Die Mitternachtsrose
rosigem Teint durch die Tür auf sie zu.
» Miss Rebecca Bradley? «
» Ja. «
Die Frau lächelte breit. » Ich hab Sie sofort erkannt. In Wirklichkeit sind Sie noch hübscher als im Kino. Ich hab all Ihre Filme gesehen, und es freut mich sehr, Sie persönlich kennenzulernen. Ich bin Mrs Trevathan, die Haushälterin. Wenn Sie mir folgen wollen… Ich führe Sie zu Ihrem Zimmer. Leider ist es ziemlich weit weg. Graham bringt Ihnen Ihr Gepäck später nach « , erklärte sie, als Rebecca sich nach ihrer Tasche bückte. » Sie können sich gar nicht vorstellen, welche Strecken ich jeden Tag zurücklegen muss. «
» Wahrscheinlich nicht.« Rebecca hatte Mühe, den starken Devon-Akzent der Frau zu verstehen. » Ein imposantes Gebäude. «
» Jetzt nicht mehr so, weil sich nur noch ich und eine Tageshilfe drum kümmern. Ich bin mit den Nerven am Ende. Früher haben hier dreißig Bedienstete rund um die Uhr gearbeitet, aber die Zeiten sind vorbei. «
Rebecca nickte, als Mrs Trevathan sie durch eine Reihe von Türen in eine riesige Küche führte, wo eine Frau in Schwesterntracht am Tisch Kaffee trank.
» Von der Küche aus kommt man über die Bedienstetentreppe am schnellsten hinauf zu den Zimmern « , erklärte Mrs Trevathan und ging Rebecca die steilen Stufen voran. » Ich habe Sie in einem hübschen Raum auf der Rückseite des Hauses untergebracht. Von dort aus haben Sie einen schönen Blick auf die Gärten und das Moor. Sie können von Glück sagen, dass Lord Astbury Ihnen ein Zimmer im Haus zur Verfügung stellt. Er mag Gäste nicht sonderlich. Früher mal haben hier bequem vierzig Leute übernachten können, aber das ist lange her. «
Sie erreichten ein Zwischengeschoss, wo Rebecca kurz die prächtige Kuppel bewunderte, bevor sie Mrs Trevathan einen breiten, dunklen Flur entlang folgte.
» Sie schlafen hier « , verkündete sie und öffnete die Tür zu einem geräumigen Zimmer mit hoher Decke, das von einem großen Doppelbett beherrscht wurde. » Ich habe gut durchgelüftet, deswegen ist es ein bisschen kühl. Aber das ist besser als der modrige Geruch. Wenn Ihnen kalt sein sollte, können Sie den Elektroofen einschalten. «
» Danke. Würden Sie mir noch verraten, wo die Toilette ist? «
» Die zweite Tür links, auf der anderen Seite des Flurs. Leider haben wir keine eigenen Toiletten und Bäder für die einzelnen Zimmer. Ich lasse Sie jetzt ausruhen. «
» Könnte ich ein Glas Wasser bekommen? «, fragte Rebecca schüchtern.
Mrs Trevathan blieb an der Tür stehen. » Natürlich. Sie sind sicher halb verdurstet. Haben Sie was gegessen? «
» Nein, im Flugzeug hatte ich keinen Appetit auf Frühstück. «
» Soll ich Ihnen eine Kanne Tee und ein paar Scheiben Toast bringen? Sie sehen ein bisschen blass um die Nase aus. «
» Das wäre wunderbar. « Plötzlich merkte Rebecca, dass ihr vor Hunger fast schwindlig war.
» Gut, dann hol ich mal die Sachen. « Mrs Trevathan musterte Rebecca mitfühlend. » Stars müssen auch essen, was? Machen Sie sich’s bequem. Bin gleich wieder da. «
Kurz darauf trat Rebecca auf den Flur und landete nach einem Fehlversuch in einem Wäscheschrank und einem anderen Zimmer in einem großen Bad mit altmodischer gusseiserner Wanne. Von dem Wasserbehälter über der Toilette baumelte eine rostige Metallkette. Nachdem Rebecca Wasser aus dem Hahn getrunken hatte, kehrte sie in ihr Zimmer zurück, wo sie durch eines der hohen Fenster hinausblickte. Der Garten jenseits der großen Terrasse hinter dem Haus wirkte gepflegt. Die Beete wurden von Blumen und Sträuchern gesäumt, und Blüten hoben sich zartrosafarben vom Grün der Rasenflächen ab. Hinter der hohen Eibenhecke, die den Garten einfasste, lag das raue Moor, das deutlich mit den glatten gemähten Rasenflächen kontrastierte. Rebecca schlüpfte aus den Schuhen und legte sich in das Bett mit der angenehm weichen Matratze.
Als Mrs Trevathan zehn Minuten später an der Tür klopfte und eintrat, sah sie, dass Rebecca tief und fest schlief. Sie stellte das Tablett auf dem Tisch am Kamin ab, deckte sie zu und verließ leise den Raum.
2
» Meine Damen und Herren, ich freue mich, Sie alle heute in Astbury Hall begrüßen zu können, der, wie Sie mir sicher beipflichten werden, idealen Kulisse für die Dreharbeiten zu In der Stille der Nacht. Ich fühle mich geehrt, in einem von Englands schönsten Herrenhäusern in Privatbesitz filmen zu dürfen, und hoffe, dass unsere gemeinsame Zeit hier angenehm und produktiv sein wird.
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