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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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das Stadttor am Fluss. McIlwraith gab dem Torwächter ein Trinkgeld, woraufhin dieser die beiden durch die Sperre auf die Brücke treten ließ. Finsternis und Nebel hatten den Fluss unter ihnen geschluckt. Im Licht der Laternen am Torhaus konnten sie jedoch das Wasser schäumen sehen. Und sein Tosen an der Biegung des Flusses, wo es weiter nach Norden schoss, war nicht zu überhören.
    »Dass unsere Jagd so enden würde, hätte ich nicht gedacht«, murmelte McIlwraith. »Und dieses Ergebnis wollten meine Dienstherren gewiss nicht hören. Aber sie müssen es erfahren.«
    »Ich bin trotzdem noch nicht überzeugt«, wandte Jupe ein. »Vielleicht haben sie das Buch in einer Bank verwahrt und warten nur darauf, dass wir die Suche abbrechen, um es dann in aller Ruhe zu holen und nach Rom zu bringen.«
    »Sie haben ja selbst gesagt, dass die zwei das Gasthaus seit Ihrer Ankunft so gut wie nie verlassen haben, Mann. Also können sie unmöglich erfahren haben, dass Spandrel und ich hier sind. Wollen Sie etwa sagen, das alles wäre nur ein Schauspiel gewesen für den Fall, dass wir kommen könnten?«
    »Nein«, räumte Jupe ein. »Wahrscheinlich nicht. Trotzdem werde ich die Augen weiter offen halten, bis mir ihre Absichten klar sind.«
    »Ein kluger Vorsatz, ganz gewiss.«
    »Ich müsste längst wieder in der Herberge sein.«
    »Lassen Sie sich von uns nicht aufhalten.«
    »Das werde ich auch nicht. Das alles ist... äußerst unbefriedigend, verstehen Sie.« Jupe hatte einen vorwurfsvollen Ton angenommen.
    »Ja, ja. Das ist das Leben oft.«
    »Dann gute Nacht. Sie wissen ja, wo Sie mich finden.«
    »Und Sie uns.«
    McIlwraith und Spandrel sahen Jupe nach, bis er hinter dem Tor am anderen Ende der Brücke in der Dunkelheit verschwunden war. Mehrere Augenblicke lang sagte keiner ein Wort. Unter ihnen donnerte der Fluss vorbei. Schließlich fragte Spandrel mit kläglicher Stimme: »Und jetzt?«
    »Jetzt?« McIlwraith klatschte ihm auf die Schulter. »Liegt das nicht auf der Hand?«
    »Nein.«
    »In solchen Situationen kann man nur eines tun.«
    »Was?«
    »Wir folgen Zuylers Beispiel und saufen uns die Hucke voll!«
    Während McIlwraith und Spandrel durch die nebligen Straßen zu ihrem Gasthof mit seiner verlockenden Schankstube stapften, erklomm Jupe die Treppe der Pension Siegwart. Sein Zimmer lag im dritten Stockwerk, doch sein Weg endete bereits im ersten. Dort hielt er inne, als überlegte er sein weiteres Vorgehen, dann schritt er über den Flur bis zu dem Zimmer des der Wirtin als Mr. und Mrs. Kemp bekannten Paares. Hinter der Tür brannte noch Licht. Er klopfte dreimal sacht an. Einen Augenblick später ging die Tür auf, und Estelle sah ihn erwartungsvoll an.
    »Mr. Jupe«, sagte sie ohne eine Spur von Überraschung »Sie sind allein?« »Ja, Madam.«
    »McIlwraith und Spandrel?« »Sind weg.«
    »Glauben Sie, dass sie uns auf den Leim gegangen sind?« »O ja.« Jupe nickte. »Voll und ganz.«

17 Blut und Flucht
    Bis zum Morgen hatte sich der Nebel aufgelöst. Von einem eisig blauen Himmel blinzelte die Sonne auf das riesige, von der Aare gebildete Hufeisen herab, in dem sich die Türme, Erker und Hausdächer der Stadt dicht aneinander drängten. Spandrel stand auf der Terrasse hinter dem Dom und ließ den Blick über den Fluss wandern. Eine deutlich sichtbare Linie im Wasser kennzeichnete ein Wehr zwischen dem Südufer und den Stegen des Hafens zu seiner Linken. Von einer Mühle unmittelbar hinter dem Hafen stieg Rauch auf. Durch die klare Luft drangen von einer Schreinerei Sägegeräusche an sein Ohr. Am anderen Ufer stapfte ein Mann mit einem Vogel unter dem Arm über einen Acker. Hinter ihm trottete ein Hund durch den Schnee. Die Welt ging ihren Gang. Und ihre Bewohner taten es ihr gleich.
    Spandrel war aufgewühlt. Allerdings hätte er nach dem Treffen mit den zwei Menschen, die ihm einen Mord angehängt hatten, eigentlich ganz andere Gedanken erwartet. In jenen schrecklichen Tagen in der Gefängniszelle in Amsterdam hatte er oft überlegt, was er tun würde, falls sie ihm unter die Augen - oder Hände - kamen. Doch kein einziges Mal war ihm eingefallen, dass er sich einfach umdrehen und sie sich selbst überlassen könnte. Aber was sonst konnte er denn schon tun? Sie hatten ihm die Rache abgenommen und sich selbst ruiniert. Estelle de Vries betrachtete er als jenseits aller Rache und Pieter Zuyler als seiner Verachtung nicht wert. Sie hassten einander erbitterter, als er das je vermocht hätte.
    Für Estelle

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