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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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und lächelte Brigit zu, «es
sei denn, alle häßlichen Geschöpfe wären Drachen. Es geht eher um das Suchen
als um das Töten.»
    «Es klingt einfach zu
furchtbar», sagte Pidge. Es hat keinen Sinn so zu tun, als wäre es nicht so,
dachte er.
    «Der Dagda und alle, die zu ihm
gehören, werden dir dabei zur Seite stehen.»
    Plötzlich war Pidge von großer
Kraft erfüllt. Diesmal begriff er wirklich, daß der Dagda sein Freund war. Er
erinnerte sich an die Musik und daran, wie die Sterne sich bewegt hatten. Wovor
habe ich mich bloß gefürchtet? fragte er sich. Wenn der Dagda mein Freund ist —
wovor sollte ich da noch Angst haben?
    Der alte Angler sah den
wechselnden Gesichtsausdruck, in dem sich Pidges Gedanken spiegelten, und er
ergriff wieder das Wort:
    «Such nicht danach — finde. Das
ist der beste und der älteste Weg, denn viele Augen können Karten lesen, aber
Karten zeigen nicht den gewundenen Weg des Erspürens. Sie wird ihre Hunde
hinter euch herjagen, aber die müssen ihre Augen und Ohren in viele Richtungen
schicken, bevor sie den Weg finden, dem ihr folgt; es gibt keine Muster, nach
denen ein unbekannter Weg verläuft. Alle ehrlichen Geschöpfe werden helfen, wo
sie können. Was die Hunde anbelangt — wenn sie euch jagen, rennt nicht davon.
Rennen schadet nicht, wenn ihr nicht vor ihnen davonlauft. Wenn ihr den
Kopf umwendet und sie nicht seht, könnt ihr laufen, soviel ihr wollt.
    Und das Gras wird nicht wachsen
unter euren Füßen, bis ihr zurückkehrt. Seid ihr bereit?»
    «Ich verstehe nicht alles, aber
ich werde gehen», sagte Pidge furchtlos.
    «Ich auch», sagte Brigit, die
fast gar nichts verstanden hatte. «Weil sie fürchterlich ist. Sie wird
irgendwann noch berühmt werden, wenn sie so weitermacht.»
    Pidge mußte lachen, weil Brigit
nicht begriff, daß die Mórrígan schon vor Tausenden von Jahren berühmt geworden
war.
    Das Gesicht des alten Anglers
strahlte vor Erleichterung, und er klatschte vor Freude in die Hände. Da sahen
sie, daß er um die linke Hand einen Verband hatte.
    «Was ist mit Ihrer Hand
passiert?» fragte Brigit sofort «Etwas hat mich aus Spaß gebissen», sagte er.
    Pidge erinnerte sich an den
vergangenen Tag auf der Insel und an Boodie und Patsy und die drei Schwäne, die
mit den Hunden gekämpft hatten. Im Geiste sah er wieder die traurige Feder vor
sich, die mit dem vertrockneten Blut befleckt war. Bevor er jedoch eine Frage
dazu stellen konnte, sagte eine ruhige Stimme hinter ihnen:
    «Mir geht’s sehr gut — und
euch?»

 
     
     
     
     
     
    ie
Stimme war so sanft und melodisch, daß die Kinder, als sie sich umdrehten,
erwarteten, eine wunderhübsche Frau zu sehen. Statt dessen sahen sie einen
mächtigen Kopf mit einem sanften, geduldigen Gesicht — eine Eselin. Ihre Augen
waren glänzend und ruhig, und ihr Gesicht verlockte zum Streicheln; es sah so
weich und warm aus. Brigit legte die Arme um ihren Nacken und herzte sie.
    «Wie schön du bist», sagte sie.
    «Nicht doch», sagte die Eselin
schüchtern, aber geschmeichelt
    «Wenn ihr bereit seid, können
wir jetzt aufbrechen.»
    «O ja», sagte Brigit. «Gehen
wir.»
    Sie gab der Eselin einen Kuß.
    «Ich heiße Serena Begley und
bin eure Wünschelrutengängerin», sagte die Eselin.
    «Groß ist Serena als
Wünschelrutengängerin, besser noch als Old Moore», sagte der alte Angler. «Sie
wird den Weg finden, den ihr braucht, um gut durch die alten Steine zu kommen.
Es ist eine geheime Linie unter dem Boden, unsichtbar für alle, die nicht über
eine große Gabe verfügen. Wenn es um das zweite Gesicht und Intuition geht, tut
es niemand Serena gleich.»
    «Kann auch jemand anders die
geheime Linie unter der Erde finden?» fragte Pidge.
    «Nein, beim besten Willen
nicht!» antwortete der alte Angler. «Sie könnten sie nicht einmal riechen, und
es würde sehr viel Zeit brauchen, sie zufällig zu entdecken. Sie läuft wie
Feuer unter der Erde, so wie ein Blitz über den Himmel läuft. Serena wird sie
finden.»
    «Möchtet ihr nicht aufsteigen?»
schlug Serena vor.
    Pidge half Brigit hinauf und
setzte sich dann hinter sie.
    «Ist es wirklich gut so?»
fragte er.
    «Gut wie eine Rübe», antwortete
Serena beruhigend.
    «Äpfel!” sagte der alte Angler.
«Hier ist für jeden von euch einer.»
    Er gab beiden einen Apfel.
    «Kriegt Serena keinen?» fragte
Brigit.
    «Mir wäre eine Karotte oder
eine Handvoll Gerste lieber. Mit Äpfeln habe ich mir seinerzeit den Eckzahn
abgebrochen. Aber jetzt müssen wir

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