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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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überhaupt nicht, auch nicht wenn du größer bist.
    Vor einem Haus tanzten Leute im Garten. Dann wurde die Straße ganz schlängelig und wir waren auf dem Land und fuhren durch die Dunkelheit.
    Seht mal!, sagte meine Mutter. Ein weißer Hirsch rannte über die Straße und ganz viele Leute rannten ihm nach. Mein Dad sagte, sie wär’n eine Plage und eine Pest und wie Ratten mit Geweihen und das Schlimmste, wenn man einen Hirsch anfährt, wär, wenn er durchs Autofenster geschleudert wird, und er hat erzählt, dass er mal einen Freund hatte, der zu Tode getreten wurde von einem Hirsch, der mit seinen scharfen Hufen durch die Scheibe kam.
    Und Mummy meinte, o Gott, das war genau das, was wir hören wollten, und Daddy hat gesagt, es ist aber nun mal passiert, Tanya, und Mummy hat gesagt, also ehrlich, du bist unverbesserlich.
    Ich wollte eigentlich fragen, wer die Leute waren, die den Hirsch jagten, aber stattdessen fing ich an zu singen, la la la la la la.
    Mein Dad sagte, ich soll damit aufhören. Meine Mum sagte, lass das Kind sich doch in Gottes Namen ausdrücken, und Dad sagte, ich wette, du kaust auch gern auf Alufolie, und meine Mummy hat gefragt, was das denn nun wieder heißen soll, und Daddy hat gesagt, gar nichts, und ich hab gefragt: Sind wir nicht bald da?
    Am Straßenrand waren Lagerfeuer und manchmal Hügel aus Knochen.
    Wir hielten auf der einen Seite von einem Hügel. Das Ende der Welt war auf der anderen Seite von dem Hügel, sagte mein Dad.
    Ich war neugierig, wie es wohl aussah. Wir parkten das Auto auf dem Parkplatz. Wir stiegen aus. Mummy hat Gänseblümchen getragen. Daddy hat den Picknickkorb getragen. Wir gingen über den Hügel und wir hatten Licht von den Kerzen, die links und rechts vom Weg standen. Ein Einhorn kam auf den Weg und auf mich zu. Es war so weiß wie Schnee und es stupste mich mit dem Maul an.
    Ich hab Daddy gefragt, ob ich ihm einen Apfel geben dürfte, aber er hat gemeint, es hätte bestimmt Flöhe, und Mummy hat gesagt, so’n Quatsch. Und die ganze Zeit wedelte sein Schweif hin und her.
    Ich hab ihm meinen Apfel hingehalten und es hat mich mit großen Silberaugen angeguckt und dann hat es geschnaubt: hhrrrmff, und dann ist es weggelaufen und über den Hügel verschwunden.
    Gänseblümchen machte kukuku.
    So sieht es aus am Ende der Welt, das überhaupt der allerbeste Ort auf der Welt ist:
    Da ist ein Loch in der Erde. Es sieht wie ein sehr breites, tiefes Loch aus und schöne Leute kommen heraus und sie halten Stöcke und Schwerter in der Hand, die brennen. Sie haben lange goldene Haare. Sie sehen wie Prinzessinnen aus, nur wild. Manche von ihnen haben Flügel und manche nicht.
    Und im Himmel ist auch ein großes Loch und Dinge fallen heraus wie ein Mann mit einem Katzenkopf und Schlangen, die aus einem Zeug sind, das wie das Glittergel aussieht, das ich mir zu Halloween in die Haare geschmiert hab, und etwas, das wie eine fette alte Brummfliege aussah, kam vom Himmel runter. Ganz viele davon. So viele wie die Sterne.
    Sie bewegen sich nicht. Sie hängen einfach da und machen gar nichts. Ich hab Daddy gefragt, warum sie sich nicht bewegen, und er hat gesagt, sie bewegen sich schon, aber ganz, ganz langsam, aber das glaub ich nicht.
    Dann haben wir den Picknicktisch aufgestellt.
    Daddy hat gesagt, das Beste am Ende der Welt wär, dass es da keine Wespen und Mücken gibt. Um Mummy meinte, in Johnsons Fantastischem Lichtgarten gäb’s auch nicht viele Wespen. Ich hab gesagt, in Ponydale gäb’s auch nicht viele Wespen und Mücken, dafür gäb’s da Ponys zum Reiten, und mein Dad hat gesagt, er hätte uns hergebracht, damit wir Spaß hätten.
    Ich hab gesagt, ich wollte gehen und gucken, ob ich das Einhorn noch mal sehe, und Mummy und Daddy haben gesagt, aber lauf nicht so weit weg.
    Am Tisch neben uns saßen Leute mit Masken. Ich bin mit Gänseblümchen hingegangen, um sie anzuschauen.
    Sie haben Happy Birthday für eine fette nackte Dame mit einem lustigen Hut gesungen. Sie hatte ganz viele Brüste bis runter auf den Bauch. Ich wollte sehen, wie sie die Kerzen auf ihrer Geburtstagstorte auspustet, aber sie hatte keine Torte.
    Wollen Sie sich denn nichts wünschen, hab ich gefragt.
    Sie sagte, sie hätte keine Wünsche mehr. Sie wäre zu alt. Ich hab ihr erzählt, dass ich bei meinem letzten Geburtstag alle Kerzen auf einmal ausgeblasen hab und lange über meinen Wunsch nachgedacht hab. Zuerst wollte ich mir wünschen, dass Mummy und Daddy sich nachts nicht mehr zanken

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