Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
Vom Netzwerk:
Rom reisen, das Buch verkaufen und die Beute aufteilen können.«
    »Was ist schief gegangen?«
    »Es sieht so aus, als hätte Zuyler Jupe dabei ertappt, wie er die Zelte hier abbrach, und zwar mit dem Buch. Ich glaube nicht, dass sie einander auch nur einen Moment lang getraut haben. Es war eine Notgemeinschaft, und das Wissen, dass ihnen auch ein Agent der Regierung auf den Fersen ist, muss sie gehörig nervös gemacht haben.«
    »Kommt wirklich noch einer?«
    »Ja, Mann, natürlich! Oder glauben Sie etwa, wir hätten das Feld für uns allein?«
    »Davon haben Sie mir nie etwas gesagt.«
    »Nein? Na ja, vielleicht dachte ich mir, dass Sie sich deswegen nicht unnötig den Kopf zerbrechen sollten. Aber das brauchen Sie jetzt ohnehin nicht mehr.« Darüber war Spandrel jedoch, obwohl er nichts sagte, ganz anderer Ansicht. »Und erst recht nicht mehr über Zuyler und Jupe, nachdem sie sich gegenseitig umgebracht haben. Kurz, es bleibt nur noch eine Person übrig, mit der wir uns zu befassen haben.«
    »Estelle de Vries.«
    »Die und keine andere. Als Zuyler nicht zurückkam, muss sie in Jupes Zimmer gegangen sein und die beiden tot vorgefunden haben. Ob sie eine echte Träne über ihren Liebhaber vergossen hat, nachdem sie gestern Abend so viele Krokodilstränen hat fließen lassen, werden wir nie erfahren. Was wir wissen, ist, dass sie das Buch aus Jupes Knappsack genommen hat und...«
    »Dessen können wir uns nicht sicher sein.«
    »Sie haben gesagt, dass Sie das Zimmer durchsucht haben.«
    »Ja, nachdem die Wirtin davon gestürzt war, um Alarm zu schlagen.«
    »Und das Buch war nicht da.«
    »Nein. Aber...«
    »Um Himmels willen, Mann! Aus welchem Grund sollte sie sonst weggehen, ohne Alarm zu schlagen?«
    »Wahrscheinlich gibt es keinen«, räumte Spandrel widerstrebend ein. »Es ist wohl so, wie Sie sagen.« Aber wer so etwas tat, musste wirklich kaltblütig sein. Selbst jetzt noch sträubte sich alles in ihm gegen die Vorstellung, dass Estelle dazu fähig sein sollte.
    »Sie ist weg, und das Buch ist mit ihr verschwunden«, brummte McIlwraith. »Die Frage ist nur: wohin?«
    Das war keine leicht zu beantwortende Frage. Selbst wenn der Verkauf der Kutsche durch Zuyler erlogen gewesen wäre, hätte Estelle kaum allein damit losfahren können. Natürlich hätte sie einen Kutscher anwerben können, aber ihr war ohne Zweifel klar gewesen, dass man Jupe und Zuyler bald entdecken und aus ihrem Tod die richtigen Schlüsse ziehen würde. Der Versuch, McIlwraith und Spandrel über die Landstraße zu entfliehen, wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt. Daraus schloss McIlwraith, dass Estelle die Stadt mit der erstbesten öffentlichen Kutsche verlassen würde, wohin sie auch immer fuhr, und von dort aus versuchen würde, den Simplon-Pass zu erreichen.
    Zufällig war das Gasthaus Drei Tassen die bevorzugte Wirtsstube der Kutscher der Stadt. Befragungen ergaben schnell, dass seit gestern Nachmittag keine Dienste in Anspruch genommen worden waren. Um Mittag sollten jedoch zwei Kutschen mit den Zielen Basel und Interlaken aufbrechen. Nach Basel würde Estelle bestimmt nicht zurückfahren wollen. Blieb also das vierzig Meilen südöstlich von Bern gelegene Interlaken. Für McIlwraiths Geschmack allerdings eine zu offensichtliche Wahl.
    Als sie zu Mittag im Hof standen und die Beladung und Abfahrt der Kutschen beobachteten, war von Estelle de Vries keine Spur zu sehen. Mittlerweile hatte sich die Nachricht von den Morden in der Pension Siegwart in der ganzen Stadt verbreitet. An den Stammtischen der Stadt war man sich einig, dass man bei Ausländern eben nie wissen könne. Immerhin sei es ein Segen, dass diese zwei sich gegenseitig massakriert und die Einheimischen unbehelligt gelassen hätten. Die gute alte Frau Siegwart solle sich ihre Gäste in Zukunft sorgfältiger aussuchen.
    Bis zum Abend hatten McIlwraith und Spandrel so gut wie allen Gasthöfen, Ställen und Pensionen einen Besuch abgestattet. Nirgendwo war eine Engländerin oder Holländerin ohne Begleitung anzutreffen gewesen. Auch hatte niemand davon gehört, dass eine solche Person ein Gefährt gemietet oder sich nach einer Transportmöglichkeit erkundigt hätte.
    »Wo kann sie nur stecken?«, rätselte Spandrel, als sie durch die dunkler werdenden Straßen zum Gasthaus zurückkehrten.
    »Sie könnte sich überall verbergen«, mutmaßte McIlwraith. »Abgeschiedenheit ist käuflich, wie die meisten Dinge.«
    »Hat sie vielleicht irgendeinen Reisenden überredet,

Weitere Kostenlose Bücher