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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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kastanienbraunen Hengst gesattelt hatte, bei strahlendem Wetter auf den Weg ins Moor. Zwanzig Minuten später erreichte er das Cottage am Bach, stieg ab und trat an den hohen Holzzaun mit Tor, der sich neben dem Häuschen befand. Weil diese Seite weniger heruntergekommen als der Rest wirkte, vermutete er dort eine Tür zum rückwärtigen Teil des Cottage. Er zog an dem schwarzen Ring in der Mitte des Tors, aber es bewegte sich nicht. Ari unternahm einige Versuche hochzuspringen oder darüberzuklettern, doch es gelang ihm nicht.
    Schließlich führte er das Pferd zum Zaun, stieg auf, hielt sich am oberen Ende der Pfosten fest, stemmte sich hoch, schwang die Beine hinüber und sprang hinunter. Er landete weich in einem Hof mit einer Reihe kleiner Nebengebäude. Ein kurzer Blick hinein sagte ihm, dass sie abgesehen von einem zweirädrigen Pferdewagen leer waren.
    Nun wandte er sich der hinteren Seite des Cottage zu, drückte die Klinke der Tür herunter und stellte überrascht fest, dass sie sich ganz leicht öffnen ließ. Ari trat vorsichtig ein und fand sich in einer Küche wieder.
    Wegen des vielen Efeus und Anthonys Behauptung vom Vorabend hatte Ari Schmutz und Spinnweben erwartet. Doch weit gefehlt. Er ließ einen Finger über den Holztisch, der in der Mitte der Küche stand, gleiten. Die Staubschicht darauf war längst nicht so dick, wie nach neunzig Jahren zu vermuten gewesen wäre. Die Tassen hingen ordentlich an Haken, der alte schwarze Herd hatte keinen Rost angesetzt, und die Teller in der Anrichte waren angeschlagen, aber sauber. Als Ari den Blick senkte, stellte er fest, dass er keine Spuren auf dem Fliesenboden hinterließ.
    Auf der Arbeitsfläche neben dem Herd stand ein elektrischer Wasserkocher. Ari zog einen Stuhl unter dem Tisch heraus und setzte sich. Dies war eindeutig kein verlassenes Cottage, das so baufällig war, dass es bald abgerissen werden musste, wie Anthony behauptet hatte.
    Als ihm bewusst wurde, dass sich durchaus jemand in dem Häuschen aufhalten konnte, stand Ari auf, trat auf den Flur und lauschte, ohne etwas zu hören. Hinter einer Tür zu seiner Linken verbarg sich ein kleines, des Efeus an den Fenstern wegen dunkles Wohnzimmer. Aris Augen brauchten eine Weile, um sich an das trübe Licht zu gewöhnen. Im Kamin befand sich nur wenig Asche, und der Stuhl davor war durchgesessen, aber sauber.
    In den Bücherregalen standen alte Ausgaben britischer Klassiker, die Anahita geliebt hatte.
    Ari ging die schmale Treppe hinauf, öffnete vorsichtig eine der beiden Türen im ersten Stock und betrat ein ordentlich aufgeräumtes Schlafzimmer mit ausgeblichenen blümchengemusterten Vorhängen und einem abgewetzten Patchworkquilt über dem Bettgestell aus Metall. Die Kissen waren überzogen, und das Bettzeug sah aus, als könnte gleich jemand darunterschlüpfen. Auf der Frisierkommode standen allerlei Cremes und Lotionen sowie eine große Flasche Parfüm.
    Ari kratzte sich verwundert am Kopf. Es wirkte alles so, als wäre das Cottage bewohnt.
    Aber von wem?
    Das von außen verlassen wirkende Cottage war das perfekte Versteck, dachte Ari, als er aus dem Schlafzimmer ging.
    In dem zweiten Raum wartete eine weitere Überraschung auf ihn. Ein verrostetes Kinderbett mit einer von Motten zerfressenen Babydecke nahm den größten Teil des winzigen Raums ein. Vom Bett aus sah ihn ein Paar trauriger Augen an. Ari nahm den alten Teddybären in die Hand und drückte ihn an sich wie ein Kind.
    » Mein Gott « , flüsterte er. Nun wusste er, dass die Geschichte seiner Urgroßmutter stimmte.

28
    Jack schlief noch tief und fest, als Rebecca am folgenden Morgen aufstand, in eine Jogginghose schlüpfte und nach unten in die Maske ging.
    Die Dreharbeiten dauerten den ganzen Tag, und sie kehrte erst nach sechs Uhr abends erschöpft in ihr Zimmer zurück.
    » Willst du weg? « , fragte sie überrascht, als sie sah, dass Jack Hemden in seiner Tasche verstaute.
    » Ja, aber nur nach London. James hat mir von einem Film erzählt, den Sam Jeffrey machen will. Heute Morgen hab ich von dem Telefon im Arbeitszimmer aus meinen Manager angerufen, damit der sich mit ihm in Verbindung setzt und ihm sagt, dass ich im Land bin. Er will sich morgen Vormittag mit mir treffen. Ist das nicht toll, Schatz? Jeffrey ist ein vielversprechender junger Regisseur mit etlichen Auszeichnungen der hiesigen Film- und Fernsehhochschule. Ich hab mir ein Taxi für die Fahrt nach London bestellt und bin irgendwann morgen Abend wieder da. «
    »

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