Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
Vom Netzwerk:
Die Kommode enthielt nur Wäsche, und auch sonst gab es kaum Stellen, wo man etwas hätte verstecken können. Jupe zog einen Koffer unter dem Bett hervor und öffnete ihn. Darin befand sich eine Depeschenkassette. Wie Spandrel bereits erwartet hatte, war sie leer. Danach rollte Jupe den Teppich zusammen, der die Hälfte des Bodens bedeckte, beleuchtete die Dielen mit der Laterne, fand aber keine Anzeichen, dass eine davon angehoben worden war.
    »Glückwunsch, Madam«, sagte McIlwraith, als die Durchsuchung das vorhersehbare Ergebnis erbracht hatte. »Die Regierung wird Ihnen dankbar sein.«
    »Warum?«
    »Weil ihr an der Vernichtung des Grünen Buchs gelegen ist. Die Schuldigen kommen frei...« Er machte mit der Hand eine hackende Bewegung. »Die Liebe besiegt alles.«
    »Wir sollten Zuyler finden«, stieß Jupe grimmig hervor.
    »Ja, das ist richtig.«
    »Was werden Sie mit ihm machen?«, fragte Estelle.
    »Das weiß ich noch nicht.« McIlwraiths Augen blitzten. »Aber was immer es ist, ich bezweifle, dass es an das heranreicht, was Sie ihm bereits angetan haben.«
    »Sagen Sie ihm...«
    »Was?«
    »Dass er etwas verloren hat, das viel wertvoller ist als das Grüne Buch.« Sie starrte in das flackernde Feuer. »Und dass der Tag kommen wird, an dem er es bereut.«
    »Haben Sie ihr geglaubt, Spandrel?«, fragte McIlwraith seinen Gefährten Minuten später auf der Straße draußen.
    »Ja.«
    »Ich auch. Jupe?«
    »Vielleicht lügt sie und ist noch raffinierter, als Sie glauben.«
    »Sie haben kein Herz, Mann. Der Himmel kennt keinen Zorn wie Liebe, die zu Hass wird, noch kennt die Hölle eine Wut, wie die der verachteten Frau . Ich glaube, der gute Congreve hat es richtig getroffen.«
    »Ich bin ja nur ein einfacher Diener, Captain. Was weiß ich da schon von der Moral eines Dichters?«
    »Genügend, wenn Sie nur wollten. Aber zu unserer Mission: Ich bezweifle, dass wir lange nach unserem frommen Holländer suchen müssen.«
    McIlwraith hatte Recht. Sie fanden Zuyler in der dritten Taverne, einer lärmenden, verrauchten Kaschemme, die zudem auf den ersten Blick als Bordell zu erkennen war. Zuyler schien sich beider dort angebotener Waren großzügig bedient zu haben. Zurückgelehnt hockte er auf seinem Stuhl an einem Ecktisch, auf dem Knie ein Mädchen und vor sich zwei Flaschen, eine davon ganz, die andere beinahe leer. In der linken Hand hielt er einen Kelch, während seine rechte eine der üppigen, vom Mieder kaum bedeckten Brüste des Mädchens umschloss.
    »Eine reizende Szene, finden Sie nicht auch, meine Herren!« McIlwraith stürmte auf die beiden zu, zog das Mädchen hoch und forderte es auf, zu verschwinden, was es auch sogleich tat. »Mijnheer Zuyler!« Der Angesprochene glotzte ins Leere. Offenbar rätselte er über den Verbleib des Mädchens. »Oder möchten Sie vielleicht lieber Kempis genannt werden? Oder Kemp?«
    »Wer... sin' Sie?«, lallte Zuyler.
    »Sie kennen doch bestimmt Spandrel.«
    »Seh... Spandrel?« Zuyler gab sich alle Mühe, seine schielenden Augen auf den Engländer zu richten. »Das kann nich'... Er versuchte sich aufzurichten und fiel wieder zurück. »Nein«, ächzte er, »Sie sin' nich'...«
    »O doch! Wollen Sie ihm nicht sagen, was Sie von ihm halten, Spandrel?«
    »Was hätte das schon für einen Sinn?« Spandrel schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
    »Na, vielleicht haben Sie Recht«, brummte McIlwraith. »Nichts ist verachtenswerter als ein besoffener Feind. Wir haben eine Botschaft für Sie, Zuyler. Von Estelle.«
    »Estelle!«, zischte Zuyler. »Die zalet-jufferl«
    Plötzlich packte Spandrel die Wut. Er sprang auf Zuyler zu und riss ihn aus dem Stuhl. Als er dann aber dem Mann, der wissentlich seinen Tod durch den Strang in Kauf genommen hatte, in die Augen starrte, erkannte er, wie hohl Rache doch war. Er stieß Zuyler von sich und sah angewidert zu, wie er gegen den Stuhl torkelte, langsam zu Boden ging und dabei den Tisch umriss.
    »Wie hat er sie genannt?«, fragte McIlwraith, während die Flaschen auf ihn zurollten und vor seinen Füßen liegen blieben.
    »Keine Ahnung«, brummte Spandrel. »Und es ist mir gleichgültig.«
    »Wirklich? Einen Moment lang dachte ich, es wäre Ihnen alles andere als egal. Hm, dann vergessen wir die Botschaft, einverstanden?«
    »Er bestimmt.« Spandrel sah auf den zu seinen Füßen liegenden Zuyler hinab, dem vom umgestürzten Tisch herab verschütteter Wein auf das Gesicht tropfte. »Selbst wenn wir sie ihm ausrichteten.«
    Sie erreichten

Weitere Kostenlose Bücher