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Die Mitternachtsprinzessin

Titel: Die Mitternachtsprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaelen Foley
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stehen und sah hinauf zum Mond, als ihr Blick sich von Tränen verschleierte.
    Den ganzen Tag über war es ihr gelungen, ihre Befürchtungen zu verdrängen, Mrs. Moss’ endlose Liste von Aufgaben hatte dabei geholfen. Aber jetzt, da sie allein war, wehrlos, nicht sicher, wohin sie gehen sollte und sich viel zu verletzlich fühlte, begann die Angst sie zu überwältigen. Tränen traten ihr in die Augen.
    »Leon! Wo bist du?“
    Seit ihrer Kindheit war er für sie der Fels in der Brandung gewesen.
    Wenn nun die maskierten Feinde ihr Gefolge ebenso ausgelöscht hatten wie es verschiedene Gegner über die Jahre mit ihrer Familie gemacht hatten?
    Was wäre, wenn ihre Leibwächter nicht kamen?
    Wenn sie alle tot waren?
    Es fehlte nichts.
    Zuerst hatte Gabriel gedacht, das müsste ein Irrtum sein.
    Vor einigen Momenten noch hatte das Zuschlagen der Vordertür ihn erschreckt, hatte ihm geholfen, einen klaren Kopf zu bekommen und das Verlangen daraus zu vertreiben. Er hatte mit der Hand gegen den Türrahmen geschlagen, um seine Frustration abzuschütteln, war dann aber zu seiner Reisetruhe gegangen, wo eine rasche Suche die erstaunliche Wahrheit enthüllte.
    All seine Sachen waren da und bestätigten Sophias Unschuldsbehauptung.
    Mit einem Fluch warf er das Handtuch hin und zog sich rasch an. Die Erkenntnis, dass er sie ungerechtfertigt verdächtigt hatte, genügte, um seinen Zorn von ihr auf sich selbst zu richten.
    Schlimmer noch, rückblickend begriff er, dass er sie - ob sie nun eine Dirne war oder nicht - mit seinem Drängen erschreckt hatte, so sehr, dass sie es für richtig gehalten hatte, um ihr Leben zu laufen.
    Verdammt, so ein Mann war er nicht! Noch nie hatte er von einer Frau verlangt, mit ihm zu schlafen - das hatte er nie nötig gehabt -, und er hatte auch nicht vor, jetzt damit anzufangen. Er war wütend auf sich selbst, stand auf und beeilte sich, seine Hose zuzuknöpfen. Als er sie zwischen den Beinen zurechtzog, verzog er jedoch das Gesicht. Was war überhaupt mit ihm los? Ein Gentleman stellte nicht« den Dienstboten nach, ganz egal, wie verführerisch sie waren. Er hatte Sophia sein Wort gegeben, dass sie hier sicher sein würde, dass sie nicht bedroht werden würde, und welche Fehler er auch immer haben mochte, er brach niemals i sein Wort.
    Als er sich bückte, um die Stiefel anzuziehen - er hatte sich ihrer entledigt, ehe sie auf ebenso geheimnisvolle Weise verschwand wie sie aufgetaucht war -, fiel ihm auf, dass er nicht wollte, dass sie ging.
    Es war ein ernüchternder Moment der Ehrlichkeit, und er veranlasste ihn, innezuhalten.
    Den ganzen Tag über, während der Arbeit und der körperlichen Anstrengungen, hatte er sich auf die Gelegenheit gefreut, wieder mit ihr zu sprechen, auch wenn er sich das selbst nicht eingestehen wollte.
    Jetzt hatte er sie mit seinem törichten Verhalten verjagt, und ihre Abwesenheit machte ihm seine Einsamkeit nur zu deutlich bewusst.
    Es war eine Sache, sich eine Weile vor den Menschen zurückzuziehen, aber eine andere, wenn ein schönes Mädchen vor einem davonrannte, als wäre man ein Barbar.
    Vielleicht bin ich schon zu lange hier draußen gewesen, überlegte er.
    Gabriel richtete sich wieder auf und ging rasch durch den Raum, um Sophias Messer aus dem bröckelnden Putz zu ziehen. Mit dem Dolch war sie noch gefährlicher für ihn, aber ihre furchtsame Miene, als er sie entwaffnet hatte, hatte ihm einen Stich versetzt.
    Ich hätte ihr das Messer lassen sollen, dachte er, denn rückblickend bezweifelte er, dass sie ihn wirklich verletzt hätte. Sie hatte nur Angst gehabt, er würde sie tatsächlich vergewaltigen.
    Gütiger Himmel.
    Als er das Messer aus der Wand zog, bemerkte er plötzlich, welches Gefühl sich seiner bemächtigte, sobald er es in der Hand hielt.
    Es überraschte ihn, wie angenehm es war, sich daran zu erinnern, was für ein Krieger er einst war.
    Und jetzt nicht mehr war.
    Nicht mehr sein wollte.
    Dennoch - es war Monate her, seit er zum letzten Mal irgendeine Waffe gehalten hatte. Es fühlte sich gut an, so selbstverständlich, das Messer in seiner Hand.
    Was nur hatte das Mädchen in ihm geweckt, dass sein ganzer Körper zum Leben zu erwachen schien? Es konnte nicht allein an diesem Messer liegen. Er überlegte, wann er zum letzten Mal ein solches in Händen gehalten hatte. Es war in Indien gewesen ...
    Blutige Ereignisse kehrten in sein Gedächtnis zurück, und einen Moment lang ließ er die Finger über die Klinge gleiten, wischte den Staub ab,

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