Die Mitternachtsprinzessin
Vergnügen angeheuert hatte, nicht ganz unbegründet. Natürlich hatte er eine brillante militärische Laufbahn hinter sich, aber der wahre Grund, warum die Prinzessin den gut aussehenden Burschen als neuen Sicherheitschef engagierte, war nach Alexas Meinung nur allzu offensichtlich.
Aber was immer die Motive des Colonels gewesen sein mochten, eines war nicht zu übersehen: Ihre königliche Hoheit war verliebt.
Alexa zog eine Braue hoch und fragte sich, welch sündhaften Dinge der schöne Krieger wohl vorgeschlagen haben mochte, als Sophia mit dem ärgerlichen Ausruf: „Nein! Hast du den Verstand verloren?“ zurückwich.
„Würdest du bitte erst einmal darüber nachdenken, bevor du mich gleich verurteilst?“
„Aber was du da andeutest, ist unmöglich!“
Alexa horchte auf. Einige Stellungen boten eine Herausforderung für die Beweglichkeit, aber nichts war unmöglich, wenn man es nur wollte und vielleicht ein wenig parfümiertes Öl benutzte ...
„Pst.“ Der Colonel zog Sophia wieder an sich und flüsterte ihr weitere Dinge ins Ohr.
Alexa beobachtete sie nachdenklich. Wenn es Sophia an Vorstellungskraft fehlte, um auf seine wilden Fantasien einzugehen, dann würde sie nur zu gern einspringen.
Sophia entzog sich nun seinen Armen. „Schluss damit! Ich werde dir nicht weiter zuhören. Kein Wort mehr!“ Sophia presste sich die Hände auf die Ohren. „Ich will davon nichts wissen. Verstehst du mich?“
Behutsam zog er ihr die Hände weg. „Liebling, ich will dich nicht beunruhigen ...“
„Bitte hör auf. Das ist nicht richtig.“ Sie schüttelte den Kopf und schien sehr aufgebracht.
Alexa runzelte die Stirn und überlegte, ob sie helfen könnte. Schließlich hatten diese nach außen hin so wohlanständigen Engländer manchmal einen seltsamen Geschmack, selbst nach ihren Maßstäben gemessen.
„Denk einfach mal darüber nach“, riet er ihr.
„Da gibt es nichts nachzudenken. Du irrst dich, Gabriel. Glaube mir. Hältst du mich für so dumm? Du weißt nicht, was du da redest.“
Mitleidig schüttelte Alexa den Kopf. Arme Sophia. Der Schmerz, den ihr Liebhaber ihr verursacht hatte, stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Was sind Männer doch für Bastarde, dachte sie. Das hatten Menschen nun davon, wenn sie sich verliebten. Und deshalb wollte sie selbst von so etwas nichts wissen. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass du gehst“, sagte die Prinzessin nun zu ihrem Engländer.
Colonel Knight presste die Zähne zusammen, stand jedoch gehorsam auf und seufzte. „Es tut mir leid.“
Sophia blickte nur zur Seite, die Arme fest vor der Brust verschränkt. „Ich weiß, du meinst es gut, aber bitte - geh.“ Das tat er auch, nachdem er sich tadellos verneigt hatte. Sophias Ablehnung seines Vorschlags schien ihn ebenfalls aufgebracht zu haben.
Als er das Zimmer verlassen hatte, barg Ihre Hoheit das Gesicht in den Händen und ließ sich auf das Sofa sinken. So blieb sie reglos sitzen.
Alexa sah sie an und überlegte, ob sie wohl weinte. Dann endlich hob Sophia in ihrer entschlossenen Art den Kopf und stand auf, um ihr Glas zu holen. Ihr Gesicht war bleich, als sie an Alexas Versteck vorüberging, und ihre Augen schienen gerötet.
Alexa runzelte die Stirn. Am liebsten wäre sie hineingegangen und hätte ihrer Herrin einige Fragen gestellt, denen sie vielleicht entnehmen konnte, was der Colonel ihr zugeflüstert hatte.
Aber dadurch würde Sophia nur erkennen, dass sie beobachtet wurde, so wie schon am Morgen, als Colonel Knight ihr den geheimen Tunnel gezeigt hatte.
Alexa durfte nicht zulassen, dass ihre Herrin die Wahrheit herausfand. Schließlich war Sophias Vertrauen alles, was sie der stets präsenten Bedrohung durch das Messer des Tunesiers entgegensetzen konnte.
Bei der Erinnerung an den schrecklich gebogenen Dolch erschauerte sie. Sie hatte die Waffe sehr gut aus der Nähe sehen können, und zwar an dem Tag, als sie entführt worden war. An diesem Tag war sie in die Bond Street gegangen, um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen.
Der Tunesier mit den schwarzen Augen hatte gesagt, er würde ihr die Kehle durchtrennen, wenn sie nicht genau das tat, was er verlangte - und sie hatte ihm geglaubt. Falls sie in dieser Beziehung jemals irgendwelche Zweifel gehegt hätte, so hatte er sie in der Nacht des Angriffs endgültig beseitigt.
Diese Augenblicke in der Kutsche waren so entsetzlich gewesen, das Wissen, dass es geschehen würde. Sie hatte den Wunsch gehabt, Leon zu warnen, aber sie war zu feige
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