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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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der Demi-Monde nur Nachbildungen aus der Realen Welt seien oder Heydrichs Tochter Aaliz dorthin geschickt werden sollte, um den Platz der Dämonin einzunehmen, klang nach einem schlechten Science-Fiction-Roman.
    Aber einiges von dem, was sie mitbekommen hatte, ließ sich nicht ohne weiteres abtun, vor allem Heydrichs Vorhaben, die armen Menschen im Warschauer Ghetto zu vernichten.
    Oder dass ihr Vater und sie noch heute Abend verhaftet werden sollten. Diese kaltblütige Äußerung konnte sie nicht ignorieren. Sie sollten beseitigt werden, so wie ihre Freundin Lillibeth Marlborough und deren gesamte Familie. Es war unvorstellbar, dass nun sie demselben Terror ausgesetzt wäre wie viele ihrer früheren Freunde.
    »Er will uns töten«, murmelte sie, ohne das Grauen dessen, was hier vor sich ging, wirklich zu begreifen.
    Alles schien so unwirklich.
    Dabrowski nickte und fügte dann hinzu: »Ja, er will meine Leute umbringen.«
    Meine Leute?
    Na klar: die Polen. Der Hauptmann gehörte zu den UnterWesen. Und Heydrich hatte davon gesprochen, das Warschauer Ghetto zu vernichten. Als sie den blassen zitternden Dabrowski ansah, wurde Trixie zum ersten Mal in ihrem jungen Leben bewusst, welche schreckliche Folgen die Philosophie der Rassenhygiene haben konnte. Es war nicht nur eine alberne irRaTionale Übung in religiöser Spinnerei, sondern eine sehr ernste Angelegenheit. Jetzt war ihr klar, dass der UnFunDaMentalismus eigentlich nur ein Vorwand für Völkermord war.
    Zuvor hatte sie das besessene Streben nach Rassenhygiene, das vom UnFunDaMentalismus propagiert wurde, einfach akzeptiert – schließlich hatte man es ihr ein ganzes Leben eingehämmert. Ohne groß darüber nachzudenken, hatte sie hingenommen, dass es gegen die Naturgesetze verstieß, wenn man sich mit einem UnterWesen einließ; es war so, wie wenn sich ein Hund mit einer Katze paarte. Das siebte nuGebot war unmissverständlich, was die Rassendurchmischung betraf. Jeden Tag dankte sie ABBA – ohne an ABBA zu glauben –, dass sie als Angelslawin zur Welt gekommen war und daher zur Herrenrasse gehörte. Als Arier geboren zu werden bedeutete, das große Los gezogen zu haben. Trotzdem hätte sie sich niemals vorstellen können, dass die Partei die UnterWesen gänzlich vernichten würde, nur um die Reinerhaltung des angelslawischen Volkes zu gewährleisten.
    Rassentrennung: ja, klar. Bestrafung für Rassenmischung: selbstredend. Abtreibung von Mischlingen: unbedingt. Kontrolle der Rasse durch das Reichsregister für Rassenreinheit: keine Frage. Aber die Vernichtung eines Volkes …
    Dass drei Millionen oder mehr Männer, Frauen und Kinder im Warschauer Ghetto umgebracht werden sollten und die Partei das duldete, war unglaublich. Doch jetzt war das Unglaubliche glaubhaft geworden. Sie selbst hatte gehört, mit welcher Gleichgültigkeit Heydrich über die Ermordung dieser armen unschuldigen Menschen gesprochen hatte.
    »Was wollen Sie tun?«, fragte sie.
    »Ich weiß es noch nicht«, räumte Dabrowski ein. Sein Gesicht war aschfahl. Er, der sonst so entschieden und energisch war, saß nun wie betäubt in seinem Sessel.
    »Ja, wir haben gewusst, dass die Lage prekär ist. Wir wussten, dass wir Polen wie die nuJus zu Menschen zweiter Klasse abgestempelt waren, aber keiner von uns hätte sich ausmalen können, dass Heydrich in seiner Abartigkeit an Massenmord denken würde. Dieser Mann muss völlig verrückt sein.« Er schüttelte den Kopf, als wollte er wieder zur Besinnung kommen. »Ich muss sofort nach Warschau und meine Leute warnen.«
    »Werden sie Ihnen denn glauben?«
    »Ich weiß es nicht. Wie soll man eine solche Ungeheuerlichkeit glauben? Trotzdem, ich will es versuchen. Aber zuerst müssen wir von hier weg, und das wird alles andere als einfach.«
    »Warten Sie, bis ich mit meinem Vater gesprochen habe. Er wird wissen, was wir tun sollen.«
    Sie fanden Trixies Vater allein im Morgensalon, wo er in Unterlagen seines Ministeriums blätterte und so gut es ging die unheilvolle Gestalt Heydrichs zu verdrängen versuchte, die durch sein Haus spukte. Dass er verwundert war, als seine Tochter und der polnische Hauptmann unangemeldet hereinplatzten, wäre eine glatte Untertreibung. Es war eine eiserne Regel auf Dashwood Manor, dass man den Kommissar während der Arbeit auf keinen Fall störte.
    Doch Dashwoods Überraschung wich aufrichtiger Sorge, als er sah, wie Trixie die Tür verschloss und mit dem Zeigefinger auf dem Mund auf ihn zukam. »Der Hauptmann und ich

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