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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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gerichtet. Er war drollig und stets aufmerksam, hilfsbereit und entgegenkommend, aber undurchschaubar wie seine ledrige Haut. Man wußte auch nicht, was er konnte. Ein ziemlich komplizierter Fundgegenstand, und doch wußte Shenandoah, der ihn aus dem All geborgen hatte, daß dies alles nicht Zufall sein konnte.
    »Warten wir es ab«, sagte er.
    »Es kann natürlich sein, daß er jemanden anfunkt, der mit einer riesigen Flotte von Raumschiffen ankommt und das System unterjocht ...«
    Treen sprach diese Vermutung halblaut aus.
    »Glaubst du daran?« fragte Ivor scharf. Treen schüttelte den Kopf und drehte an den Haaren seines Bartes.
    »Nein«, sagte er.
    »Ich auch nicht«, warf Saey ein.
    »Ausgeschlossen ...«, murmelte Rodrigo. »Shemnouk ist unser Freund. Er ist ein Kundschafter, aber keiner, der einen Feind anlockt. Wir müssen es einfach glauben.«
    Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus.
    »Sneeper«, sagte Treen. »Du hast einen Vorschlag und bereits die nötigen Unterlagen. Ich möchte gern auch darüber etwas von van Gossen hören.«
    Sneeper Wilkinson, der Werbemann der Gruppe, schob mehrere Blätter über den Tisch. Der Historiker nahm sie an sich und studierte aufmerksam den Text und die Bilder. Sneeper hatte bisher seinen Lebensunterhalt damit verdient, daß er die vom Komputer ermittelten Bedarfsmengen von Gleitern, Nahrungsmitteln, kurzlebigen Investitionsgütern durch gezielte und in den Ideen sehr magere Werbung verkaufen half. Hier, abgesehen von der Aktion, die zwei Werke, deren Produktion und den zuständigen Komputer in völlige Verwirrung gestürzt hatte, lag sein erster selbständiger Vorschlag für eine Information, die schlagartig auf neunzehn Welten verteilt werden sollte.
    »Wir wollen damit erreichen, daß die Gärung unter der Bevölkerung zunimmt«, erklärte Wilkinson. »Wir verschicken die Informationen an alle Redaktionen, Telestationen, an Chefprogrammierer und Abgeordnete der planetaren und lunaren Kommunen.«
    Van Gossen nickte beipflichtend und sah schnell hinüber zu Rodrigo, der wieder auf den Teleschirm starrte. Die Bildstörung war vorbei.
    »Ein Mädchen namens Ensheela, die bisher nur zugehört, aber nicht gesprochen hat, will etwas sagen. Sie hat einen Vorschlag zur Freizeitgestaltung«, erklärte Rodrigo.
    »Bitte!« rief Ivor.
    »Ich habe, euren Bitten entsprechend, den Komputer nach einem weiteren Auftrag gefragt, beziehungsweise ihm klargemacht, daß ihr ein weiteres Boot abschleppen wollt. Die Zustimmung liegt vor.«
    »Einverstanden. Wir starten morgen früh, Flinth-Zeit.«
    Shenandoah konnte sich denken, daß dies ihr letzter Flug vor dem Zeitpunkt war, der für sie alle entscheidend sein würde. Noch dreißig Tage. Dann würden sie sich stellen müssen. Jetzt wirkten sie wie eine einzelne Hefezelle in einem undefinierbaren Teig, aber diese Masse würde gären und an Volumen zunehmen. Sneepers Informationen würden dabei mithelfen.
    »In Ordnung«, van Gossen reichte die Blätter Sneeper zurück. »Ich bin begeistert davon. Selbst wenn zwei Drittel aller Empfänger die Informationen nicht glauben oder nicht weitergeben, wird der Erfolg großartig sein. Der Weg ins Licht!«
    Er begann schallend zu lachen.
    Die Informationen waren hinreißend aufgemacht. Fotos des Sternenhimmels, der umgebauten Empuse, des Konvois und einige Bilder des Ankoppelungsvorganges. Ein zündender Text, der eine kurze Geschichte erzählte – die Geschichte der sieben Personen und des merkwürdigen Fundes. Sneeper kannte auf Escader eine Druckerei, die diese Informationen drucken und versenden würde.
    »Ich füge noch einen Text hinzu, der sich mit den ersten Folgerungen befaßt, die Sie aus dem Riesenschiff schlossen, Historiker«, sagte Sneeper. »Ist das in Ihrem Sinn?«
    »Ja.«
    Die Druckerei, mit der Sneeper vor der Verurteilung eng zusammengearbeitet hatte, würde drucken und die Adressen besorgen. Eine Nebenabteilung würde den Versand übernehmen. Wilkinson wußte, daß er hier keinerlei Schwierigkeiten haben würde.
    »Sie müssen so abschicken, Sneeper, daß die Informationen rund zehn Tage vor unserem Attentat auf die Komputerherrschaft an die Empfänger gelangen. Geht das klar?«
    »Natürlich!« antwortete Wilkinson dem Historiker.
    Van Gossen stand auf und sah sich um.
    »Ich muß zu meinen Arbeiten zurück«, sagte er leise. »Holen Sie das Schiff und landen Sie es. Dann warten Sie auf den Tag, an dem die Verhandlung in Escader stattfinden wird. Ich werde dort sein und

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