Die Messermacher (German Edition)
nämlich schon zu der zweiten Geschichte und die hat mit Marianne zu tun“, erklärte Nora weiter, wurde aber schon wieder unterbrochen.
„Wo steckt die eigentlich?“, fragte Jakob.
„Sie steckt in Baden-Baden im wahrsten Sinne des Wortes fest“, erklärte Nora und erzählte nun auch noch Mariannes Erlebnis im Spielcasino.
„Marianne ist spielsüchtig?“, fragten ihre Brüder verständnislos, doch Delfina sah aus, als ginge ihr ein Licht auf.
„Dafür hat sie also immer wieder Geld gebraucht. Ich hab mitbekommen, wie Reno ihr immer wieder mal was zugesteckt hat.“
„Das ist ja eine schöne Scheiße, in die Marianne sich da reinmanövriert hat. Aber wo bist du nun gewesen, Nora?“, fragte Delfina nervös, denn sie ahnte, dass ihre Tochter in etwas Gefährliches hineingeraten war.
„Ich habe einen Zettel auf Mariannes Arbeitsplatz gefunden, dass sie jemandem noch Geld schuldet und ihr eigenartiges Verhalten bei der Beerdigung dem Rüdiger gegenüber hat mich dazu veranlasst, ihr zu folgen, als sie behauptete, einen Kunden in München besuchen zu wollen“, fing Nora wieder an und erzählte dann ihre Erlebnisse in München und wie sie in die Gefangenschaft von Rüdiger geraten war und Marianne dort vorgefunden hatte.
„Opa hatte einen Doppelgänger und Marianne muss von ihm gewusst haben. Ganz genau weiß ich das aber auch noch nicht. Jedenfalls ist der Mike, so hieß der Typ, der Opa wirklich zum Verwechseln ähnlich sah, auch tot und lag neben Opa vergraben. Wie der ums Leben kam, wissen wir auch noch nicht, denn Rüdiger ist geflohen und seither wie vom Erdboden verschluckt. Aber es läuft bereits eine Fahndung nach ihm und die Polizei glaubt, dass er ohne Papiere nicht weit kommen wird. Die Ermittlungen laufen ja gerade erst an und Joska und die Thüringer Polizei werden wohl zusammenarbeiten müssen, denn irgendwie hängt ja alles zusammen“, schloss Nora ihren Bericht.
„Müssen wir uns jetzt wegen diesem Rüdiger irgendwelche Sorgen machen? Kann es sein, dass er dich oder Marianne für das verantwortlich machen will, was bei ihm im Haus passiert ist?“, fragte Delfina bangen Herzens, denn sie hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache.
„Ich denke nicht, dass Sie etwas zu befürchten haben. Doch wenn es Sie beruhigt, können wir jemanden zu Ihrem Schutz kommen lassen, bis wir Herrn Haupt gefasst haben. Das dürfte nicht mehr allzu lange dauern“, bekräftigte Joska mit fester Stimme, obwohl er sich dessen nicht so sicher war. Wenn er genauer darüber nachdachte, hatte Nora ihn ja dabei gesehen, wie er mit einem Messer nach Sven geworfen hatte. Er hatte ihn zwar nicht gleich umgebracht, aber wegen Körperverletzung mit Mordabsicht konnte er schon belangt werden. Und bis durch den Obduktionsbericht von Sven nichts anderes bewiesen war, konnte es ja auch sein, dass Rüdiger ins Krankenhaus eingedrungen und der Mörder von Sven war. Wer konnte das jetzt schon wissen? Joska traten bei diesen Gedanken Schweißperlen auf die Stirn. Waren Nora und ihre Familie vielleicht doch in größerer Gefahr, als er sich zunächst eingestehen wollte? Dennoch entschied der junge Polizist, die Familie nicht unnötig zu beunruhigen und nahm sich vor, mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nach dem flüchtigen Herrn Haupt zu fahnden.
In seine Überlegungen hinein fragte Delfina plötzlich:
„Und seit wann seid ihr zwei eigentlich zusammen? Wir haben da ja bisher gar nichts mitgekriegt.“
„Konntet ihr ja auch nicht, denn wir sind eigentlich erst seit ein paar Minuten ein Paar“, erklärte Nora und rückte demonstrativ näher an ihren neuen Freund heran. Es fühlte sich einfach gut an, ihn als solchen zu bezeichnen und Nora war trotz der ganzen widrigen Umstände richtig glücklich. Joska war genau zum richtigen Zeitpunkt in ihr Leben getreten – jetzt, wo ihr geliebter Opa nicht mehr lebte.
Doch Joska hatte trotz seiner Liebe zu Nora immer noch ein schlechtes Gewissen seiner Chefin gegenüber. Denn immerhin hatte Nora zu den Verdächtigen im Falle Angerer gehört. Auch in den Thüringer Fall war sie verwickelt gewesen und er hatte auf eigene Faust ermittelt. Wie er das alles seiner Chefin beibringen sollte, wusste er auch noch nicht. Da er seit gestern unterwegs war und seiner Dienststelle nur mitgeteilt hatte, dass er an einer wichtigen Sache dran war, aber nicht an welcher, stand ihm noch ein schwerer Gang bevor. Seufzend erhob er sich und erklärte, dass er
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