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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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hatte es vom ersten
Augenblick an gewußt
    «Es sind die Hunde», sagte er
und konnte sich eines Schauerns nicht erwehren.

 
     
     
     
     
     
    ie
großen, dünnen Leute standen in kleinen Gruppen zusammen, redeten leise
miteinander und nickten einander zu, als führten sie interessante Gespräche; in
Wirklichkeit aber taten sie nur so, als bemerkten sie Serena und die Kinder
nicht
    «Sie wollen uns auf dem Weg
durch die Steine folgen und ihn von meinen Trittspuren ablesen, aber sie werden
merken, daß es ungeheuer schwierig ist, das kann ich euch versichern», sagte
Serena ruhig.
    «Saukerle!» rief Brigit grob
aus.
    Pidge dachte, Hunde mit ihren
ausgezeichneten Spürnasen müßten mühelos jeden Weg finden können.
    «Bist du sicher, Serena?»
fragte er zweifelnd.
    Serenas Ohren trennten sich und
legten sich wieder auf die Seite, was zur Folge hatte, daß sich alle Köpfe auf
dem Feld zu ihr wandten. Sie wollten doch so tun, als seien sie unbeteiligt,
dachte Pidge. Serena beantwortete seine Frage erst, nachdem ihre Ohren ein
bißchen hin- und hergegangen waren und sich dann nach vorne geklappt und vor
ihrem Gesicht übereinandergelegt hatten, so daß sie wußte, wie es weiterging.
    «Ich bin ganz sicher», sagte
sie. «Vergiß nicht: diesen Weg kann man nicht wittern wie einen duftenden
Trüffel oder einen alten Knochen. Behaltet einen kühlen Kopf, und alles wird
gutgehen.»
    Die großen, dünnen Leute hatten
ihr Versteckspiel aufgegeben und beobachteten unverhohlen und wie gebannt jeden
Schritt, den Serena tat. Die langen, rosafarbenen Zungen huschten über die
gelblichen Zähne.
    «Schau, wie sie sich die Lippen
lecken, diese Welpen!» sagte Brigit. Es war merkwürdig und mutig, so etwas über
sie zu sagen, wo sie doch wie Menschen aussahen — noch dazu wie erwachsene.
    Jetzt waren sie bei den alten
Steinen angekommen.
    Irgend jemand hatte harte
Arbeit geleistet. Alle umgefallenen Steine waren aufgerichtet worden und
bildeten einen großen Kreis, und die beiden wuchtigsten Steine bedeckte ein
quer liegender Block. Pidge und Brigit waren sehr erstaunt darüber und über den
seltsamen Kontrast, den all dies zu dem Feld bildete.
    Serena blieb stehen.
    Die Hundemenschen hatten sich
immer näher herangeschlichen, während Serena ihren Weg gesucht hatte, und jetzt
standen sie im Halbkreis da und warteten gespannt, wohin sie ihre Schritte
lenken würde.
    Pidge biß ein letztes Mal in
seinen Apfel und suchte in seiner Hosentasche nach einem Taschentuch, um sich
den Mund abzuwischen. Seine Finger berührten etwas Kleines, Rundes und Hartes,
und er merkte, daß es eine der Haselnüsse war. Sie mußte aus dem Säckchen
gefallen sein. Er holte sie hervor und schaute sie an, wie sie da auf seiner
Handfläche lag. Ein haarfeiner Spalt erschien in der Schale, und dann lag die
Nuß in zwei offenen Hälften da.
    «Eine meiner Haselnüsse ist
aufgebrochen», sagte er zu Brigit
    «Zeig her.»
    Serena stand da und wartete,
und ihre Ohren vibrierten jetzt, weil die Signale aus der Erde so stark waren.
    In der Nußschale war kein Kern,
nur der weiche weiße Flausch, der wie Watte aussah, aber seidiger war, und der
immer da ist, bevor aus dem winzigen perlenartigen Samen eine Nuß wird.
    Nur eine unreife Nuß — eine
Niete, dachte er.
    Ebenso rasch wie der Riß
erschienen war, tauchten jetzt drei winzige Punkte in dem Weiß auf. Während sie
sie ansahen, wurden die Pünktchen größer. Sie wurden farbig; zwei grün und
einer rosa. Dann wuchsen sie schneller, und schon nach Sekunden konnte man
Umrisse erkennen. Zu ihrem Entzücken sahen sie das hübsche Gesicht einer weißen
Katze vor sich, nicht größer als ein Viertel von Brigits kleinem Fingernagel.
    Pidge mußte seinen halb
gegessenen Apfel wegwerfen, um sie mit beiden Händen zu halten, denn sie wuchs
immer schneller. Und da saß sie nun, putzte sich in aller Ruhe das Gesicht und
blieb auf seinen Händen sitzen. Sie war wunderhübsch.
    Sie sah Pidge mit ihren
grünsilbrigen Augen an und rieb sich das Näschen mit ihrer zarten Pfote. Sie
sah auch Brigit an und schnurrte.
    Während sie ihren Schwanz hin-
und herwarf, betrachtete sie den Halbkreis der Hundemenschen mit ihrem
leuchtenden, weiten, gelassenen Blick. Langsam wandte sie den Kopf von einer
Seite zur anderen, als wolle sie sie einschätzen, und ihr Schwanz ging hin und
her, hin und her, während sie sie mit ihrer klaren, unbeteiligten Seele als
wertlose Kreaturen abtat.
    Die Hundemenschen starrten sie
wie gebannt

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