, um nicht ins Wasser zu stürzen, wieder zurückdrängten. So wurden viele niedergemacht, und die Attacke blieb wirkungslos.
    Hunderte waren schon erschlagen. Tausende lagen verwundet auf dem weit auseinandergezogenen Schlachtfeld zu beiden Seiten der Römerstraße.
    Franken und Alamannen bekämpften sich mit den gleichen Waffen: Lanzen mit Widerhaken, Streitäxten, Schwertern. Die Franken ließen dazu ihre Wurfbeile wirbeln. Die Alamannen schwangen Keulen.
    Die Sonne des frühen Sommers stand bereits niedrig. Aber die Schlacht bewegte sich nicht.
    »Wo bleibt Sigibert? Wo bleibt der Verfluchte?«
    Die Antworten waren immer die gleichen: »Noch nicht in Sicht! Hat sich vielleicht verirrt! Ist wohl umgekehrt!«
    Der König der Rheinfranken blieb aus. Sein Hilfsaufgebot aus den Resten des rheinfränkischen Heeres und frisch Aufgebotenen war fest zugesagt. Wenn es nicht kam, war die Schlacht nicht mehr zu gewinnen.
    Chlodwig brüllte bald nur noch

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