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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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beschloss stattdessen herauszufinden, was für ein Tier es war, das jede Nacht zu unserem Haus kam. Danach wollte ich mir überlegen, wie ich weiter vorgehen sollte. Vielleicht konnte ich ihm eine Falle stellen.
    Zu Weihnachten und Geburtstagen schenkt meine Familie mir Hightech-Geräte und sonstige Apparillos – teure Spielzeuge, die meine Fantasie anregen, letztlich aber kaum je aus ihrer Verpackung geholt werden. Ich besitze einen Entsafter, ein elektrisches Tranchiermesser, einen Brotbackautomaten und – ein Geschenk vom letzten Jahr – ein Nachtsichtfernglas. An Weihnachten hatte ich die Batterien eingelegt und war wie Agent Starling mit meinem Nachtsichtgerät im Keller umhergestiefelt, zu ungeduldig, um bis Einbruch der Dunkelheit zu warten. (Die Gebrauchsanweisung warnte davor, das Gerät im Hellen einzuschalten, denn das könne sowohl dem Fernglas als auch den Augen schaden.) Anschließend hatte ich dieses Wunderwerk zurück in seine Schachtel gesteckt und seither lag es vergessen in meinem Büro neben einer Kiste mit Computerkabeln und vergessenem Krimskrams.
    Vielleicht würde das Tier, Hund oder Katze oder Waschbär oder was immer es war, nicht kommen, wenn es mich auf der Veranda sitzen sah, überlegte ich, also brachte ich einen Stuhl in die kleine Gerümpelkammer, die kaum größer ist als ein Abstellraum, aber ein Fenster zur Veranda hat. Als das ganze Haus schlief, ging ich auf die Veranda hinaus und sagte dem Schwarzen Kater Gute Nacht.
    Diese Katze ist ein Mensch, hatte meine Frau gesagt, als er bei uns aufgetaucht war. Und sein ausladendes Löwengesicht mit der schwarzen Nase, den grüngelben Augen und dem fangzahnbewehrten, aber doch so liebenswerten Maul (dessen Lippe immer noch eiterte) schien wirklich menschliche Züge zu haben.
    Ich strich ihm über den Kopf, kraulte ihn unterm Kinn und wünschte ihm Glück. Schließlich ging ich hinein und schaltete das Verandalicht aus.
    Dann saß ich im dunklen Haus mit meinem Nachtsichtfernglas auf dem Schoß. Ich hatte es eingeschaltet und ein grünlicher Lichtschimmer drang aus dem Okular.
    Zeit verrann in der Finsternis.
    Ich experimentierte ein wenig mit meinem Fernglas, lernte, es scharf zu stellen, die Welt in Grünschattierungen zu sehen. Ich war einigermaßen erschüttert über die Unzahl von Insekten, die ich durch die Nacht schwirren sah, als sei die Dunkelheit plötzlich eine Art albtraumhafter Suppe geworden, in der es von Lebewesen nur so wimmelte. Dann ließ ich das Fernglas sinken und starrte ins üppige Blau und Schwarz der Nacht hinaus, still und friedvoll und ruhig.
    Die Zeit verging. Ich kämpfte gegen den Schlaf und ertappte mich dabei, dass ich Kaffee und Zigaretten schmerzlich vermisste, meine beiden abgelegten Laster. Sowohl das eine als auch das andere hätte mir geholfen, die Augen offen zu halten. Doch gerade als ich drohte in Schlummer und Traumwelt hinabzugleiten, riss ein Jaulen im Garten mich zurück in die Wirklichkeit. Ich hob das Fernglas an die Augen und war enttäuscht, nur Snowflake zu sehen, unsere weiße Katze, die wie ein grünlich weißer Lichtklecks durch den Garten schlich. Sie steuerte auf das Gehölz zu, das an unser Haus grenzte, und war verschwunden.
    Ich wollte mich gerade wieder zurücklehnen, als mir die Frage in den Sinn kam, was Snowflake so erschreckt haben mochte, und ich suchte den Garten systematisch mit dem Nachtsichtgerät nach einem großen Waschbär, einem Hund oder einem kampfwütigen Opossum ab. Und tatsächlich kam etwas die Auffahrt zum Haus hinauf. Ich konnte es durch das Fernglas sehen, deutlich wie im klaren Tageslicht.
    Es war der Teufel.
    Ich hatte den Teufel nie zuvor gesehen und auch wenn ich gelegentlich über ihn geschrieben hatte, hätte ich bei entsprechender Befragung doch gestehen müssen, dass ich nicht an ihn glaubte oder zumindest nur als Ausgeburt der Fantasie, tragisch, ein Milton-Gespinst. Doch die Kreatur, die da die Auffahrt entlangkam, war nicht Miltons Luzifer. Es war der Teufel.
    Mein Herz fing an in meiner Brust zu hämmern, so heftig, dass es wehtat. Ich hoffte, dass er mich nicht sehen konnte, dass ich im Haus, hinter Fensterglas, verborgen war.
    Die Gestalt flackerte und veränderte sich, während sie die Auffahrt hinaufkam. Gerade war sie noch finster, bullig, minotaurisch, im nächsten Moment schlank und weiblich und gleich darauf war sie selbst eine Katze, eine narbenzerfressene, riesige graugrüne Wildkatze, das Gesicht vor Hass verzerrt.
    Eine kleine

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