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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Seite zu stehen, wären Sie genauso feige wie ich, wenn ich mich ihm nicht stellen würde.«
    »Dann habe ich aber ein Recht, den Grund zu erfahren.« »Ja, das haben Sie.« McIlwraith trank erneut einen Schluck Whiskey. »Es geht auf den Krieg zurück, wie so vieles in meinem fehlgeleiteten Leben. Ruhmreiche Tage und bedrückende - so war das nun mal. Aber uns störte das nicht. Nicht, solange uns Marlborough anführte. Ein harter Mann. Und wortkarg. Aber ein Heerführer, sowohl im Herzen als auch im Kopf. Man wäre ihm bis in die Hölle gefolgt. Blenheim, Ramillies, Oudenarde, Malplaquet. Ich war überall dabei und stolz darauf. Aber dann haben ihn die Politiker fallen lassen, wie es immer mit guten Soldaten geschieht, nämlich hinten herum durch Intrigen und Mauscheleien. Die Regierung hat die Seiten gewechselt. Der General wurde entlassen. Friedensverhandlungen wurden eingeleitet. Wir haben uns sozusagen ergeben. Die meisten britischen Truppen sind zurückgekehrt, während sich die Verhandlungen bis in den Frühling und Sommer 1712 hineinzogen. Ich gehörte in dieser Zeit Albemarles alliierter Division an. Niemand wusste, wozu wir da waren. Die Offiziere waren zum größten Teil Holländer oder Deutsche. Es waren herzlich wenig Briten übrig geblieben und herzlich wenig Kampfgeist. Die Franzosen haben die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, den Scheldt überquert und bei Denain angegriffen. Siebzehn Bataillone haben wir verloren. Ich war einer von den vielen, die in Gefangenschaft gerieten. Wir wurden nach Valencienne gebracht und dort bis zum Abschluss des Waffenstillstands eingesperrt. In der Gefangenschaft habe ich mich mit einem englischen Offizier von der Garnison bei Marchiennes angefreundet, das die Franzosen ebenfalls eingenommen hatten. Er war schwer verwundet worden, und unsere Kerkermeister gaben sich wenig Mühe, ihn zu behandeln. Noch vor der Besiegelung des Waffenstillstands war er tot. Sein Name war Hatton. Captain John Hatton. Er war ein anständiger Kerl. Ich musste ihm versprechen, einen Brief zu überbringen, den er an eine junge Dame in England geschrieben hatte. Seine Verlobte. Seine geliebte Dorothea. Ihren Nachnamen kennen Sie bereits.«
    »Wagemaker.«
    »Genau. Die Wagemakers besaßen Land in Berkshire. Sie haben es immer noch, nehme ich an. Als ich freikam und zu meinem Regiment zurückkehrte, wurde ich sofort mit der Hälfte meines Solds ausgemustert. Das Land brauchte uns Krieger nicht mehr. Unsere Zeit war vorbei. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun oder wohin ich gehen sollte. Klar war mir nur eines: Nach Schottland wollte ich auf keinen Fall zurück. Dort hatte ich schon lange zuvor sämtliche Brücken abgebrochen. Ich plante, wieder das zu tun, was ich am besten konnte - kämpfen. Irgendwo auf der Welt gibt es immer eine Armee, die Rekruten braucht. Aber bevor ich mich näher damit befasste, musste ich Hattons Botschaft an seine Verlobte überbringen. Ich kündigte ihr in einem Brief meinen Besuch an und reiste dann zum Anwesen der Wagemakers in Bordon Grove am Rande des Windsor Forest.
    »War Colonel Wagemaker dort?«
    »Ja. Allerdings war er damals nur Leutnant. Er bekam wie ich den halben Sold und legte zu Hause die Füße hoch. Weil kurz zuvor sein Vater gestorben war, betrachtete sich unser Augustus als das Familienoberhaupt, auch wenn nicht er, sondern sein Bruder Tiberius das Gut führte. Was nun Dorothea betrifft, war sie ein Juwel und hätte auch woanders alles überstrahlt. Sie war nicht nur schön, sondern von liebenswürdigstem Wesen, klug und rundherum reizend. Bei einer so gebildeten jungen Frau fragt man sich natürlich, wie sie an zwei so primitive Brüder kommen konnte. Ein Lamm unter Wölfen. Sie dankte mir für mein Beileid und die Übergabe des Briefes und bat mich inständig, noch eine Weile zu bleiben. Das tat ich dann auch. Ich blieb zu lang. Bruder Tiberius bot mir einen ungenutzten Bau auf ihrem Gut zur Miete an. Blind Man's Tower heißt er. Turm des blinden Mannes - ein makabrer Scherz, weil die Treppe zur Turmspitze außen verläuft, und obwohl sie ständig Wind und Wetter ausgesetzt ist, keinerlei Brüstung oder Geländer hat. Aber unten ist es so gemütlich wie in einem Cottage. Ich hatte den Turm nur für diesen einen Winter gemietet, und im Frühling wollte ich wieder aufbrechen.«
    »Und sind Sie weitergereist?«
    »Ja. Aber bis dahin ist viel passiert. Auch das, weswegen Wagemaker und ich uns nun duellieren. Ich habe die Familie zu gut kennen

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