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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Gefolgschaftsverhältnis. Sein von den Ahnen ererbtes Heil bleibt ihm damit erhalten, mag es nun in den langen Haaren stecken oder sonst wo. Er lässt sie sich jedenfalls nicht abschneiden.
    Mit dieser Erklärung ausgerüstet, trat er nun vor seine Antrustionen – und hatte Erfolg! Er berief sie alle nach Berny zu einer Gefolgschaftsversammlung, wo er sie freilich erst wacker tafeln und trinken ließ, bevor er mit der Sache herauskam. Diese Vorsichtsmaßnahme war aber nicht einmal nötig, denn fast alle diese leudes sind ja längst so sehr seine Geschöpfe, dass sie schon dankbar sind, wenn sie überhaupt noch gefragt werden. Fast alle stimmten ihm lautstark zu und waren bereit, nun ihrerseits dem höchsten Gefolgsherrn Treue zu schwören. Nur wenige Alte wollten Bedenken erheben, konnten sich aber nicht durchsetzen. An den langen Tischen wurde ›Jesus, Jesus!‹ und ›Halle-halle-halleluja!‹ gegrölt und dazu mit Messern und Bechern der Takt geschlagen.
    Kurz darauf zeigten wir dann den Bischöfen an, dass der König Katechumene geworden sei, auch du erhieltest ja eine Nachricht. Seine Vorbereitung bestand darin, dass ich ihm zwischen Jagdausflügen und Waffenübungen Geschichten aus den Evangelien erzählte. Gegen unsern Herrn Jesus Christus war er immer noch eingenommen, weil er ihn für einen Schwächling hielt, der sich ergreifen und kreuzigen ließ. Mit der Lehre von der Passion unseres Erlösers, der sich für die Menschheit opferte, konnte er natürlich nichts anfangen. So erzählte ich ihm, Jesus habe, bevor er durch Verrat in die Hände seiner Feinde fiel, mit dem Häuflein von Jüngern gewaltige Heldentaten vollbracht und unter den Römern reiche Schwerternte gehalten. Das erfüllte ihn mit einem gewissen Respekt, und er sagte: ›Zu dumm, dass ich nicht mit meinen Franken dabei war. Dann wäre ihm das alles nicht passiert!‹ Kann man mehr erwarten von einem, der niemals für andere einstand, sondern immer nur für sich selbst?
    Endlich, der Weihnachtstag war gekommen! Am 25. Dezember, so wie es unser Heiliger Vater Liberius vor beinahe hundertfünfzig Jahren festgelegt hatte, feierten wir auch in Reims das Fest der Menschwerdung des Herrn. Schon Tage vorher war nirgendwo in der Stadt ein Quartier zu bekommen. Alle Häuser waren bis in den letzten Winkel unter dem Dach mit vornehmen Gästen belegt. Trotz Schnee und Eis waren sie von überall her angereist, aus sämtlichen Teilen des Reiches – Antrustionen, Comites, Magistrate, Senatoren und natürlich sämtliche Bischöfe. Die ganze Stadt war festlich geschmückt. Die Zugangsstraßen zum Gotteshaus ließ ich mit bunten Decken behängen. Alle Vorhänge zwischen den Säulen des Kirchenschiffs waren dagegen in Weiß gehalten, der Farbe der Unschuld, der Reinheit, des Neubeginns. Im Heiligtum brannten unzählige Kerzen, und so himmlische Wohlgerüche erfüllten die Luft, dass viele meinten, so und nicht anders müsse es auch im Paradiese duften.
    Alles ist also bestens geordnet, und ich empfange den König im Baptisterium. Die erhabene Zeremonie beginnt. Zunächst geht auch alles gut. Demütig legt er seinen Mantel und sein Obergewand ab und beugt sich über das Taufbecken. Ich besprenge sein Haupt und seine Schultern mit dem geweihten Wasser, und meine Helfer streifen ihm das weiße Taufgewand über. Jetzt will ich ihm mit dem heiligen Chrisma das Kreuz auf die Stirn zeichnen … doch was ist das? Wo ist das Ölfläschchen? Es stand am Rande des Beckens, nun ist es verschwunden. Hat sich der Teufel eingeschlichen und es gestohlen? Betroffenheit. Unruhe. Hektische Suche. In einigen Gesichtern auch Schadenfreude. Der König, zum Glück gefasst, wenn auch sichtlich verstimmt. Doch da – das Wunder! Eine Taube stößt plötzlich im Steilflug zu mir herab. Woher? Vermutlich direkt vom Himmel. Sie hält im Schnabel ein Fläschchen mit heiligem Öl. Ich nehme es rasch und danke mit lauter Stimme dem Herrn, weil er uns mit dieser Hilfeleistung beweist, dass er anwesend ist. Schon ertönen auch Hosianna-Rufe, viele Gläubige sinken auf die Knie. Und die Taube? In den dichten Schwaden des Kerzenrauchs, die sich unter der Decke sammeln, ist sie schon wieder entschwunden, ebenso rasch, wie sie gekommen ist. Der König ist verblüfft und beeindruckt und starrt noch immer nach oben, der Taube nach, während ich das heilige Fläschchen öffne und ihm das Kreuz auf die Stirn male.
    Was sagst du dazu?
    Das Wunder hat gewaltigen Eindruck gemacht, es gelang aber auch

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