Die Messermacher (German Edition)
kommen. Mal sehen, ob die beiden noch mehr über die Beziehungen zwischen Marianne und Mike Hunter herausfinden können. Auch werde ich bei den Münchnern ein Amtshilfe-Ersuchen stellen müssen, da die ganze Sache ja bundeslandübergreifend ist. Und jetzt: Abmarsch!“
„Bin schon weg!“, salutierte Joska und rannte fast zur Tür hinaus, wo er mit einer erschrocken zurückfahrenden Lola zusammenrauschte, die anscheinend gelauscht hatte. Dazu hätte sie aber gar nicht so nahe an der Türe stehen müssen, denn das Donnerwetter hatte man sicher im ganzen Haus gehört.
Mit frechem Grinsen schaute Joska seine Sekretärin an und die lächelte zurück.
„Da hast du ja nochmal Glück gehabt, mein Lieber. Das hätte auch ganz anders ausgehen können!“
„Ist es aber nicht und jetzt Abmarsch! Ich bin um 16 Uhr mit Nora verabredet!“, und man sah ihm deutlich an, wie sehr er sich auf diesen Auftrag freute. Das traurige Gesicht, das Lola bei der Erwähnung von Nora aufsetzte, sah er nicht mehr.
Marianne hatte Glück gehabt – es wurde tatsächlich keine Strafanzeige erstattet und dass sie lebenslanges Hausverbot erteilt bekam, war ihr nicht nur egal, sie freute sich sogar darüber. Eine Gefahr weniger für ihre Sucht. Doch dass die Göppinger Kripo sie zu den Vorfällen bei Rüdiger Haupt befragen wollte, gefiel ihr weniger. Sie hatte jedoch ein paar Stunden Zeit gehabt, sich alles genau zu überlegen und war sich nun sicher, dass man ihr nichts anhaben und auch nichts beweisen konnte. Alle, die sie hätten belasten können, waren tot und die Verbindung zu Mike konnte sie erklären. Ihr neuer Bekannter hatte sich bereit erklärt, sie als Anwalt zu vertreten, doch auch ihm würde sie nicht die Wahrheit erzählen.
So saß sie am nächsten Tag in Begleitung ihres Anwalts im Untersuchungszimmer der Göppinger Polizei. Ihnen gegenüber saßen Frau Müller-Harnisch und Herr Kiss, den Marianne ja bereits kannte.
„Nun erzählen Sie uns doch bitte alles über ihre Verbindung zu Mike Hunter. Dass Sie ihn kennen, brauchen Sie nicht mehr zu leugnen, denn Ihre Nichte hat bereits ausgesagt, dass Sie in München in einer Kneipe nach ihm gesucht haben, um ihm Geld zu geben. Warum haben Sie Mike Hunter Geld geschuldet?“
„Ich hatte mir wegen meiner Spielschulden bei ihm Geld geliehen“, behauptete Marianne, ohne rot zu werden. Doch die Kripo-Beamtin lachte nur.
„Das können Sie jemand anderem erzählen! Wir haben uns bereits im Umfeld dieses Herrn Hunter umgesehen und glauben Sie mir, der konnte niemandem Geld leihen – eher anders herum. Also … warum haben Sie ihm Geld geschuldet?“, fragte Frau Müller-Harnisch eindringlich und sah ihrer Verdächtigen dabei fest in die Augen.
Marianne, die bereits langsam an Entzugserscheinungen litt, senkte den Blick und antwortete resigniert:
„Ich hatte ihm einen Auftrag erteilt, ihm eine Anzahlung gegeben und nach dessen Ausführung sollte er den Rest bekommen. Mich hat auch gewundert, warum er in unsere Werkstatt eingedrungen ist, um mir einen Zettel mit der Erinnerung daran hinzulegen. Das war schon ein bisschen unheimlich, denn er hatte ja meine Handynummer. Es fehlten ja auch ein paar Messer. Wahrscheinlich hat er die auch mitgehen lassen. Jedenfalls war er, als ich ihn in seiner Stammkneipe aufsuchen wollte, nicht da und so wollte ich als erstes bei Herrn Haupt nachsehen.“
„Warum gerade bei Herrn Haupt?“, wollte die Beamtin wissen.
„Weil ich Mike zu Rüdiger geschickt hatte. Er sah doch meinem Vater so ähnlich und ich wollte, dass er als Reno zu Rüdiger geht und mit ihm Schluss macht. Können Sie sich nicht vorstellen, was das für ein Schock war, als ich herausfand, dass mein Vater schwul ist?“, fragte Marianne, um Mitleid heischend.
„Natürlich, aber das rechtfertigt noch lange keinen Mord!“, entgegnete Joska und erntete von seiner Chefin einen anerkennenden Blick.
„Wieso Mord? Mike sollte Rüdiger doch nicht umbringen! Er sollte sich nur von ihm trennen und den Kontakt zu meinem Vater gänzlich abbrechen. Wenn Rüdiger sich nicht mehr gemeldet hätte, hätte mein Vater sicher nicht weiter an der Beziehung festgehalten. Zumindest dachte ich mir das so.“
„Aber irgendwas ist schiefgelaufen, nicht wahr? Sie können sich nicht erklären, was passiert sein könnte?“, fragte Frau Müller-Harnisch nun etwas freundlicher.
„Doch, ich hab mir in den letzten Tagen immer wieder Gedanken darüber
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