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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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sie mitzunehmen?«
    »Kann schon sein. Es gibt nicht viele, die eine solche Frau zurückweisen würden... egal, was sie von ihnen verlangt.«
    »Dann könnte sie wirklich überall sein.«
    »Oder auf dem Weg dorthin. Ja. Und wohin, heißt es, führen alle Wege? Jetzt wird sie nicht aufgeben, Spandrel. Früher oder später wird sie versuchen, in den Süden zu kommen. Es muss der Simplon sein. Dort werden wir sie garantiert erwischen. Schon möglich, dass sie jetzt irgendwo in einem Versteck liegt. Aber ich werde den Teufel tun und mir auf der Suche nach ihr die Sohlen ablaufen. Morgen früh brechen wir auf.«
    Nichts, so viel wusste Spandrel bereits, obwohl sie sich erst kurz kannten, konnte McIlwraith von einer einmal gefassten Entscheidung abbringen. Dafür war sein Wille zu stark und sein Charakter zu fest. Aber auch der festeste Wille lässt sich durch eine größere Macht aufweichen. Es gibt keine Entscheidung, so unumstößlich sie auch sein mag, die nicht rückgängig gemacht werden kann.
    Als sie sich ihrem Zimmer im Gasthaus Drei Tassen näherten, ging eine Tür auf, und eine Gestalt trat ihnen in den Weg. McIlwraith blieb abrupt stehen und sog zischend die Luft ein. Dank des durch das Fenster vom Hinterhof in den Flur fallenden Laternenlichts hatte er den Mann sofort erkannt. Und Spandrel spürte, dass er ihn nicht mochte.
    »Ich habe Sie kommen sehen«, knurrte der Mann. Er war ein kleiner, vierschrötiger Bursche mit einem für seinen Körper zu großen Kopf. Sein Gesicht lag im Schatten, doch allein schon seine Haltung wirkte bedrohlich. Spandrel überlief es eiskalt. »Sie sollten vorsichtiger sein.«
    »Colonel Wagemaker«, sagte McIlwraith gelassen. »Was führt Sie hierher?«
    »Derselbe Wind, der Sie hierher geweht hat.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ich stehe in den Diensten des Königs, McIlwraith. Mein Rang ist höher als Ihrer. Und zwar in mehr als einer Hinsicht.«
    »Mir fällt nur eine ein, Colonel. Und das war auch nicht immer der Fall.«
    »Wo ist die Witwe de Vries?«
    »Das wüsste ich selbst gern.«
    »Aber auch dann würden Sie es für sich behalten.«
    »Das stimmt.«
    »Sie hat das Buch doch, oder?«
    »Buch?«
    »Spielen Sie nicht Blinde Kuh mit mir. Jupe und Zuyler sind tot. Aber sie ist Ihnen wegen Ihrer stümperhaften Arbeit durch die Finger geglitten, nicht wahr? Cloisterman ist jetzt im Rathaus und versucht...«
    »Cloisterman ist bei Ihnen?«
    »Jawohl. Und der Kerl, den Sie mitschleifen, ist Spandrel, richtig? Dann haben wir ja beide unsere Sekundanten dabei.«
    »Sekundanten? Sie haben doch bestimmt nicht vor...«
    »Sie zu töten? Aber gewiss doch. Es sei denn, Sie töten mich. Ich habe es Ihnen ja versprochen: Wenn Sie mir jemals wieder über den Weg laufen, schaffe ich die Sache zwischen uns aus der Welt. Nun« - etwas an Wagemakers Ton verriet ein Lächeln, das Spandrel in der Dunkelheit nicht sehen konnte - »ist es so weit.«

18 Alte Rechnungen
    »Schöne Bescherung, was, Spandrel?« McIlwraith saß mit seinem Gefährten vor dem Fenster ihres Zimmers im Gasthof Drei Tassen und starrte in die schwarze Berner Nacht hinaus. Im flackernden Licht der einzigen Kerze im Raum sah Spandrel zu, wie er die Whiskeyflasche an die Lippen führte und einen Schluck daraus trank. »Das hat uns gerade noch gefehlt. Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Sie wollen sich wirklich mit ihm duellieren?«
    »Ich habe keine andere Wahl. Trotz des äußeren Anscheins bin ich ein Ehrenmann. Colonel Wagemaker verlangt Genugtuung. Und ich werde sie ihm geben. Morgen bei Tagesanbruch.«
    »Das ist doch Wahnsinn!«
    »Eine Form davon, gewiss.«
    »Worum geht es überhaupt? Warum hasst er Sie?«
    »Er gibt mir die Schuld am Tod seiner Schwester.«
    »Und sind Sie daran schuld?«
    »Ja, das bin ich. Aber er ebenso. Wir tragen die Schuld gemeinsam. Und das, glaube ich, hält er nicht aus.«
    »Wie ist sie gestorben?«
    »Das ist keine Geschichte, die ich gerne erzähle. Aber da wir uns der Möglichkeit stellen müssen, dass ich morgen nicht mehr am Leben und somit in der Lage bin, die Version des Colonels zu korrigieren...« McIlwraith schmunzelte. »Nun, als mein Sekundant sind Sie schließlich so etwas wie mein Beichtvater, Spandrel, das wissen Sie doch, oder?«
    »Ich habe noch nicht eingewilligt, Ihren Sekundanten abzugeben.«
    »Aber das werden Sie tun. Ich kenne Sie inzwischen gut genug. Wir mögen die Rituale dieser Welt verachten, aber wir befolgen sie dennoch. Wenn Sie sich jetzt weigerten, an meiner

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