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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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nicht ausschließt, daß wir mit noch mehr Wirkung vorgehen können.«
    Saey Bayard hatte in der kleinen Küche Hervorragendes geleistet. Während Shemnouk mit der ihm eigenen Formlosigkeit Nahrungsmittel absorbierte, aßen die anderen Mitglieder der Versammlung langsam und mit großem Genuß.
    Nach angemessener Zeit lehnte sich der Historiker zurück, schwenkte die Flüssigkeit in seinem Glas und betrachtete die Freunde. Sie hatten sich, seit er als Beobachter ihre Prozesse verfolgte, sehr verändert – sie wirkten lockerer und selbstbewußter, als wären sie von jahrelanger Knechtschaft befreit. Ihre Kleidung war äußeres Kennzeichen dieses Vorgangs, denn sie war mit Hilfe primitiver Mittel gefärbt, aufgelockert und originell geworden.
    »Eines nach dem anderen«, sagte van Gossen. »Zunächst einmal zu dem Schiff, das ihr mir auf den Schreibtisch gelegt habt. Außer meinen tüchtigen und maschinenbewußten Assistenten weiß niemand etwas von dem, was ich euch jetzt erzählen werde.«
    »Sie betonen dieses ›weiß‹ so stark, van Gossen. Erklären Sie sich bitte etwas näher?«
    Sneeper Wilkinson betrachtete den Stapel Papier, der vor ihm lag und kicherte kurz.
    »Gern. Die Arbeiter und die Kommandos, die das Schiff abwracken, denken sich natürlich etwas dabei. Aber sie wissen nichts. Ihnen werden die Augen aufgehen, wenn sie erfahren, was ich weiß.«
    Schweigend warteten die Männer, das Mädchen und der seltsame Fremde darauf, daß van Gossen weitersprechen würde. Der Historiker lehnte in seinen Polstern; klein, schmal und zerbrechlich. Aber sein faltiges Gesicht mit den dominierenden Augen strahlte Können und Wissen aus.
    »Zuerst: das Alter. Wir haben eine Serie von Materialuntersuchungen vorgenommen. Das Riesenschiff ist seit zwei Jahrtausenden nach Escader hier im System. Das wahre Alter muß etwas über zweieinhalb Jahrtausende betragen.«
    Shemnouk pfiff alarmiert.
    »Das bedeutet, daß die Sundyborg mit diesem Schiff hier im System ankamen, feststellten, daß alle neun Planeten bewohnbar sind und mit den Beibooten landeten. Ist es so, van Gossen?«
    Shenandoah rieb gedankenvoll sein Kinn und lächelte Rodrigo zu, der seinen Blick nicht bemerkte, weil er den Telewürfel anstarrte; in stiller Anbetung.
    »Sicher. So ist es«, erwiderte van Gossen. »Die halbzerstörten Triebwerke, die wir in den unergründlichen Tiefen eines Materiallagers fanden, entsprechen denjenigen, die wir in unseren Schiffen verwenden. Natürlich sind zwei Jahrtausende nicht spurlos an der technischen Evolution vorbeigegangen; unsere Triebwerke arbeiten besser, schneller und rationeller. Das Mutterschiff hatte einen Zentralantrieb, der eindeutig auf Tachyonenbasis arbeitet. Nur wurden die Kernstücke entfernt, so daß wir keinen Probelauf starten konnten.«
    Ivor hob die Hand.
    »Sie können diese ausgeschraubten Teile drüben in der Werkstatt besichtigen, Historiker«, sagte er in unnatürlicher Ruhe.
    Van Gossen lachte anerkennend.
    »Ich dachte es mir. Die Arbeitsspuren an den Flanschen waren zu frisch. Ich mußte auf Sie tippen, Menadier.«
    Ivor nickte.
    »Ist das, was Sie berichten, beweisbar?« fragte Rodrigo. »Ich meine, gegenüber den Maschinen?«
    Er bewies, daß er gleichzeitig stumme Zwiesprache halten und zuhören konnte.
    »Ich werde es beweisen können, wenn es an der Zeit ist«, sagte van Gossen.
    »Gut. Was gibt es weiter.«
    »Warum heißen die Sundyborg ›Sundyborg‹?«
    Shenandoah zuckte die Schultern.
    »Ich bin zu folgender Vermutung bereit: Das Schiff, das wir fanden, hatte diesen Namen?«
    Van Gossen schüttelte seinen schmalen Schädel.
    »Falsch. Es war der letzte Kapitän dieses Schiffes, der so hieß. Avedon Sundyborg.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Van Gossens Augen waren müde. Es sah aus, als habe dieser Mann seine Arbeitskraft bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit strapaziert. Er mußte in den vergangenen Tagen pausenlos gearbeitet haben.
    »Ich habe sämtliche Logbuchbänder durchgesehen. Natürlich konnte ich auf nichts Besonderes eingehen. Mir lag nur daran, meine Vermutungen bestätigt zu finden. Der Name des letzten Kapitäns fiel mir natürlich auf. Unter anderem eine ganze Menge anderer Namen, die hier Allgemeingut sind. Zum Beispiel sind unsere Planeten und Monde mit Namen aus der Schiffshierarchie bezeichnet.«
    Sie hatten es geahnt.
    Was auch immer in den langen Bändern des elektronisch aufgezeichneten Bordbuches verzeichnet war, es würde die Geschichte der Sundyborg, der

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