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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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ist, was Sie kriegen.« Er zerbricht eine Hostie
    und wirft sie den Tauben hin,
    versucht nicht mal, die langsamste zu erwischen.
    Kalte Kriege machen schlechte Verlierer.
    Ich gehe heim.

    VI.
    Nachrichten um zehn. Und hier ist Abel Drugger, der sie verliest:

    VII.
    Im Augenwinkel seh ich flinke, blutlose Bewegungen –
    eine Maus?
    Nun, jedenfalls irgendwas Peripheres.

    VIII.
    Zeit fürs Bett. Ich fütt’re die Tauben
    und zieh mich aus.
    Erwäge, noch einen Sukkubus runterzuladen
    oder auch nur einen Kuppler
    (gibt’s im freien Bereich, Huren und Viren,
    Shareware, nicht nötig, viel Geld zu bezahlen,
    selbst kopiergeschütztes Zeug wird kopiert und verteilt,
    alles hat einen Preis, jeder von uns).
    Dryware, Wetware, Hardware, Software,
    Schwarzware, Fluchware,
    Nachtware, Nachtmahre …
    Einladend blinkt das Modem am Telefon,
    rote Augen.
    Ich lass es ruh’n …
    Heutzutage kann man niemandem trauen.
    Wenn man etwas runterlädt, weiß man doch nicht mehr,
    wo zur Hölle was herkommt,
    wer es als Letzter gehabt hat.
    Oder etwa nicht? Fürchtet ihr euch nicht vor Viren?
    Selbst die besser geschützten Dateien greifen sie an
    und die am besten geschützten zerfressen sie vollends.
    In der Küche hör ich die Tauben turteln und gurren,
    träumen von linkshändigen Messern,
    von Untoten und Spiegeln.
    Taubenblut befleckt meinen Fußboden.
    Ich schlafe allein. Und ganz allein träume ich.

    IX.
    Vielleicht wach ich auf in der Nacht mit einer plötzlichen Einsicht,
    strecke die Hand aus,
    kritzle etwas auf einen alten Umschlag,
    meine Offenbarung, mein neues Verständnis,
    weiß, dass es am Morgen banal wirken wird,
    dass Magie nur der Nacht angehört,
    und erinnere mich, wie es war, als noch …
    Offenbarung wird zum Klischee: hört zu:
    Das Leben war einfacher, bevor wir Computer hatten.

    X.
    Wach oder träumend hör ich von draußen
    wilde Sabbate, schreiende Winde, Tonbandrauschen, scheppernde Musik,
    Hexen reiten auf Ghettoblastern, fliegen zum Mond,
    landen dann auf der Heide mit nackten, schimmernden Flanken.
    Niemand zahlt hier Eintritt, das erledigt man vorher.
    Kinderknochen, an denen noch Fett hängt;
    das geht per Lastschrift, per Dauerauftrag,
    und ich sehe
    oder glaube zu sehen
    ein bekanntes Gesicht und alle stehen an, um seinen Arsch zu küssen,
    lasst uns dem Teufel einen blasen, Jungs, kalter Samen,
    und in der Dunkelheit dreht er sich um und sieht mich an:
    Eine Tür öffnet sich, die andere schlägt zu,
    Ich hoffe, alles war nach Ihren Wünschen?
    Man muss tun, was man kann, jeder hat ein Recht, ehrlich sein Brot zu verdienen,
    wir sind alle bankrott, Sir,
    alle entlassen,
    doch wir machen das Beste draus, Augen zu und durch,
    nur so kann es gehen. Ein faires Geschäft ist kein Diebstahl.
    Also dann, Dienstagmorgen, Sir, wegen der Tauben?
    Ich nicke und schließe den Vorhang. Überall Werbepost.
    Sie kriegen dich,
    so oder anders kriegen sie dich irgendwann.
    Ich werd meine UBahn finden unter der Erde und keine Fahrkarte lösen,
    nur »Dies ist die Hölle und ich will hier raus«,
    und dann werden die Dinge wieder einfach sein.
    Wie ein Drache in einem finsteren Tunnel wird es über mich kommen.

Der Traumfeger

    Wenn alle Träume vorüber sind und du aufwachst, die Welt des Wahnsinns und der großen Taten hinter dir lässt, um in die sonnenhelle Banalität deines Alltags zurückzukehren, dann kommt der Traumfeger an den verlassenen Ort, wo du die Ruinen deiner Gespinste zurückgelassen hast.
    Wer kann schon sagen, was er war, als er gelebt hat? Oder ob er überhaupt je gelebt hat? Deine Fragen wird er bestimmt nicht beantworten. Er spricht wenig, nur selten hört man seine rostige Grummelstimme und wenn er doch einmal redet, dann übers Wetter und die Aussichten, die Siege und Niederlagen gewisser Sportmannschaften. Er verachtet jeden außer sich selbst.
    Wenn du gerade aufwachst, kommt er zu dir, fegt Königreiche und Schlösser weg, Engel und Eulen, Ozeane und Berge. Er kehrt die Lust, die Liebe und die Liebenden zusammen, die Weisen, die keine Schmetterlinge sind, die Blumen aus Fleisch, den Lauf der Hirsche und den Untergang der Lusitania . Er kehrt alles auf, was du in deinen Träumen zurückgelassen hast, das Leben, das du gelebt, die Augen, durch die du geblickt hast, auch die Examensfragen, die du nicht wusstest. Stück um Stück fegt er sie weg: die Frau, die ihre pfeilspitzen Zähne in dein Gesicht schlug, die Nonnen im Wald, den toten Arm, der plötzlich aus dem lauwarmen

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