Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
Vom Netzwerk:
an.
    Kleine, unfreiwillige
Bewegungen verrieten ihre Begierde, sich auf sie zu stürzen und sie zu
zerreißen; ein Zittern bei dem einen, ein Zucken bei dem anderen, ein kleines
Beben und ein Schritt vorwärts bei einem dritten. Einer von ihnen gab einen
tiefen, gereizten, klagenden Ton von sich.
    Mit einem wunderbaren
Katzenschrei sprang sie plötzlich von Pidges Händen durch die Luft, über die
Köpfe der Hundemenschen hinweg; sie flog förmlich über sie hin und landete ein
gutes Stück hinter ihnen, die Muskeln schon angespannt und die Hinterbeine in
der richtigen Position, um mit einem raschen Satz davonzuschnellen. Und gleich,
nachdem sie leicht auf dem Boden gelandet war, war sie wie ein großartiger
weißer Blitz verschwunden und ließ die großen, dünnen Leute für einige Sekunden
in dümmlicher Verblüffung zurück, bis einer von ihnen eine Art Bellen von sich
gab und sie davonflitzten, mit ebenso angespannten Muskeln und Köpfen, die sich
nun auf nichts mehr konzentrierten als auf die verlockende Möglichkeit, sie zu
fangen.
    Das war der Augenblick, in dem
Serena sich entschloß, auf dem geheimen Pfad unter dem Steinportal
hindurchzugehen, durch den Kreis der Steine.
    Den Kindern war sofort klar,
daß die Großen, Dünnen diese Katze nie fangen würden; und wieder erklang nun
die Musik, die Pidge aus dem Kamin gehört hatte; sie erlebten Stunden
vielfältigster Schönheit in einem Augenblick; und dann löste sich alles ringsumher
ganz rasch auf, und sie waren von undurchdringlichem, weißem Nebel umgeben,
dicht wie Schneetreiben, aber ungreifbar wie fliegende Wolken.
    Er wirbelte, kreiste und
strömte überall ringsum und hüllte die ganze Erde ein.



 
     
     
     
     
     
    s
war eine seltsame Welt.
    Serenas Schritte hätten der
Hauch von Schmetterlingsflügeln sein können, so vollkommen geräuschlos waren
sie. So kamen sie auf geheimnisvolle Weise voran, und wären nicht Serenas
Bewegungen unter ihnen gewesen, sie hätten glauben können, sie glitten hoch
über der festen Erde dahin.
    Sie war überhaupt nicht feucht,
diese seltsame Nebelhülle, und sie haftete nicht an ihnen und näßte auch ihr
Haar nicht Es atmete sich leicht, und Brigit fand es schön, wie der Nebel in
kleinen Wölkchen von ihrem Gesicht wegwirbelte, wenn sie ausatmete.
    Sie bewegten sich weiter.
    «Sieh mal», sagte Brigit, ohne
ihre Stimme im geringsten zu dämpfen, «dort drüben!»
    Eine Kerze leuchtete hell durch
den Nebel. Gelb, orange, blau und opalweiß flackerte und tanzte sie auf einem
großen, weißen Stab. Die Spitze der bunten Flamme schwankte und bog sich und
ließ den dunklen, gewundenen Docht erschauern. Die Kerze selbst schien nur aus
einer Verdichtung des Nebels zu bestehen.
    Serena ging an der Kerzenflamme
vorbei; da flackerte sie noch einen Augenblick und verlosch.
    Zehn Schritte weiter erschien
wieder eine Kerze, die war wie die vorige und ging aus und verschwand, als sie
daran vorbeikamen.
    Sie sahen wunderschön und
unheimlich aus in dem dichten Weiß, das sie umgab, und in dem nichts anderes
sichtbar war.
    Wieder erschien eine; sie
gingen vorüber; und dann wieder und wieder eine, und Pidge verstand, daß die
Kerzen nur dazu da waren, sie zu fuhren, ohne ihren Verfolgern den Weg zu
verraten.
    Diese wunderbare Erscheinung
zeigte sich noch lange, lange Zeit, bis Serena schließlich stehenblieb und
sagte:
    «Seht ihr, wie immer wieder
Kerzen auftauchen? Ich kann euch jetzt allein lassen.»
    «Oh, mußt du das wirklich?»
rief Pidge.
    «Ich will nicht, daß du
weggehst. Es gefällt mir hier in diesem komischen nebligen Zeug, und die Kerzen
sind so schön, aber ich möchte, daß du bei uns bleibst, Serena», sagte Brigit,
so schmeichelnd sie konnte.
    «Bitte bleib bei uns. Immer,
wohin wir auch gehen», drängte Pidge sie.
    «Nein. Ich muß zurückgehen und
einige falsche Spuren legen, um die Verfolger zu verwirren, wenn sie sich
hindurchgefunden haben.»
    Pidge war entsetzt. Nach dem,
was der alte Angler gesagt hatte, konnte so etwas geschehen, aber im Innersten
hatte er doch gehofft, daß nur Serena es schaffen würde.
    «Glaubst du, sie finden den
Weg?» fragte er.
    «Es kann einen Tag dauern oder
auch zwei oder nur eine Stunde; irgendwie werden sie doch auf den Weg stoßen.
Aber habt keine Angst. Ihr werdet sicher sein wie ein Vogel in einem Dornbusch,
solange ihr nicht vor ihnen davonlauft. Ihr könnt rennen wie zehn wilde Hasen,
wenn ihr wollt, solange sie nicht zu sehen sind. Aber wenn sie hinter euch

Weitere Kostenlose Bücher