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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Licht der zwischen den Torbögen aufgehängten Laternen schluckte.
    Ob McIlwraith Zweifel plagten, ob das, was er offenbar entschlossen verfolgte, der Weisheit letzter Schluss war, vermochte Spandrel nicht zu beurteilen. Der Captain hatte natürlich seine Pistolen geladen und eingesteckt, bevor sie gegangen waren. Spandrel selbst fühlte sich hin und her gerissen zwischen der Begierde, sich an der Demütigung der zwei Menschen zu beteiligen, die, ohne mit der Wimper zu zucken, die Schuld für ihr Verbrechen auf ihn abgewälzt hatten, und andererseits einem leisen Verdacht, dass der Erfolg ihnen doch gewiss nicht so leicht in den Schoß fallen könne, wie sie es sich versprachen. Jupe hatte ihnen den Sachverhalt durchaus logisch erklärt. Demnach schien Überrumpelung diejenige Taktik zu sein, die den meisten Erfolg versprach. Trotzdem konnte Spandrel sein Unbehagen einfach nicht abschütteln. Dieser stille Marsch durch die leeren Straßen erinnerte ihn an die Nacht, in der er in de Vries' Haus in Amsterdam eingebrochen war. Damals waren seine Pläne gründlich durchkreuzt worden. Und wer sagte ihm, dass es jetzt nicht wieder so kam?
    Auf einem steilen Weg gingen sie zum Fluss hinunter. Vor ihnen ragte ein schlanker Kirchturm hoch in den Nachthimmel, um jäh im Nebel zu verschwinden. Jupe führte sie zu einer Seitengasse, wo er vor einer Tür stehen blieb. Im Licht der darüber angebrachten Laterne war neben dem Klingelzug ein Schild mit der Aufschrift Pension Siegwart zu erkennen. Vorsichtig spähte Jupe zu den oberen Fenstern hinauf und legte warnend den Finger an die Lippen. »In ihrem Zimmer brennt Licht«, flüsterte er.
    »Egal«, brummte McIlwraith, dessen Flüstern sich wie das Reiben einer Feile über Holz anhörte. »Wir nehmen es, wie es gerade kommt.« Er schob den Regler der Laterne, die er die ganze Zeit getragen hatte, weiter nach unten und drückte sie Spandrel in die Hand. »Machen Sie auf, Jupe.«
    Jupe zog den Hausschlüssel aus der Tasche, entriegelte das Schloss und öffnete behutsam die Tür. »Ihr Zimmer ist im ersten Stock auf der Straßenseite«, raunte er. »Das beste im Haus.«
    »Gut, dann bleibt uns das Treppensteigen zum Speicher hinauf erspart«, raunte McIlwraith. »Gehen Sie voran, Mann.«
    Jupe nahm die Treppe in Angriff, Spandrel folgte ihm auf ein Zeichen McIlwraiths, während der Schotte die Nachhut bildete. Ein gelegentliches Knarzen der Holzstufen ließ sich nicht vermeiden, doch es konnte nicht verhindern, dass Spandrel jenes unheilvolle Klicken in seinem Rücken hörte, als hinter ihm der Hahn einer Pistole gespannt wurde. Er wollte stehen bleiben und McIlwraith fragen, ob er sich wirklich sicher war, das Richtige zu tun. Vor allem aber wollte er den Gang der Dinge verlangsamen. Gleichzeitig war ihm klar, dass damit niemandem geholfen wäre. McIlwraith war ein abgebrühter Soldat, der genau wusste, wie man sich durch Überrumpelung eines ahnungslosen Feindes einen Vorteil verschaffte. Und er hatte nicht die Absicht, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen.
    Aber die Überraschung kommt in vielen Gestalten daher. Sie erreichten den Treppenabsatz und bezogen gegenüber der Tür Stellung. Durch die Ritze im Boden war ein flackernder Lichtschimmer zu sehen. Außerdem nahmen sie einen sich bewegenden Schatten wahr, als ginge jemand zwischen Tür und Lampe hin und her. Als sie sich langsam näherten, vernahm Spandrel deutlich ein Schluchzen. Eine Frauenstimme, dessen war er sich ganz sicher.
    »Ein Streit zwischen Liebenden, vielleicht«, flüsterte ihm McIlwraith ins Ohr. »Das käme uns nur recht.« Er huschte an Spandrel vorbei zu Jupe. »Sie sperren ab, wenn sie das Zimmer verlassen, haben Sie gesagt. Was ist, wenn sie da sind?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Dann versuchen Sie's, Mann.« McIlwraith trat einen Schritt zurück und brachte die Pistole in Anschlag. »Jetzt.«
    Jupe drückte die Klinke hinunter.
    Die Tür ging sofort auf, und McIlwraith trat in das Zimmer. Über seine Schulter hinweg sah Spandrel, wie Estelle de Vries herumwirbelte und ihn verblüfft anstarrte. »Ein Schrei, und Sie haben den Mund zum letzten Mal aufgemacht, Madam.« McIlwraith richtete die Pistole auf sie. Gleichzeitig ließ er den Blick über den Raum schweifen. »Wo ist Zuyler?«
    Das beste Zimmer im Haus wies ein Bett mit vier Pfosten auf, das eher in eine großzügigere Räumlichkeit gepasst hätte, einen Stuhl, eine Kommode, und einen wackeligen Garderobentisch. Türen zu weiteren Zimmern gab

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