Die Mitternachtsprinzessin
Bemerkung hatte er nicht ganz ernst gemeint, aber wenn sie sich dadurch überreden ließ, dann sollte das so sein. „Da das nun geklärt ist, könnten wir uns auf den Rückweg machen.“
Immer noch sah sie ihn seltsam an.
„Nun?“, drängte er.
„Warum interessiert es Sie, was aus mir wird?“
„Sie haben Mut. Ich bewundere das. Und ich meinerseits ... Mir würde etwas Gesellschaft gefallen“, räumte er schließlich ein und senkte den Kopf. „Lassen Sie uns gehen.“ Ein weiteres Mal wiederholte er sein Anliegen. „Sie werden sich hier draußen den Tod holen, und ich habe Hunger.“
„Ich auch.“ Sie setzte sich in Bewegung, aber Gabriel runzelte die Stirn, als er sah, dass sie hinkte.
Er ging zu ihr. „Lassen Sie mich Ihnen helfen.“
Sie sah ihn misstrauisch an und blieb stehen.
„Ich beiße nicht“, meinte er. „Stützen Sie sich auf mich.“
Ihre dunklen Augen funkelten geheimnisvoll, als sie zuerst ihn anschaute und danach auf seine dargebotene Hand blickte. „Danke.“ Sie nahm seine Hand. „Ich werde das nicht vergessen, Gabriel“, flüsterte sie, als sie sich von ihm vorsichtig über den steinigen Boden führen ließ.
„Ich auch nicht, glauben Sie mir das“, erwiderte er trocken.
Sie lachte leise, und er schüttelte den Kopf, voller Staunen über sie.
„Ich muss sagen, Sophia, auf mich wirken Sie nicht wie eine Dirne.“
„Nun, Sie wirken auch nicht wie ein gewöhnlicher Mann.“
„Ich bemühe mich.“
Sie lachte und stützte sich mit einer Hand auf seinen Arm. So gingen sie gemeinsam zurück zum Haus.
5. Kapitel
Das Bauernhaus war dunkel und leer. Mrs. Moss war für die Nacht in ihr Cottage zurückgekehrt. Nachdem Gabriel die Vordertür verschlossen hatte, folgte Sophia ihm in die matt beleuchtete warme Küche, wo das heruntergebrannte Herdfeuer noch immer unter dem Topf mit Ragout glühte.
„Setzen Sie sich bitte. Machen Sie es sich bequem“, sagte er und deutete auf den Tisch. „Ich bediene Sie.“
„Sie bedienen mich?“, fragte sie überrascht.
Er lächelte ihr über die Schulter hinweg zu. „Ich habe Sie als meinen Gast eingeladen, Sophia, nicht als Dienstboten. Außerdem sollten Sie Ihren Knöchel für eine Weile schonen. “
„So schlimm ist es nicht“, versicherte sie, während sie ihren Rucksack an die Wand lehnte und den Umhang ablegte. „Ich habe ihn nur ein wenig verrenkt.“
Noch immer verwirrt von seiner Einsamkeit, sah sie zu, wie Gabriel zum Herd ging. Natürlich war sie es gewohnt, von anderen Menschen umsorgt zu werden, aber sie taten das, weil sie es mussten - es war ihre Pflicht -, nicht, weil sie es wollten. Und nicht, weil ihnen etwas an ihr lag.
Gabriel war so anders. Er schien sich einfach für sie als Person zu interessieren.
Er nahm ein Handtuch und wickelte es sich um die Hand, als er den heißen Deckel anhob und in den Topf spähte.
„Sieht gut aus.“ Er drehte sich zu ihr um und lächelte. „Und riecht noch besser. Hunger?“
„Nahe am Verhungern“, gestand sie lächelnd.
„Ich auch.“ Er legte den Deckel beiseite und griff nach dem großen Schöpflöffel, der an einem Haken neben dem hölzernen Abzug hing.
Während er mit dem großen Löffel das Ragout umrührte, sah sie ihm verwundert dabei zu. „Sie scheinen genau zu wissen, was Sie da tun.“ Als er bescheiden die Achseln zuckte, zog sie die Brauen hoch. „Ein Mann, der kochen kann?“
„Gut genug, um nicht zu sterben“, erklärte er sachlich. „Das Armeeleben lehrt einen, selbstständig zu sein. Sehr schnell.“
Sophia dachte an die Schwierigkeiten, die sie mit all den einfachen Haushaltsarbeiten an diesem Tag gehabt hatte, und senkte verlegen den Blick. „Nun, wenn Sie kochen können, dann kann ich wenigstens den Tisch decken.“
„Das müssen Sie nicht.“
„Nein, bitte.“
„Na schön.“ Er nickte ihr zu. „Danke.“
„Im Esszimmer?“
„Gewöhnlich esse ich hier“, sagte er und warf einen Blick auf den rustikalen alten Küchentisch.
Sophia nickte. „Gut.“
Während er sich weiter um das Essen kümmerte, ging sie in der Küche umher, holte Schüsseln und Besteck und deckte sorgfältig den Tisch. Die Vorstellung, wie Gabriel hier Abend für Abend allein saß, weckte in ihr den Wunsch, ihn zu berühren, nur um ihm nahe zu sein. Tatsächlich aß auch sie häufig allein, in der einsamen Pracht ihres Speisesaals, umgeben von einer stummen Armee von Dienstboten mit steinernen Gesichtem.
Vielleicht sehnten sie beide in dieser
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