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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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durch die Fensterläden nur das trübe Licht des Platzes draußen drang, keinerlei Schuldgefühle. Und als er mich am ganzen Körper küsste und wir eins wurden, spürte ich, wie mein Glaube an die Götter und die Menschheit wiederkehrte.
    » Ich liebe dich, Anni, ich muss bei dir sein « , beteuerte er. » Ich brauche dich … «
    » Ich liebe dich auch « , flüsterte ich genauso leidenschaftlich wie er. » Und das wird sich nie ändern. «

23
    Nach unserer Heimkehr nach England sah ich Donald einen Monat lang nicht. Es war Weihnachten – das erste, das er seit drei Jahren mit seiner Familie verbrachte. Doch er schrieb mir jeden Tag; lange wundervolle Briefe, in denen er mir versicherte, wie sehr ich ihm fehle, wie sehr er mich liebe und wie sehr er sich danach sehne, wieder mit mir zusammen zu sein.
    In meinen Antwortbriefen schilderte ich ihm meinen Alltag im Krankenhaus. Obwohl mein Herz vor Liebe für ihn fast barst, ließ ich meinen Gefühlen in meinen Zeilen nicht so freien Lauf wie er. Ich wusste, dass ich mich, nun, da ich wieder in England war, nicht völlig in dieser Liebe verlieren durfte, weil ich keine Möglichkeit sah, in Zukunft mit ihm zusammen zu sein. Zum Glück war ich im Royal Hospital in Whitechapel sehr beschäftigt. Eines Nachmittags kurz nach Neujahr bat mich die Oberschwester in ihr Büro.
    » Schwester Chavan, in meiner wöchentlichen Besprechung mit den Ärzten war heute die Rede von Ihnen. Wir sind uns einig, dass Sie eine besondere Begabung für den Schwesternberuf besitzen. Sie haben sich in Frankreich einen guten Ruf erworben, und auch Ihre Arbeit hier genügt den höchsten Ansprüchen. «
    Ich bedankte mich, geschmeichelt über das seltene Lob.
    » Vor Ihrer Abreise nach Frankreich haben Sie lediglich die Grundausbildung zur Hilfsschwester erhalten, nicht wahr? «
    » Ja, Schwester, aber in Frankreich mussten alle zupacken, und bei der Arbeit habe ich viel gelernt. Ich kann Wunden nähen und verbinden, Injektionen geben und habe den Ärzten bei zahlreichen Notoperationen assistiert. «
    » Das ist mir bekannt. Ihre Ruhe und Sicherheit geben Ihren Patienten Zuversicht. Außerdem sehe ich, dass sogar die voll ausgebildeten Schwestern sich Rat von Ihnen holen und Sie schätzen. Deshalb würden wir vom Krankenhaus Ihnen vorschlagen, die Qualifikationen zu erwerben, die nötig sind, um eine richtige Krankenschwester und später vielleicht Stationsschwester zu werden. «
    Ich hatte nicht geahnt, dass meine Leistungen wahrgenommen worden waren. » Danke, Schwester, ich fühle mich geehrt. «
    » Sie würden weiter hier im Krankenhaus arbeiten und drei Tage pro Woche im College die theoretische Seite des Schwesternberufs erlernen, mit der Sie bisher nicht vertraut gemacht worden sind. In einem Jahr wären Sie voll ausgebildete Krankenschwester. Was halten Sie von diesem Vorschlag? «
    » Ich würde den Kurs sehr gern besuchen. «
    » Gut. Dann schreibe ich Sie gleich ein, und Sie können nächste Woche anfangen. «
    Ich bedankte mich, stand auf und verließ das Zimmer. Draußen stieß ich einen kleinen Freudenschrei aus und stellte mir vor, wie stolz meine Eltern auf mich gewesen wären. Zwei Tage später, als Donald nach London kam, war mein Glück vollkommen. Er wohnte im Haus der Astburys am Belgrave Square, wo Selina sich gerade mit der kleinen Eleanor und ihrem Kindermädchen Jane, die ich als meine Nachfolgerin vorgeschlagen hatte, aufhielt.
    Ich hatte mir einen Tag freigenommen und fuhr mit der Straßenbahn zu Selfridges, um einen Teil meines hart verdienten Geldes für einen neuen, ausgesprochen schicken Mantel auszugeben. Als ich mich dem Piccadilly Circus näherte – Donald und ich hatten uns unter der Eros-Statue verabredet –, begann mein Herz wie wild zu pochen. Während ich in der Menge nach seinem vertrauten Gesicht suchte, überkamen mich Bedenken, ob er erscheinen würde. Doch am Ende entdeckte ich ihn, wie er genauso eifrig nach mir Ausschau hielt wie ich nach ihm. Er kam auf mich zu und schloss mich in die Arme.
    » Du hast mir so gefehlt, Schatz! « Er hob mein Kinn ein wenig an. » Ich dir auch? «
    » Aber ja. Es gibt so viel zu erzählen. Gehen wir irgendwo einen Tee trinken? « , schlug ich vor.
    » Ja. « Er drückte sein Gesicht an meinen Hals. » Obwohl mir der Sinn im Moment eher nicht nach Tee steht. Aber wahrscheinlich muss ich mich vorerst damit begnügen. «
    Wir unterhielten uns angeregt im Lyon’s Corner House an der Shaftesbury Avenue, bis es dunkel

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