Die Mestizin
zurück, die Tore schlossen sich und der ganze Spuk war vorbei. Man hörte Gelächter.
Erna ging hinunter zum Bachufer, denn sie brannte darauf, die Kommentare der Indianer zu hören. Sie gesellte sich zu einer Runde von jungen Leuten, die tranken.
«Ich glaube, der Oberst ist auf die einfachste Methode verfallen, Kriege zu verhindern», sagte einer ironisch.
«Ich verstehe nicht, warum da nicht schon früher jemand drauf gekommen ist!»
«Vielleicht ist die Methode ja gar nicht so neu», erwiderten sie. «Vielleicht hat man in der Vergangenheit nichts anderes gemacht. Wenn man die Geschichte von allem hohlen Gefasel befreit, ist sie nichts als eine Folge von Zahlungen, je exorbitanter, desto besser. Das Einzige, was sich geändert hat, ist die Form und der Kredit.»
«Außerdem», sagte ein anderer, «hat der Krieg nie existiert. Was man daran sehen kann, dass er immer verhindert werden konnte.»
Alle waren einer Meinung.
«Der Krieg ist unmöglich, folglich sind Zahlungen immer unnötig oder, besser gesagt, fiktiv, wie diese hier.»
Einer von ihnen sagte, so fiktiv sei das nicht gewesen, schließlich hätten sie das Geld ja gesehen, und das sei ganz real gewesen.
Der Vorredner lachte schallend los.
«Reales Geld! Lächerlich! Ein Zahlungsmittel ist eine willkürliche Konstruktion, ein Element, das allein deshalb ausgewählt wurde, weil es sich gut dazu eignet, die Zeit zu vertreiben. Diese Geldscheine hat der Oberst gedruckt, und er braucht nichts weiter zu tun, als jedes Mal, wenn es ihm einfällt, die neue Druckmaschine anzuschmeißen, die ihm der Franzose gebaut hat.» Er wurde kurz etwas nachdenklich und fügte dann hinzu: «Ich würde darauf wetten, dass alles im Voraus und mit Bedacht schriftlich festgelegt wurde.»
«Zu welchem Zweck sollte er eine so kindische Komödie inszenieren?», sagte Erna.
«Um die Geldzirkulation anzukurbeln, denn auf andere Weise wäre die Verteilung sehr umständlich geworden. Und er schafft einen Präzedenzfall. Von nun an werden vielleicht alle Gefechte so sein, eine Erpressungskomödie. Ein neues Genre. Vielleicht gelingt es ihm sogar, alle Stämme im äußeren Umkreis in Bewegung zu setzen und wöchentlich etliche Tonnen Papiergeld in Umlauf zu bringen.»
Alle bewunderten die Kühnheit des Obersts. Eine Indianerin hatte so ihre Zweifel.
«Einstweilen wird dieses Geld in die Hände von ein oder zwei Kaziken gelangen, vielleicht nur in die von Caful…»
«Das kommt aufs Gleiche raus. Caful oder wem auch immer wird es gar nichts nutzen, wenn es ihm nicht gelingt, es in Umlauf zu bringen. Zumindest eine Summe, die groß genug ist, ein Geld-‹Klima› zu schaffen.»
«Und wenn die Kaziken beschließen, es ausschließlich untereinander auszugeben, als politische Gelder?»
«Das Risiko muss Espina eingehen. Aber ich halte es nicht für wahrscheinlich. Früher oder später sickert Geld immer von den Reichen zu den Armen durch.»
Ein weiterer Indianer, der bisher schweigend zugehört hatte, schüttelte den Kopf.
«Das scheint mir nicht so einleuchtend. Zunächst einmal hat das ganze Vermögen, das da auf dem Planwagen lag, wahrscheinlich eine einzige Bestimmung: den Spieltisch. Sobald sie es erhalten haben, werden nicht viele Stunden vergehen, bis sie es bis auf den letzten Centavo verspielt haben.»
«Vielleicht wird das gar nicht so einfach für sie sein. Wir kennen ja gar nicht den Nennwert der Geldscheine.
Vielleicht gibt es in der ganzen Wüste nichts, womit man eine Wette gewinnen könnte. Und außerdem… das Spiel ist nur ein Schmiermittel der Zirkulation. Man könnte sagen, es ist die Zirkulation selbst, in ihrer schnellsten Erscheinungsform.»
«Die Zirkulation», verneinte der andere, «beruht auf Kontinuität, während die Wechselfälle des Glücks im Spiel naturgemäß Unterbrechungen erfahren.»
«Im Spiel», sagte ein anderer, «verliert man immer alles, so dass es zu einer Konzentration kommt, wenn auch zu einer negativen. Das kann keine gute Methode der Güterverteilung sein.»
Sie erwiderten ihm, seit der Prähistorie hätten die Königreiche der Wilden ihre Finanzen auf das Spiel gegründet, und das System sei nicht zusammengebrochen, ein Zeichen dafür, dass es so schlecht nicht funktionierte. Sie beriefen sich immer auf die Prähistorie, die Lieblingstheorie der Indianer. Mitten in der Diskussion tauchte am Strand ein Kadett auf, der Erna suchte und ihr einen sechsmal gefalteten Brief aushändigte. Gombo teilte ihr mit, er könne heute
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