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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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beabsichtigt, dieses Jahr hinzufahren. Und wer wüsste besser über den genauen Termin Bescheid als der Oberkammerherr?«
    »Sie planen zuzuschlagen, wenn der König außer Landes "Weilt?«
    »Oder schlimmer noch: ihn auf dem Weg nach Hannover zu ermorden.«
    »Dafür hätte Sunderland doch gewiss nicht seinen Namen hergegeben?«
    »Für etwas hat er seinen Namen aber hergegeben. Wenn es ihm gelungen wäre, das Unterhaus mit seinen Geschöpfen voll zustopfen und uns aus dem Amt zu jagen, hätte er das Komplott natürlich aufdecken und sich als Retter des Königreichs aufspielen können. Zweifellos hätte er sich nur dann daran beteiligt, wenn die Wahl gegen ihn ausgegangen wäre.
    Nun, wie unsere Leute mir versichern, haben seine Leute weitgehend verloren. Ein verzweifelter Mann, unser Sunderland, und obendrein ein toter.«
    »Was tun wir jetzt?«
    »Nichts, fürs Erste zumindest. Ich will die Rädelsführer, Charles, und ich beabsichtige, sie zu kriegen.« Walpole lehnte sich zurück. »Lass sie sich also noch eine Weile in Sicherheit wiegen. Lass sie fröhlich ihre Umsturzpläne schmieden, während wir weiter Beweise sammeln, bis wir sie vernichten können.«
    »Wo lassen sich solche Beweise finden? Dieser Brief vernichtet Sunderland, aber nicht seine Mitverschwörer.«
    »Wir müssen sie aus ihren Löchern locken.« Walpole grinste. »Und ich glaube, dafür vielleicht genau das richtige Mittel gefunden zu haben. Sir Theodore Janssen hat mich neulich aufgesucht.«
    »Beklagt er sich noch über seine Behandlung?«
    »Mit nachlassender Vehemenz. Nein, nein, er wollte mich wegen einer Zusage sprechen, zu der ich ihn bewegen konnte, als er im Tower saß - eine Zusage, mich über jede neue Entwicklung bezüglich des Grünen Buchs in Kenntnis zu setzen.«
    »Wie kann es da jetzt noch neue Entwicklungen geben?«
    »Nun, ich hatte gewiss keine erwartet. Aber das, was Janssen mir eröffnet hat, gibt mir...« Draußen entstand plötzlich ein Durcheinander. Jemand rief etwas und wurde von Kingstons Stimme übertönt. »Ah! Das wird Lord Godolphin sein!«
    »Godolphin? Was wird er sagen, wenn er sieht, dass wir es uns im Büro seine Schwagers bequem gemacht haben?«
    »Sehr wenig, wenn wir ihm diesen Brief zeigen. Ich habe übrigens selbst seinen Besuch angeregt.«
    »Warum?«
    »Damit einer von Sunderlands Verwandten die Zerstörung dieses Briefs bezeugen kann.«
    »Du hast wirklich vor, ihn zu vernichten?«
    »Gewiss. Als eine Geste der Anteilnahme, um die Gefühle des edlen Earl und seiner Familie zu schonen. Das dürfte Madam Marlborough den Wind aus den Segeln nehmen, findest du nicht auch?« Walpole zwinkerte Sunderland zu. »Es sind nicht die Toten, die wir in die Falle locken müssen, Charles. Es sind die Lebenden.«

30 Der Wanderer kehrt zurück
    »Hallo, Ma.«
    Spandrels Gruß entsprach nicht gerade der Bedeutung des Moments. Mindestens eine halbe Minute lang starrte ihn seine Mutter entgeistert an. Offensichtlich konnte sie nicht fassen, dass ihr Sohn lebend und wohlbehalten vor ihr stand, ja, seiner frischen Gesichtsfarbe und neuen Kleidung nach zu schließen, sogar lebend und überaus wohlbehalten. Die fünfzehn Monate seiner nie geklärten Abwesenheit, in denen sie schon die Hoffnung, ihn je lebend wieder zu sehen, verloren hatte, hatten an diesem sonnigen Aprilmorgen jäh geendet, als sie auf ein sonderbar bekanntes Klopfen hin die Tür öffnete und ihren Sohn mit seinem vertrauten Lächeln vor sich stehen sah.
    »Willst du mir keinen Kuss geben?«
    Natürlich gab sie ihm einen Kuß, und sie umarmte ihn auch. Tränen traten ihr in die Augen. Sie umarmte ihn noch einmal. Dann löste sie sich von ihm und sah ihn streng an. »Ich habe dich schon für tot gehalten, Junge. Wusstest du das?«
    »Nicht tot, Ma, das siehst du ja.«
    »Komm rein und schließ die Tür, sonst springen den Nachbarn noch die Augen aus dem Kopf.«
    »Ich bin Annie Welsh schon im Hof über den Weg gelaufen.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Irgendwas über eine faule Frucht.«
    »Wahrscheinlich hat sie nicht vergessen, was ich ihr gesagt habe, als du plötzlich verschwunden warst.«
    »Was war das?«
    »Dass ich um deinetwillen hoffe, dass du eine gute Ausrede dafür findest, dass du mich im Stich gelassen hast.«
    »Ich weiß nicht, ob im Stich lassen der richtige Ausdruck ist.« Spandrel sah sich um. Die Stapel von Wäsche und das Gestell voller mit zum Trocknen aufgehängter Kleider vor dem Feuer verrieten ihm, dass seine Mutter nach wie vor

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