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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Hieroglyphen richtig entziffere.«
    »Was ist das?« Townshend beugte sich gespannt vor. »Jakobitische Umtriebe?«
    »Umtriebe gibt es immer. Hinter dem da steckt mehr. Wie bewertest du das hier?« Walpole nahm mehrere Bögen von dem Papierstoß und schob sie über das Pult.
    Sie enthielten eine nach Grafschaften geordnete Auflistung von Namen. Die Namen waren Townshend allesamt wohlvertraut. Einige waren als Jakobiten bekannt, einige nicht. »Sie gehören doch gewiss nicht alle in den gleichen Korb?«, ächzte er. »Oder willst du etwa behaupten... ?«
    »Schau unter Norfolk nach.«
    Townshend blätterte bis zu seiner heimischen Grafschaft weiter. Seine Augen weiteten sich ungläubig. »Bacon, l'Est-range, Heron, North, Wodehouse.« Er hielt inne. »Einige davon sind gekaufte Männer.«
    »Aber einige davon haben sich doppelt oder dreifach verkauft. Hast du schon mal von einem Advokaten namens Christopher Layer gehört?«
    »Ich glaube, nicht. Aber, Moment mal, doch nicht Layer aus Aylsham?«
    »Genau der. Macht seinem Stand nicht gerade viel Ehre, wie du weißt. Diese Liste scheint von ihm verfasst worden zu sein. Und laut Meldungen des Geheimdienstes hat er im letzten Sommer Rom einen Besuch abgestattet.«
    »Er ist zum Prätendenten übergelaufen?«
    »Immerhin rühmt er sich, dass er unter König James der Lordkanzler sein wird.«
    »Wie... ist dann Sunderland an diese... Liste herangekommen?«
    »Das ist die Frage, Charles. Wie? Vielleicht ist sie ihm einfach zugesandt worden. Wer unerwartet vom Tod ereilt wird, kommt eben nicht mehr dazu, belastende Unterlagen zu beseitigen. Und das Schönste kommt noch. Auf der einen Seite liefert der Geheimdienst Sunderland eifrig Meldungen, dass Layer ein jakobitischer Aufrührer sei, der in Verbindung zu einem gewissen James Johnson stehe. Wie sie glauben, ein Pseudonym für niemand anderen als George Kelly...«
    »Der Sekretär des Bischofs von Rochester.«
    »Richtig. Unser am wenigsten treuer Geistlicher. Das alles, wie gesagt, auf der einen Seite. Andererseits ist Sunderland im Besitz von Layers Liste, die in allem den Anschein einer Musterrolle von Verrätern erweckt, und zwar mitsamt deren Gefolgsleuten, zu denen dreiundzwanzig Peers und dreiundachtzig Unterhausabgeordnete gehören.« Walpole grinste. »Ich habe sie gezählt.«
    »Wie lange ist er im Besitz dieser Liste gewesen?«
    »Wer weiß? Ich könnte mir vorstellen, lange genug, um die Minister des Königs über ihren Inhalt in Kenntnis zu setzen. Aber das hat er nie getan, oder? Und das hier könnte der Grund dafür sein.« Walpole schob einen weiteren Bogen über das Pult.
    Townshend nahm das Dokument in die Hand. Es war ein an Sunderland gerichteter Brief, und beim Lesen öffnete sich vor Überraschung unwillkürlich sein Mund. Er las ihn noch einmal, diesmal laut. » Ich bin Ihrer Lordschaft für den Dienst, den Sie meiner Sache erwiesen haben, zu tiefstemDank verpflichtet und möchte Ihrer Lordschaft versichern, dass solche Dienste mit einer hohen Belohnung vergolten werden. Ihr privilegiertes Wissen um die kurfürstliche Reise wird uns bei der Bestimmung des geeigneten Moments für den Aufbruch zu unserer Unternehmung als sicherer und zuverlässiger Wegweiser dienen. Es wird eine gerechte und ehrenhafte Unternehmung sein, und die Gewissheit, dass Sie sich - wie auch Ihr Großvater - durch Klugheit ebenso wie durch Gerechtigkeitsempfinden auszeichnen, bedeutet mir eine ausgesprochene Freude. «
    »Du wusstest nicht, dass der Prätendent einen derart blumigen Stil pflegt, was, Charles?«
    » Jacobus Rex «, las Townshend die Unterschrift mit gesenkter Stimme. Dann sah er auf das Datum. »Das ist vor weniger als einem Monat geschrieben worden.«
    »Es hat ganz den Anschein. Und, wie es weiter den Anschein hat, in strenger Vertraulichkeit. Aber ich konnte doch wohl kaum von Galfridus verlangen, in Sunderlands Postsack herumzuwühlen, oder? Es gibt Grenzen.« Walpole seufzte. »Das hat man nun davon, wenn man sich daran hält.«
    »Ich kann es nicht fassen, Robin. Sunderland und... der Prätendent!«
    »Er hätte sich auch mit dem Teufel verbündet, um mich zu schlagen.«
    Bei aller Verwirrung registrierte Townshend den Gebrauch der ersten Person Einzahl: Mich, nicht uns. Auf seine Weise sprach es Bände. Freilich nicht so deutlich wie der Brief in seiner Hand. »Was, glaubst du, ist mit... kurfürstliche Reise gemeint?«
    »Das Datum der Abreise des Königs nach Hannover, könnte ich mir vorstellen. Er

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