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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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achtundzwanzig Milliarden Söhne dieses Kapitäns, enträtseln können. Nun begriffen sie das Dunkel, das über der Historie der neunzehn Welten lag. Dadurch, daß das Buch verlorengegangen war, kam das Volk ohne Erinnerungen hier an – oder mit Erinnerungen, die im Laufe von neunhundertsechsundfünfzigtausend Tagen zur Sage geworden waren.
    »Es wird Jahre dauern«, sagte van Gossen, »bis das Geschichtsbild endgültig korrigiert sein wird. Das ist die Arbeit von Tausenden von Menschen. Sämtliche Bücher, die sich damit beschäftigen, sind gegenstandslos geworden. Das ist ein Teil der angestrebten Revolution.«
    Treen zuckte die Schultern und hob seine Hand. Er deutete auf van Gossen.
    »Das ist zweifellos großartig, Historiker, und ich vergesse keine Sekunde lang, was es bedeutet. Wichtiger aber ist etwas anderes, weil es uns unmittelbar betrifft. Was soll jetzt geschehen?«
    Die Lippen des Historikers wurden schmal und hart.
    »Sie alle haben durch Ihre Leistungen, besonders durch die Verwirrung, die Sie im Komputer von Sandjord stifteten, eine beträchtliche Aufregung verursacht. Sie sind auf sämtlichen Welten berühmt, aber nicht deswegen, weil Sie geächtet wurden. Man weiß nicht, was das alles soll. Man hat die Ereignisse, aber man kann sie nicht koordinieren. Diese Koordination wird in genau dreißig Tagen stattfinden. Das weiß ich durch meine geheimen Quellen. Vorher wird hier oben ein Inspektor erscheinen, der Sie auffordern wird, sich auf dem Zentralplaneten, also Escader, zu stellen. Die Maschinen sind ratlos, aber sie werden es nicht lange bleiben.«
    »In dreißig Tagen erfolgt also eine Verhandlung gegen uns?« fragte Treen zurück.
    »Ja. Sie können sich darauf verlassen.«
    »Das ist bitter. Was sollen wir dort?«
    »Die Revolution starten«, erwiderte van Gossen. »Nichts weniger als das. Ich werde Sie verteidigen, und zwar auf eine Weise, die buchstäblich Geschichte machen wird.«
    »In dreißig Tagen.«
    »Genau Mittag in dreißig Tagen«, bestätigte der Historiker abermals. »Es wird ernst.«
    »Den Eindruck habe ich auch«, schloß Sarrazin und drehte sich endgültig um. Auf dem Telewürfel stand eine Bildstörung.
    Shemnouk sprang aus seiner Sitzkugel hundertfünfzig Zentimeter hoch, flog in einem eleganten Bogen haarscharf über den Tisch und verfehlte den abgestorbenen Zweig, den Saey mit runden Lagerschalen aus Kunststoff drapiert hatte, nur um Millimeter. Shemnouk prallte vor dem Historiker auf den Boden und sprang in van Gossens Schoß.
    »Dreißig Tage, Historiker?« fragte er schrill, wie in höchster Erregung.
    Van Gossen nickte ernst.
    »Dann werde ich also handeln müssen«, sagte Shemnouk entschieden und stieß sich wieder ab. In einem Zickzackkurs verließ er die Kunststoffplatte, wirbelte, sprang und rollte über die schlangenförmig angelegten Wege des Gartens unter der Kunststoffkuppel und verschwand in der Schleuse. Kurz darauf hörten die Männer das Seufzen der hydraulischen Anlage.
    »Er bewegt sich auch im Vakuum?« fragte der Historiker verblüfft.
    Saey Bayard nahm das leere Glas aus seiner Hand, füllte es wieder und antwortete:
    »Inzwischen glauben wir, daß Shemnouk alles kann.«
    Der schwarze Ball federte in dem künstlichen Schwerefeld über einen Teil des glänzenden Raumhafens, übersprang die schlanke Schwanzfinne des Bootes, mit dem van Gossen vor einigen Stunden gelandet war und verschwand in der kleinen Personenschleuse der Werkstatt. Dort lag, neben Teilen des Riesenschiffes, auch die Raumschiffkugel, in der Shemnouk dieses Planetensystem besucht hatte. Das Tachyonentriebwerk und das hochwertige Ortungsgerät hatten Ivor und Rodrigo ausgebaut.
    »Er will in sein Raumschiff«, stellte Shenandoah fest, der jetzt wieder zu seinem Sessel zurückkam.
    »Was will er dort?« fragte Sneeper und lachte beunruhigt.
    Shenandoah zuckte die Achseln.
    »Ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Ich vermute nur, daß es etwas sehr Wichtiges ist, denn er erkundigte sich nach der Frist, die uns noch bleibt.«
    Sneeper lachte.
    »Vielleicht holt er Verstärkung!« sagte er leichthin.
    In den Männern, auch in van Gossen, kam ein Gefühl des Unbehagens hoch. Sie wußten, daß in letzter Zeit alles glatt und reibungslos vor sich gegangen war. Zu reibungslos. Shemnouk war ein Unsicherheitsfaktor; es war nicht bekannt, woher er kam, noch was er wollte. Er beantwortete keine einzige Frage, die sie ihm gestellt hatten – und die Männer hatten Hunderte von Fragen an ihn

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