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Die Mglichkeit einer Insel

Die Mglichkeit einer Insel

Titel: Die Mglichkeit einer Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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Lebensbericht bezeugt, keinesfalls den Eindruck, eine Täuschung zu begehen, denn er war überzeugt, daß er dieses Ergebnis innerhalb weniger Jahre tatsächlich erzielen würde; es handelte sich in seinen Augen also nur um eine etwas vorgezogene Ankündigung.
    Der Lebensbericht von Vincent1 ist zwar in einem ganz anderen Ton verfaßt und sehr kurz und unvollständig, was seine Kommentatoren ziemlich verwirrt hat, dennoch bestätigt er in jeder Hinsicht den Ablauf der Ereignisse und sogar die ergreifende Episode vom Selbstmord Gerards, des Mannes also, dem Daniel1 den Spitznamen »Humorist« gegeben hatte und der erhängt in seiner Zelle gefunden wurde, nachdem er sich mehrere Wochen lang elend dahingeschleppt hatte, so daß Slotan1 und Jerôme1 ernsthaft erwogen, ihn zu beseitigen. Gerard war immer mehr dem Alkohol verfallen, verlor sich in weinerlichen Erinnerungen an seine Jugendjahre, die er mit dem Propheten verbracht hatte, und die »heißen Sachen«, die sie gemeinsam gemacht hatten. Weder der eine noch der andere hatte, wie es schien, auch nur eine Sekunde an die Existenz der Elohim geglaubt. »Das war nur ein Witz…«, sagte er immer wieder, »ein guter alter Junkie-Witz. Wir hatten Meskalin genommen und einen Ausflug zu den Vulkanen gemacht, und bei diesem Trip haben wir uns den ganzen Unsinn ausgedacht. Ich hätte nie gedacht, daß die Sache so weit gehen würde …« Sein Geschwätz wurde allmählich störend, denn der Elohimkult wurde offiziell nie aufgegeben, auch wenn er ziemlich bald in Vergessenheit geriet. Weder Vincent1 noch Slotan1 waren von der Hypothese einer Rasse außerirdischer Schöpfer wirklich überzeugt, aber beide waren sich darin einig, daß der Mensch verschwinden würde und daß es nun darum ging, die Ankunft seines Nachfolgers vorzubereiten. Auch wenn Vincent 1 die Möglichkeit nicht ausschloß, daß der Mensch von den Elohim geschaffen worden war, bewiesen die jüngsten Ereignisse in seiner Vorstellung auf jeden Fall, daß für den Menschen ein Elohimisationsprozeß begonnen hatte, mit anderen Worten, er war inzwischen selbst zum Herrn und Schöpfer des Lebens geworden. Die geplante Botschaft wurde in dieser Perspektive gewissermaßen zu einem Denkmal der Menschheit, das deren Bestrebungen und Werte der zukünftigen Rasse vor Augen führen sollte, was im übrigen durchaus einer alten Tradition der Kunst entsprach. Jerôme1 war die Frage der Elohim ebenfalls völlig gleichgültig, solange er sich seiner eigentlichen Leidenschaft widmen konnte: der Schaffung und Organisation von Machtstrukturen.
    Diese Vielfalt der Standpunkte innerhalb des Triumvirats der Gründer hat sicherlich, wie ich bereits hervorgehoben habe, viel dazu beigetragen, daß sie sich in ihrer Arbeitsweise ergänzten und den durchschlagenden Erfolg des Elohimismus erzielen konnten, den sie in den Jahren nach Vincents »Wiederauferstehung« erlebten. Diese Vielfalt läßt die Übereinstimmung ihrer Zeugnisse im übrigen um so erstaunlicher erscheinen.
     
     

Daniel1,18
    »Die Welt ist unnötig kompliziert.«
    Yves Roissv — Antwort auf Marcel Frethrez
    Nach der ungeheuren Spannung, die der Wiederauferstehung des Propheten in Gestalt von Vincent vorausging, und diesem Höhepunkt seines medienwirksamen Erscheinens in dem von den letzten Sonnenstrahlen beleuchteten Eingang der Höhle folgten ein paar Tage, die mir als ziemlich entspannt und fast heiter in Erinnerung geblieben sind. Flic und der Professor legten schnell die Grenzen ihrer jeweiligen Zuständigkeitsbereiche fest; mir wurde sogleich klar, daß sie sich daran halten würden, und auch wenn nie die geringste Sympathie zwischen ihnen aufkommen konnte, würden sie ein leistungsfähiges Gespann bilden, denn sie brauchten sich gegenseitig, wußten das und hatten die gleiche Vorliebe für eine reibungslose Organisation.
    Nach dem ersten Abend verwehrte der Professor den Journalisten endgültig den Zugang zum Gelände und lehnte im Namen von Vincent alle Interviews ab; er beantragte sogar das Verbot, das Gelände zu überfliegen — ein Antrag, dem der Polizeichef sogleich zustimmte, da er alles tat, um die allgemeine Unruhe möglichst zu besänftigen. Der Professor verfolgte mit diesen Maßnahmen nur das Ziel, den Medien in der ganzen Welt zu verstehen zu geben, daß er als einziger über verläßliche Informationen verfügte und daß nichts ohne seine Zustimmung veröffentlicht werden konnte. Nachdem die Journalisten ohne Erfolg vor der Einfahrt des Geländes

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