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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Sie verteidigen. Wie ich das mache, ist meine Sache – aber wir werden durchschlagend wirken.«
    »Können wir uns darauf verlassen?« fragte Shenandoah.
    »Hundertprozentig!« schloß der Historiker.
    Sie halfen ihm in seinen vergoldeten Raumanzug mit den elfenbeinernen Knöpfen und brachten ihn hinaus zu seinem Schiff. Die Sonnenscheibe versank hinter der Wölbung des Mondhorizontes, als das Schiff mit lodernden Triebwerken startete.
    »Mir ist angst und bange«, flüsterte Treen und blickte Ivor an, »wenn ich an die nächsten dreißig Tage denke und an das, was uns erwartet.«
    Menadier steckte seinen Mittelfinger durch seine ringförmige Locke.
    »Es kann nicht schlimmer werden als unsere ersten Verhandlungen«, sagte er. »Und diesesmal haben wir Freunde. Mächtige Freunde.«
    Shenandoah stürzte den Inhalt seines Glases hinunter und sagte hart:
    »Und unser bester Freund ist die Wahrheit. Die absolute, unbestechliche und unverfälschbare Wahrheit. Damit werden wir siegen.«
    Sie gingen auseinander, und Rodrigo schaltete schweigend den Telewürfel aus. Das Bild Ensheelas verschwand und machte einer stumpfen Fläche Platz. Am nächsten Morgen starteten Menadier und Shenandoah, um das Schiff zu bergen. Sie nahmen Shemnouk mit.
     
    *
     
    Wieder schwebten sie lautlos in der stumpfen Dunkelheit, hier senkrecht über der Bahn Ingaalundahs, des dritten Planeten. Fast eineinhalb Milliarden Kilometer entfernt. Die Sonne war zu einem winzigen, kaum noch wahrnehmbaren Punkt geschrumpft.
    Vor fünf Jahren war das Schiff, das sie mit Hilfe des scharfen Ortungsgerätes gefunden hatten, gestartet. Die Informationen des Komputers besagten, daß einige Minuten nach dem Start eine ungeheure Explosion beobachtet worden war, dann nahmen die Behörden, dem dogmatischen Beschluß der Maschine folgend, einen Totalverlust an. Auf IV Ingstersveen hatten drei Männer zwei Stunden lang gerechnet, ihre Systemprojektion zu Rate gezogen und ein Dutzend Theorien gewälzt und waren dann gestartet, sicher, das Schiff zu finden. Und sie hatten es gefunden. Es trieb jetzt mit schwacher Fahrt, fast nicht einmal mit den Geräten wahrnehmbar, aus dem System hinaus. Irgendwie mußte ein Triebwerk mit Höchstwerten gearbeitet haben; das Schiff drehte sich noch immer. In zwei Minuten einmal um die Längsachse.
    »Ein stattlicher Bursche.«
    Shenandoah steckte bereits im Raumanzug und beobachtete das Aufleuchten und Flackern der Kontrollämpchen, er testete die Versorgungsleitungen und die Füllungen der Batterien und Energiezellen.
    »Mit Blei beladen«, antwortete Menadier.
    »Das gleiche Verfahren wie sonst?«
    »Es wird das Beste sein.«
    Shenandoah steckte die Kontakte ein, die eine Batterie mit den Scheinwerfern verbanden und nahm den Bügel des Helms in die Hand.
    »Gehen wir?« fragte er.
    »Gleich – ich sehe noch nicht genügend Befestigungspunkte«, erwiderte Ivor. »Und du, Freund Shemnouk, paßt inzwischen auf unsere Instrumente auf und auf das, was wir draußen tun. Du kannst nur lernen ...«
    Er schaltete den Scheinwerfer an und richtete ihn auf das Wrack.
    »Die Drehung macht mir zu schaffen«, sagte er. »Wir werden vorsichtig sein müssen mit dem Anbringen der Trossen, Crooks!«
    Crooks nickte schweigend.
    »Los!«
    Sie klappten die Helme nach vorn, sicherten sie und verließen das Schiff. Hinter ihnen schloß sich die Tür der Schleuse. Mit purpurnen Flammen erwachten die Rückentriebwerke. Die Männer schwebten, mit den Händen verbunden, hinüber zum anderen Schiff. Die Empuse schwebte ruhig vor dem Bug des Wracks, und die Trossen liefen gestrafft aus den Führungsrollen. Crooks und Ivor zogen zwei der kunststoffummantelten Taue hinter sich her.
    Ivor klinkte eines an einen Montagebügel direkt am Bug des anderen Schiffes ein, stemmte sich daraufhin gegen die Panoramascheibe, die von zwei Meteoreinschlägen sauber perforiert war und schaltete den Helmscheinwerfer ein. Der Lichtfinger zielte in die Kabine, und der Totenschädel des Piloten grinste Ivor an. Ivor erschrak und stieß sich ab, drehte sich um und zündete wieder das Triebwerk. Er schwebte zurück zum Schlepper, um eine neue Trosse zu holen. Shenandoah wußte, daß sie die Eigenbewegung des Wracks anhalten mußten, sonst wurden die Trossen zu sehr belastet. Er klinkte den Haken seiner Metallverbindung in das Gestänge ein, an dessen Spitze eines der vernichteten Triebwerke saß. Wenn der Schlepper beschleunigte, würden sich die Trossen straffen, und die Rotation des

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