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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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haben zufällig etwas mitgehört, Vater«, flüsterte sie. »Es ist so schrecklich, dass wir es dir unbedingt erzählen müssen. Aber es darf uns niemand zuhören.«
    Kommissar Dashwood hatte die Zeit der Unruhen und die anschließenden Säuberungsaktionen gegen die Royalisten überlebt. Er kannte das ForthRight viel zu gut, um eine derartige Warnung in den Wind zu schlagen. Er nickte und winkte seine Gäste in eine Nische in der Ecke des Salons. Als sie sich hingesetzt hatten, zog er einen dicken Vorhang zu und teilte so die Nische vom Rest des Zimmers ab. »Hier kann uns niemand hören«, flüsterte er, »aber sprecht leise. Es heißt, Beria komme alles im ForthRight zu Ohren, sogar das Flüstern der Liebespaare. Und jetzt erzähl mir, was es so Wichtiges gibt, Trixie.«
    Sie gab ihm eine atemlose Zusammenfassung dessen, was sie bei dem Gespräch zwischen Heydrich und der Dämonin gehört hatten. Während des fünfminütigen Monologs saß ihr Vater ruhig und scheinbar ungerührt in seinem Sessel und warf nur Hauptmann Dabrowski gelegentlich einen fragenden Blick zu, der Trixies Bericht jedes Mal mit einem Kopfnicken bestätigte. Als sie fertig war, zündete sich ihr Vater eine Zigarette an und versank ein paar Sekunden lang in Gedanken. Schließlich sagte er, an den Hauptmann gewandt: »Scheint ganz so, als hätte ich eine Viper an meiner Brust genährt, Dabrowski. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie ein Krypto sind? Gehören Sie vielleicht den Cichociemni an?«
    »Cichociemni?«, fragte Trixie.
    »Die leisen Dunklen«, erklärte Dabrowski. »Wir sind eine Gruppe von polnischen Patrioten, die sich zum Ziel gesetzt hat, das polnische Volk von der Herrschaft des ForthRight zu befreien. Wie Ihr Vater richtig vermutet, bin ich einer von ihnen, ein polnischer Agent. Ich habe die Aufgabe, das ForthRight zu infiltrieren und herauszufinden, was es vorhat.«
    Trixie sah den Hauptmann überrascht an. Der Mann war ein Konterrevolutionär! Ein polnischer Konterrevolutionär!
    Dashwood gluckste wehmütig in sich hinein. »Eine treffende, wenn auch nicht ganz aufrichtige Zusammenfassung, wenn ich das so sagen darf. Ich habe das ungute Gefühl, dass Sie weitaus mehr vorhaben, als nur Ihre Leute auf dem Laufenden zu halten. Laut Geheimdienstberichten der Checkya haben die Cichociemni den Befehl erhalten, die Parteigrößen des ForthRight zu eliminieren, sollte das ForthRight gegen das Warschauer Ghetto vorgehen.« Er nahm einen langen Zug von seiner Zigarette. »Wahrscheinlich hatten Sie vor, mich umzubringen, Hauptmann.«
    Dabrowski hatte den Anstand zu erröten. »Ich will mich nicht dafür entschuldigen, dass ich ein polnischer Patriot bin oder dafür, dass ich mein Volk aus der Knechtschaft führen will. Sie, Sir, sind eine legitime militärische Zielscheibe. Unsere Informationen weisen Sie als den wichtigsten Experten für Logistik im ForthRight aus. Immerhin sind Sie der Mann, der das Straßennetz des ForthRight erneuerte. Ihr Ministerium überwacht den Schiffsverkehr auf der Themse, dem Rhein und der Wolga. Sie sind das Genie hinter dem neuen Eisenbahnnetz des ForthRight, der Mann, der die Verantwortung für das Leiden zehntausender polnischer Zwangsarbeiter trägt, die im Winter neue Eisenbahnschienen verlegen mussten, um das ForthRight mit dem Hub zu verbinden.«
    »Sie wollten meinen Vater umbringen?«, unterbrach Trixie ihn ungläubig.
    »Im Warschauer Ghetto sind an die drei Millionen Menschen eingesperrt, Miss Dashwood. Das ForthRight macht ihnen das Leben zur Hölle. Wundert es Sie dann, wenn ich zu einer solch schändlichen Tat förmlich gezwungen bin? Zu meiner Verteidigung darf ich erwähnen, dass nur Ihr Vater die Zielscheibe war, Miss Trixie, nur er. Wir sind nicht wie die Partei. Wir würden niemals aus sinnloser Rache seine ganze Familie ausradieren. Dies sollte eine militärische Operation sein und keine Säuberungsaktion.«
    Dashwood lächelte sarkastisch. »Welch feiner Unterschied, Hauptmann Dabrowski.«
    »Aber ein wichtiger, Kamerad Kommissar!«, konterte Dabrowski. »Ich bin ein polnischer Offizier und Gentleman, und als solcher würde ich Ihrer Tochter niemals auch nur ein Haar krümmen. Leider ist Heydrich, wie Ihre Tochter und ich soeben gehört haben, von einem anderen Kaliber. Sobald die Sitzung heute Abend beendet ist, wird Beria Sie und Ihre Familie verhaften. Ihre Tochter soll für Ihre angeblichen Verfehlungen büßen, Sir. Typisch für die Partei, nicht wahr? So etwas nennt man Sippenhaft.

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