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Die Mestizin

Die Mestizin

Titel: Die Mestizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: César Aira
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diesen Fällen fanden vor den ungläubigen Blicken der Dorfbewohner wahre Turniere der Eleganz statt. Erst jetzt begriffen sie, welch große Bedeutung sie dem Innenleben beigemessen hatten; die Indianer konnten ihnen Lektionen in punkto Askese erteilen: Was nicht Schein war, wurde von ihnen für nichtig erklärt.
    Vor allem die Männer, die von Kopf bis Fuß bemalt waren, brachten ihre Präsenz derart zur Geltung, waren so solide und schwer, dass man, als sie längst fort waren, noch den tiefen Abdruck ihrer Körper sehen konnte. Sie hatten winzige und in der Regel halb geschlossene Augen. Wer Gelegenheit hatte, sie aus der Nähe zu betrachten, konnte die Iris sehen, schwarz wie gut poliertes Leder, und die Pupillen dagegen wie Diamanten. Sie zupften sich die Augenbrauen und die Wimpern. Sie trugen weite und biegsame Goldarmbänder, die die Energie bündeln sollten. Arme und Beine hatten sie fest mit Baumwollbändern umwickelt. An den Fingern Hunderte von Ringen.
    Sie zogen sie gewöhnlich aus, als wären es Handschuhe, wenn sie den Würfel besonders wirkungsvoll werfen wollten. Später steckten sie sie einen nach dem anderen wieder an die eingeölten Finger, griffen nach ihnen, ohne hinzuschauen.
    Aber ihre schönsten Schmuckstücke – das sagten sie selbst – waren ihre Gesten. Schläfrig, geheimnisvoll, langsam, mit schöner Schwerfälligkeit, streckten sie einen Arm aus, so makellos rein wie ein Schwanenflügel, um das Glas zu erheben, öffneten langsam und schief den Mund, um die Zigarre in Empfang zu nehmen, die die Frauen ihnen reichten, streckten die dicken, zylindrischen Beine im Gras aus, um eine bequemere Stellung zu finden. Ihre Bewegungen waren die Krone der Eleganz: Jedes Mal, wenn sie das Glas zu den Lippen führten, erscholl der Chor der Engel. Das Anspannen oder Entspannen eines Muskels, das flüchtige Relief einer Vene, die überaus langsame Woge, von der die mächtige Schulter und der Rücken erfasst wurde… und viele weitere Zeichen des Reichtums.
    Was die Bemalung anbelangte, so spottete sie jeglicher Beschreibung, befand sich jenseits aller Malerei. Vor Jahrhunderten hatte man begonnen, der Vergröberung einen großen ästhetischen Wert beizumessen. Heute ahmten sie mit ihren Pulvern den zufälligen Flügelschlag des Schmetterlings nach, oder die Spuren eines mit schwarzer Tinte getränkten Schwamms, der mitten auf die Brust gedrückt wurde; ein zittriges Karo auf einem Herkules; ein Krieger hatte blaue Arme, ein anderer war mit groben Pinselstrichen bedeckt, die Risse bekamen, sobald sie getrocknet waren…
    Viele trugen die Köpfe geschoren und bemalt; es war in Mode, den Schädel zu versilbern. Am stärksten glänzten ihre Geheimratsecken, die mit seltenen Ölen eingeschmiert waren.
    Sie waren sich bewusst, wie sehr die Weißen von ihrem Auftreten geblendet waren. Sie spannten sie mit den erstaunlichen Fortentwicklungen der Etikette auf die Folter. Selbstverständlich waren sie nichts als unbedeutende Höflinge, denn die von Format wurden in den Salon des Obersts geladen. Und man erzählte sich, diese besäßen ein ganz anderes Auftreten, seien unvergleichlich kultivierter.
    Im Morgengrauen (im Allgemeinen im Morgengrauen, auch wenn es zu jeder anderen Stunde hätte sein können) öffneten sich die aus Bananenstämmen gezimmerten Tore des Forts, und heraus kamen die Kaziken auf ihren dicken Stuten, mit Bewegungen wie Schlafwandler; alle wollten sie sehen in dem trüben Licht, obgleich sie nicht gerade in bester Verfassung waren: die Bemalung verwischt, die Schultern müde herabhängend; das Gelage hatte ihnen alle Lebenskraft ausgesaugt, und sie mussten gehen.
    Dann ließen die Krieger überstürzt ihre Aura hinter sich und schwangen sich auf ihre Pferde. Ihre Herren würden nicht auf sie warten. Es blieb ihnen nicht einmal die Zeit sich zu verabschieden. Manchmal ließen sie vergessene Ringe oder einen Würfel zurück.
    Die Indianer schienen sich stets in jenem Zustand der Seelenruhe zu befinden, der auf den Sturm der Gedanken folgt. Daher lohnte es, sie zu beobachten, wenn man lernen wollte, wie ein Mensch sich von einer Erschütterung erholt, die gar nicht stattgefunden hat. In einer Kultur wie der ihren war alles Weisheit. Ahmte man sie nach, glaubte man, zu den Quellen zurückzukehren. Die Eleganz gehört der religiösen oder gar mystischen Ordnung an. Die weltliche Ästhetik ein Ableger des Menschlichen, eine Notwendigkeit. Alles war Sexualität und Liebe. Laut Espina fing die Liebe

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