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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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verschlug. Hatte sie das wirklich getan? Wenn ja, dann war nur noch eine Frage von Belang. McIlwraith fasste sich als Erster und stellte sie. »Warum?«
    »Weil manche Dinge eben mehr Bedeutung haben als Geld. Liebe, zum Beispiel. Und ihr Verlust.« Sie ließ den Kopf hängen. »Pieter und ich...«
    »Ein Zerwürfnis?«
    »Alles, was ich getan habe, war für ihn. Für uns. Unsere Zukunft.«
    »Wie, zum Beispiel, die Ermordung Ihres Ehemannes?«
    »Haben Sie jemals geliebt, Captain?«
    »Ja. Mit Schmerzen und allem, das habe ich.«
    »Aber Sie sind ein Mann. Sie können nicht so lieben wie eine Frau. Mit dem ganzen Herzen und jeder Faser meines Wesens. Das können Sie nicht verstehen.«
    »Machen Sie es mir begreiflich.«
    »Na schön. Ich habe Pieter angebetet. Ich habe ihn vergöttert! Ich habe alles getan, was er von mir wollte, nur um zu entkommen. Wir mussten diesem« - sie erschauerte - »diesem de Vries entkommen. Ja, ich habe Pieter dabei geholfen, ihn zu töten. Und ich habe gelogen, um Spandrel anzuschwärzen.« Sie drehte sich um und sah Spandrel in die Augen. »Das tut mir aufrichtig Leid.«
    »Nicht so Leid wie mir«, knurrte Spandrel und fragte sich, ob sie den doppelten Sinn seiner Worte erfasst hatte.
    »De Vries' gesamtes Vermögen fällt seinem Sohn zu«, fuhr sie fort.
    »Das wissen wir«, sagte McIlwraith. »Aber warum soll das eine Frau kümmern, die mit jeder Faser ihres Wesens liebt?«
    »Mich hat es auch nicht gestört. Aber Pieter... hat gemeint, dass er Geld brauchte, wenn er mir ein Leben bieten sollte, wie er sich das wünschte. Mich in Armut zu sehen, diesen Gedanken konnte er einfach nicht ertragen. Und mit dem Grünen Buch...«
    »War es nicht mehr nötig, herauszufinden, ob Ihre Liebe auch im Elend gedeihen würde.«
    »Nein. Genau. Wir waren natürlich auch gierig. Das streite ich nicht ab.«
    »Ganz bestimmt.«
    »Aber es war nicht nur Gier. Nicht bei mir.«
    »Aber bei Zuyler?«
    »Vielleicht.« Sie verzog die Lippen zu einem zittrigen Lächeln. »Als wir gestern hier ankamen, hat er mir gesagt, er würde allein weiterziehen. Der Weg über die Alpen wäre zu beschwerlich für mich. Ich habe ihm versichert, dass ich das schon schaffen würde, aber er hat darauf bestanden. Er würde mich hier zurücklassen, allein nach Rom reisen und zu mir zurückkommen, sobald er das Buch verkauft hätte. Aber seine Augen verrieten mir die Wahrheit. Er wollte mich nicht nachholen. Es war ihm nur ums Geld gegangen. Er hatte nicht die Absicht, mit mir zu teilen. Er liebte mich nicht. Er hatte mich nie geliebt. Ich war nur ein Instrument für ihn gewesen, damit er sich bereichern konnte. Wir haben uns gestritten. Doch an seiner Haltung hat sich nichts geändert, denn sein Plan stand ja schon längst fest. Danach ist er weggegangen. Offensichtlich hatte er heimlich einen Käufer für die Kutsche gefunden, weil er Geld für einen Führer über die Alpen brauchte. Als er weg war, habe ich das Buch genommen, bin damit zur Brücke gelaufen und habe es ins Wasser geworfen. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Sonst hätte er es bestimmt mitgenommen. Er verstand einfach nicht, wie tief ich ihn geliebt habe und wie wenig mir das Geld bedeutete, als mir klar war, dass ich ihn verloren hatte. Aber wenn ich ihn nicht haben konnte, sollte er auch seine Belohnung nicht bekommen. Das erschien mir sehr einfach. Und ich war froh, dass ich es getan habe, froh, weil ich ihn so verletzt habe wie er mich. Als er zurückkam, habe ich es ihm gleich gesagt. Er hat das Zimmer durchsucht, wissen Sie.« Sie schüttelte den Kopf. »Er hat mir nicht geglaubt. Er dachte, ich hätte es irgendwo versteckt. Aber als ihm die Wahrheit dämmerte, wurde er wütend.« Ihre Finger wanderten zum Bluterguss auf ihrer Wange. »Fürchterlich wütend.«
    »Und dann?«
    »Ist er weggegangen. Ich könnte mir vorstellen, dass er jetzt in einer Taverne sitzt, meinen Namen verflucht und das Ende seiner Träume von einem Reichtum ertränkt, der jetzt nicht mehr seiner ist.«
    »Ihrer auch nicht mehr.«
    »Von keinem.« Sie sah von einem zum anderen. »Wollen Sie es nicht suchen? Sie werden mir doch sicher nicht glauben.«
    McIlwraith seufzte. »Nein, das kann ich leider nicht.« Er wandte sich an Jupe und Spandrel. »Sie beide wissen, wonach Sie suchen. Ich schlage vor, dass Sie sich an die Arbeit machen.«
    »Wir werden es nicht finden«, meinte Spandrel. »Oder?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber suchen Sie trotzdem.«
    Es dauerte nicht lange.

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