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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Cloisterman damit seine Pflicht erfüllt. Er konnte nichts dafür, dass er nun mit leeren Händen nach Den Haag zurückkehrte. Doch natürlich würde man ihm die Schuld dafür geben. Aber so etwas würde er wesentlich leichter überstehen können, als sich den Fragen der Berner Behörden zu dem Blutbad zu stellen. Am Ende bezichtigten sie ihn womöglich noch, den Stadtfrieden gebrochen zu haben, noch dazu am Tag des Herrn, wie der Arzt gesagt hatte. Andererseits kannte der Arzt seinen Namen nicht und war mit dem verletzten McIlwraith beschäftigt. Das gab Cloisterman die Möglichkeit, sich davonzuschleichen. Und wenn er sie nicht sofort ergriff, würde er das vielleicht bald bedauern. Nun, bisher hatte er so gut wie alles bedauert, was seit seiner Abreise aus Amsterdam geschehen war. Es war höchste Zeit, an sich selbst zu denken.
    »Verzeihen Sie, Colonel«, flüsterte er und setzte sich in Bewegung. »Ich muss wirklich weg.«

20 Gelegenheiten und Entscheidungen
    Der Prozess gegen Charles Stanhope, Minister im Schatzamt, wurde vor dem Unterhaus erbittert geführt und äußerst knapp entschieden. Die vorgelegten Beweismittel schienen seine Schuld zu belegen, doch dann hielt zum einen Walpole eine leidenschaftliche Verteidigungsrede, und zum anderen machten Gerüchte die Runde, wonach der König bestimmte Abgeordnete gebeten hatte, sich der Stimme zu enthalten. Den Enthaltungen hatte Stanhope letztlich seine Rettung zu verdanken. Vor der Abstimmung verließen allein drei Mitglieder von Brodricks Ausschuss das Parlament, sodass Stanhope schließlich mit 180 zu 177 Stimmen freigesprochen wurde.
    Die Öffentlichkeit reagierte vorhersehbar erbost darauf, dass man sie auf diese Weise um ein so berühmtes Opfer betrog. Tagelang brodelte und gärte es in London. Einmal mehr, so wurde in allen gesellschaftlichen Kreisen und durchaus plausibel argumentiert, hätten die Politiker das Recht verdreht.
    Um zu verhindern, dass sich die Stimmung zusätzlich erhitzte, wurde beschlossen, das Begräbnis des jüngst verstorbenen Ministers für die südlichen Gebiete James Craggs' des Jüngeren, erst spät in der Nacht abzuhalten. Im Schutz der Dunkelheit zogen so am Tage nach Stanhopes Freispruch viele der Großen und Guten Englands - oder je nach Geschmack die Habgierigen und Betrügerischen - im Gänsemarsch in die Westminster Abbey, um einem Mann das letzte Geleit zu geben, dem der Tod viele Anklagen erspart hatte.
    Weit vorne in dieser schwarz gekleideten Versammlung fand sich Viscount Townshend zu seinem Unbehagen zwischen Walpole und dem Earl of Sunderland wieder, zwischen dem aufgehenden und dem sinkenden Stern am politischen Firmament.
    Für einen Mann, dessen Macht fast von Stunde zu Stunde verebbte, brachte Sunderland es jedoch fertig, angesichts der ihm bevorstehenden Schwierigkeiten außerordentlich gelassen zu wirken. »Ich nehme an, dass Carteret binnen weniger Tage als Craggs' Nachfolger bestätigt wird«, erwähnte er in beiläufigem Ton. »Glauben Sie, dass er fügsam sein wird, Townshend?«
    »Er ist nicht wegen seiner Fügsamkeit empfohlen worden, Spencer.«
    »Nein? Wegen seiner Fähigkeit etwa? Fähigkeit kann etwas sehr Gefährliches sein.«
    »Außer für einen selbst«, brummte Walpole.
    Sunderland nickte. »Oh, wie wahr, wie wahr. Und die Erwirkung von Stanhopes Freispruch lässt zweifellos auf größte Fähigkeit schließen... bei jemand anderem.«
    »Es verheißt jedenfalls für diejenigen Gutes, die sich in dieser Sache noch zu verantworten haben«, meinte Walpole mit einem versteckten Lächeln.
    »Seine Majestät wäre erfreut, wenn seine beschuldigten Minister entlastet werden könnten«, erklärte Sunderland. »Vorzugsweise durch breitere Mehrheiten.«
    »Das könnte zu viel verlangt sein.«
    »Das Vorrecht von Königen, Walpole. Wenn Sie das nicht verstehen...« Schulterzuckend schlug Sunderland sein Gebetsbuch auf, dann klappte er es wieder zu und trommelte mit den Fingern auf den Deckel. »Was ist mit der anderen Angelegenheit, die Seiner Majestät nicht aus dem Kopf geht? Das Grüne Buch , wie er es verschämt auf Deutsch umschreibt.«
    »Es ist unterwegs.«
    »Aber nicht zu uns.«
    »Noch nicht.«
    »Bald?«
    Walpole kräuselte die Lippen. »Da bin ich zuversichtlich.«
    »Sie haben Wagemaker entsandt, nicht wahr?«, fragte Sunderland und gab damit zu erkennen, dass sein Spionagenetz nach wie vor reibungslos funktionierte. »Was ist, wenn er scheitert - oder auf der Strecke bleibt?«
    »Sorgen Sie

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