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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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entsteht aus etwas Weißem. Einfach, weil
man den Rahm fest rührt. Sie sieht aus wie winzige Körnchen, und wenn man das
Butterfaß schüttelt, wird sie zu Klumpen. Das ist doch Zauberei.»
    «Früher und auch noch, als
Tante Bina ein Kind war, gab es sogar Zauberformeln für das Buttermachen.»
    «Das ist der Beweis», sagte
Brigit selbstgefällig. «Ich wußte doch, daß ich recht habe.»
    Sie gingen weiter und kamen an
vielen Kerzen vorbei, ohne stehenzubleiben und jede einzelne zu bewundern,
obwohl sie das gern getan hätten. Ihre Schritte aber waren die ganze Zeit so
weich wie die Flügelschläge eines Zaunkönigs.
    Pidge plauderte immerzu und
versuchte, Brigit mit allem zu fesseln, was ihm einfiel, um Zauberei als etwas
Natürliches erscheinen zu lassen. Dadurch mußte er nicht zuviel über die
Gefahren nachdenken, die auf sie lauern mochten, und er konnte nicht nur
Brigit, sondern auch sich selbst beruhigen.
    Denn er hatte sich entschlossen,
ganz ruhig dahinzuströmen wie ein Blatt auf einem Fluß, ohne Angst Doch trotz
dieses Entschlusses, trotz der Schönheit des Nebels und der Kerzen, trotz des
Geplauders lauschte er aufmerksam auf Geräusche hinter ihnen, die verraten
würden, daß sie doch durch den Steinkreis hindurch verfolgt worden waren.
    Er fuhr auf, als er plötzlich
von vorn eine Stimme durch den Nebel rufen hörte:
    «Alle Halbpenny- und
Pennystücke hierher, bitte!»

 
     
     
     
     
     
    er
Nebel begann sich zu lichten, und die Kinder hörten das geschäftige Treiben von
Menschen um sich und waren dicht umgeben von Schritten, Reden und Lachen, dem
Rattern und Quietschen von Rädern und dem Gackern von Hühnern.
    Der Nebel teilte sich vor ihren
Gesichtern wie ein Vorhang und löste sich dann völlig auf.
    Zu Pidges größtem Erstaunen
standen sie auf dem Bahnsteig des Bahnhofs von Galway, umgeben von Menschen,
Körben, Paketen und Gepäck, Hühnerkisten, Kartoffel- und Mehlsäcken und ein
paar höchst eifrigen Gepäckträgern, die Karren vor sich herschoben, auf denen
sich die verschiedensten Koffer, Schirme und Taschen türmten.
    Darauf war Pidge nicht im
geringsten gefaßt gewesen. Ich habe alles mögliche erwartet, nur so etwas nicht
Ich habe mindestens ein halbes Dutzend Wunder erwartet, aber nicht das, dachte
er.
    Brigit, die überhaupt nichts
erwartet hatte, war aufgeregt und glücklich. Sie war bisher erst einmal im
Leben auf dem Bahnhof gewesen.
    Wir sind doch gar nicht in
diese Richtung gegangen und haben außerdem erst höchstens die Hälfte des Weges
in die Stadt zurückgelegt, sagte sich Pidge; das ist wirklich eine
Überraschung.
    «Wie sind wir eigentlich
hierhergekommen, Pidge?»
    «Ich weiß es nicht», sagte er.
    Ein Dieselzug aus Dublin fuhr
ein. Eine Menge Leute standen plaudernd da und warteten, um die ankommenden
Bekannten zu begrüßen. Manche suchten ihr Gepäck zusammen, um gleich in den Zug
steigen zu können, zur Heimreise.
    «Alle Halbpenny- und
Pennystücke hierher, bitte!» rief ein Mann durch sein Megaphon; er saß ein paar
Meter vom Ausgang entfernt auf dem Boden und hatte nur ein Bein, das
ausgestreckt vor ihm lag.
    «Habt Erbarmen mit einem, der
nur ein halbes Untergestell sein eigen nennt», sagte er.
    Er fesselte Pidges Blicke und
zwinkerte ihm zu. Dann winkte er ihn unauffällig herbei.
    «Der Mann da drüben will, daß
wir zu ihm kommen», sagte Brigit.
    Sie gingen zu ihm hinüber.
    Pidge war sich gar nicht
sicher, ob der Mann wirklich sie oder nicht doch irgend jemand anderen aus der
Menge herbeirufen wollte. Als sie näher kamen, zögerte Pidge.
    «Komm her», sagte der Mann.
    «Ja?» sagte Pidge und suchte in
seiner Hosentasche nach ein paar Halbpenny- und Pennystücken.
    «Vielen Dank, junger Herr!»
sagte der Mann laut, als Pidge das Geld in eine umgedrehte Mütze warf, die auf
dem Boden neben dem einen Bein des Mannes lag und schon ein paar Münzen
enthielt.
    «Ihr habt die Aufgabe also
übernommen, wie ich sehe?» flüsterte er.
    «Ja», flüsterte Brigit zurück.
    «Das ist gut.»
    Er sah sich vorsichtig um,
bevor er weitersprach und sagte dann:
    «Sucht den Mann mit den
Eichenblättern auf dem Mantel und folgt ihm, wohin er auch geht»
    «Gut», flüsterte Brigit zurück.
    Pidge hatte tiefes Vertrauen zu
diesem Mann.
    «Wie sind wir hierhergekommen?»
flüsterte er.
    «Keine Zeit jetzt für Fragen
nach dem Wie und Was, Warum und Woher», flüsterte der Mann zurück. «Befolgt
einfach meinen Rat.»
    «Gut. Das werden wir tun.
Danke», flüsterte

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