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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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war ich mir überhaupt nicht sicher, ob ich dazu in der Lage wäre, weißt du. Aber als ich vor dem Stadhuis stand und zusah, wie sie dich zum...«
    »Du warst dabei?«
    Estelle nickte. »Ja. Und als ich die Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit in deinem erschöpften Gesicht sah, wusste ich, dass ich mein Bestes für dich tun musste. Schließlich hast du mich in Rom nicht im Stich gelassen, während ich dich nur mit Kleinigkeiten abgespeist habe. Nun, da konnte ich dich in dieser Lage unmöglich im Stich lassen. Es war eine verblüffende Erkenntnis über mich selbst, die ich gewonnen habe. Da gibt es doch tatsächlich einen Menschen auf der Welt, der mir etwas bedeutet, obwohl er weder reich noch mächtig ist und es wohl auch nie werden wird.« »Hat Zuyler dir denn nichts bedeutet?« »Wenn du mich fragst, ob ich dasselbe für ihn getan hätte, ist die Antwort nein. Du bist ein ganz anderer Mann, William, und darüber bin ich froh. Und du solltest auch froh sein, Aber werde deswegen nicht übermütig. Ich glaube, ich habe ohnehin nur eine Ausrede gesucht, um Walpole zu verlassen. Ich wäre ihm ständig zu irgendetwas verpflichtet gewesen, aber ich bin lieber niemandem verpflichtet. Außerdem verlieren Wohlleben und Vergnügen mit der Zeit ihren Reiz, findest du nicht auch?« Spandrel musste über die absurde Vorstellung, er würde irgendwann in der Lage sein, das zu beurteilen, lauthals lachen. Estelle war wirklich unverbesserlich. Kopfschüttelnd fragte er: »Was, um Himmels willen, willst du in Java machen?«
    »Ich kann es mir selbst nicht vorstellen. Zum Glück muss ich das auch nicht. Ich gehe nicht nach Java.« »Nein?«
    »Bestimmt nicht. Du hast ja meinen Stiefsohn kennen gelernt. Wenn man an ihm sehen kann, was das ostindische Klima, ganz zu schweigen von der ostindischen Gesellschaft, aus einem Menschen macht - und dessen bin ich mir sicher -, wäre ich verrückt, wenn ich dorthin führe. Gerrit hat mich als Ehematerial für die nach einer Frau hungernden Kaufleute von Batavia vorgesehen. Er - und sie - müssen sich jedoch auf eine Enttäuschung gefasst machen.«
    »Aber Dekker und Kapitän Malssen haben Anweisung, dich dorthin zu bringen.«
    »Allerdings.« Estelle senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ich habe die Absicht, mit einem dieser Herren oder vielleicht allen beiden, eine private Vereinbarung zu treffen. Vom Bootsmann habe ich erfahren, dass wir unterwegs Madeira anlaufen. Dort werde ich von Bord gehen.«
    »Sie werden es dir nicht erlauben.«
    »Zweifelst du etwa an meiner Überzeugungskraft?«
    »Nein. Aber...«
    »Dann lass sie mich auch einsetzen. Apropos...«
    »Ja?«
    »Dreh dich nicht um. Dekker beobachtet uns von der Kajütentreppe aus. Es wird mir leichter fallen, ihn zu ködern, wenn er glaubt, wir wären zerstritten. Du wirst mir verzeihen, wenn wir das jetzt vortäuschen, so unangenehm es für uns beide sein wird. Für dich wird von jetzt an alles gut, William. Von Walpole hast du nichts zu befürchten. Er weiß genau, dass bestimmte Vereinbarungen eingehalten werden müssen, insbesondere die, die sein Bruder in seinem Namen geschlossen hat. Er wird dich in Ruhe lassen. Und du wirst Wohlstand erlangen, dessen bin ich mir ganz sicher. Zeichne deine Karte fertig. Karten sind das Geschäft der Zukunft. Die Leute brauchen so etwas. Oder zumindest bilden sie sich das ein, was noch viel besser ist.«
    »Du aber nicht?«
    »Nein. Mir ist eine Zukunft lieber, in der nichts vorgezeichnet ist. Nun, hoffentlich werden wir noch auf angemessene Weise voneinander Abschied nehmen können, aber fürs Erste...« Plötzlich warf sie den Kopf zurück und schrie: »Für Sie mag das ja schön und gut sein, Mr. Spandrel, aber was habe ich davon?«
    »Genug, denke ich, Madam!«, blaffte Spandrel, dem eine meisterhafte Vorstellung gelang, zumal Estelles Augen ein Funkeln verrieten, das freilich nur für ihn bestimmt war und ihre Lippen nicht erreichte. »Scheren Sie sich zum Teufel!«
    »Das werde ich bestimmt!« Sie drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte zur Kajütentreppe, von der, wie Spandrel aus den Augenwinkeln registrierte, Kapitän Dekkers schwarz gekleidete Gestalt eilig ins Dunkel zurückwich.
    Es war unmöglich, Estelles Wut und Erbitterung von ihren wahren Gefühlen zu unterscheiden, gerade das war das Rätselhafte an ihr. Und für Spandrel würde es immer ein Rätsel bleiben.
    Früh am nächsten Morgen ging die Tovenaer bei Hastings vor Anker und ließ ein Beiboot mit Spandrel an

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