Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
Vom Netzwerk:
war nicht entgangen, wie sie ihn unter ihren langen Wimpern hervor anlächelte, wie gern sie alles, was er vorschlug, mitmachte …
    Während der langen Zugfahrt nach London lauschte Donald V iolets Schilderungen von ihrem Leben in New York, von dem prächtigen Haus an der Park Avenue, in dem sie mit ihren Eltern wohnte, und den schönen Dingen, die sie während ihrer Reise durch Europa gesehen hatte.
    » Ich fürchte, die Rückkehr wird mir sehr schwerfallen. Die Amerikaner können sehr auf sich bezogen sein « , fügte sie hinzu, als hätten die drei Monate in Europa sie zur Weltbürgerin gemacht.
    » Dann ist Ihnen England also lieber? « , erkundigte sich Donald höflich.
    » Ja. Ich liebe die englische Literatur, und die Landschaft hier gefällt mir sehr. In England ist alles so pittoresk. «
    In dem Haus am Belgrave Square führte eine Bedienstete Violet in den oberen Stock hinauf, und Donald ging in den Salon, wo Selina am Sekretär einen Brief schrieb.
    » Donald. « Sie erhob sich strahlend, um ihn zu umarmen.
    » Wie geht’s dir, Selina? «
    » Ich war gerade in Henris Château in Frankreich. Er ist dortgeblieben, weil er sich um geschäftliche Angelegenheiten kümmern muss. Eleanor und ich wohnen fürs Erste hier, bis unser neues Haus in Kensington bezugsfertig ist. Tee? «
    » Gern « , antwortete Donald und setzte sich in einen Sessel, während Selina nach dem Dienstmädchen klingelte.
    » Wie stehen die Dinge in Astbury? « , fragte Selina Donald.
    » Mutter geht es deutlich besser, sie wird richtig lebhaft. «
    » Irgendwelche Hinweise darauf, dass sie mir verziehen hat? «
    » Offen gestanden habe ich das Thema in letzter Zeit nicht angeschnitten. Ich wollte ihre gute Stimmung nicht verderben. «
    » Außerdem warst du vermutlich damit beschäftigt, deiner jungen amerikanischen Erbin die Sehenswürdigkeiten von Devon zu zeigen. «
    » Ja, ich bin meiner Pflicht nachgekommen « , gab er zu. » Heute Abend muss ich zu einer grässlichen Tanzveranstaltung mit ihren naiven Debütantenfreundinnen. «
    » Magst du Violet, Donald? Ich freue mich schon darauf, sie kennenzulernen. «
    » Ja, sie ist ein sehr nettes Mädchen. Doch … « , Donalds Miene verfinsterte sich, » … weiter geht die Sache nicht. «
    » Natürlich. Hast du was von Anni gehört? «
    » Keinen Ton. « Er seufzte. » Ich hab sogar Scotland Yard eingeschaltet, aber die konnten auch nichts rausfinden. Sie hat sich im wörtlichen Sinne in Luft aufgelöst. «
    » Immerhin können wir doch davon ausgehen, dass sie noch unter den Lebenden weilt, oder? « , versuchte Selina ihn zu trösten.
    » Selina, sie könnte überall sein. Vielleicht ist sie nicht einmal nach England zurückgekehrt, wie sie gesagt hat, sondern nach Indien und hat es einfach nicht übers Herz gebracht, mir das zu gestehen. «
    Als das Dienstmädchen das Tablett mit dem Tee brachte, schenkte Selina ihn ein und musterte Donald nachdenklich.
    » Donald, mein Lieber, ich sage das ja nur ungern, aber… «
    » Ich weiß. Allmählich wird mir klar, dass mir wahrscheinlich keine andere Alternative bleibt, als mich auf die Zukunft zu konzentrieren. «
    » Ja, das fürchte ich auch « , pflichtete Selina ihm bei. » Ich weiß, wie sehr du sie geliebt hast … «
    » Wie sehr ich sie lieb e « , fiel Donald ihr ins Wort.
    » Ja, wie sehr du sie liebst. Aber eine Ehe mit ihr wäre auf jeden Fall schwierig geworden. Du kennst die englische Gesellschaft. Ihr hättet Mühe gehabt, akzeptiert zu werden. «
    » Das ist mir egal « , erklärte Donald verärgert. » In den Schützengräben habe ich Schulter an Schulter mit Kameraden aller Hautfarben und Religionen gekämpft, ihren Mut erlebt und sie genauso qualvoll sterben sehen wie Männer mit weißer Haut. «
    » Es ist dir hoch anzurechnen, dass du keine Vorurteile hast, aber bei den meisten Leuten verhält es sich anders und wird auch immer anders bleiben « , erwiderte Selina mit leiser Stimme.
    » Willst du damit sagen, dass Anni mich verlassen hat, um mich zu schützen? «
    » Nein. Ich sehe es lediglich als möglichen Grund. Mich wundert es genauso sehr wie dich, dass sie sich nicht meldet. «
    » Ich kann nur hoffen, dass Anni bei mir nie das Gefühl haben musste, wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert zu werden. «
    » Donald, mein Lieber, ich behaupte auch gar nicht, dass das bei dir der Fall gewesen wäre, aber denk an die andern, zum Beispiel an unsere Mutter. Und was wäre, wenn ihr Kinder bekommen hättet? Sie wären

Weitere Kostenlose Bücher