Die Mitternachtsrose
Nicht wahr, Violet? « , fragte Sissy ihre Tochter.
» Ja, sogar sehr « , antwortete Violet mit einem Seufzen. » England gefällt mir so gut. «
» Und Sie gefallen England « , hörte Donald sich selbst sagen.
Später, bei Brandy und Zigarren in der Bibliothek mit Ralph Drumner, nahm Donald all seinen Mut zusammen.
» Mr Drumner … «
» Bitte, Lord Astbury, sagen Sie doch Ralph zu mir. «
» Und ich bin Donald « , erwiderte er. » Ralph, es kann deiner Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, wie lieb ich Violet gewonnen habe. «
Ralph hob eine Augenbraue. » Tatsächlich? Dann hat sich eure Beziehung im vergangenen Monat offenbar weiterentwickelt. «
» Ja « , pflichtete Donald ihm bei. » Violet ist eine ganz besondere Frau, und … « , Donald wählte seine Worte mit Bedacht, » … mir in vielerlei Hinsicht ans Herz gewachsen. «
» Sie ist in der Tat etwas Besonderes. « Ralph musterte ihn. » Und besitzt obendrein ein beträchtliches Vermögen. Ich möchte nicht, dass ein Mann meine Tochter deswegen ausnutzt. «
» Natürlich nicht « , erklärte Donald hastig. » Ich kann dir versichern, dass mir das fernläge. «
» Auch wenn Astbury im Moment eine ordentliche Finanzspritze vertragen könnte? « , fragte Ralph. » Donald, ich bin weder blind noch dumm. Ich habe mich umgesehen und weiß, wie viel Geld nötig wäre, um Astbury Hall auf Vordermann zu bringen. «
» Ralph, entschuldige, wenn ich das sage, aber ich spreche gerade über meine Gefühle für deine Tochter, nicht über meine finanzielle Situation « , konterte Donald unbeeindruckt. » Ich habe einen Interessenten und überlege ernsthaft, das Anwesen zu verkaufen. «
Ralph wirkte aufrichtig überrascht. » Tatsächlich? Du wärst bereit, das Familienerbe zu veräußern? Dieses Anwesen, das sich, soweit mir bekannt ist, seit dem sechzehnten Jahrhundert in eurem Besitz befindet? «
» Wenn nötig, ja. Im Augenblick ist es mir ein Klotz am Bein, und wenn es mir nicht gelingt, das Geld für die Begleichung der Schulden und die Renovierung aufzutreiben, bin ich lieber realistisch und verkaufe es. «
Ralph überlegte. » Und wo willst du dann leben? «
» Offen gestanden halte ich das für zweitrangig gegenüber der Notwendigkeit, mich selbst, meine Mutter und meine zukünftige Ehefrau sowie unsere gemeinsamen Kinder finanziell abzusichern. «
» Ich scheine dich unterschätzt zu haben, junger Mann. Bei schwierigen finanziellen Entscheidungen darf man sich nicht von Gefühlen beeinflussen lassen. Und ich kenne nur wenige Menschen, die in der Lage sind, sich solchen Herausforderungen pragmatisch zu stellen. Besonders wenn es um das Zuhause der Familie geht. «
» Ich habe vor, mich Ende dieser Woche mit Mr Kinghorn, dem Interessenten für das Anwesen, zu treffen, um ihm meine endgültige Entscheidung mitzuteilen. «
» Zu verkaufen? «
» Ja « , antwortete Donald. » Weil mir keine andere Wahl bleibt. «
» Aber das bricht deiner Mutter doch bestimmt das Herz. «
» Wie du selbst gesagt hast, darf ich mich nicht von meinen Emotionen leiten lassen. Ich muss pragmatisch vorgehen. «
» Hast du darüber mit Violet gesprochen? « , erkundigte sich Ralph.
» Nein, aber ich gehe davon aus, dass sie mich, wenn sie bereit ist, meine Frau zu werden, genug liebt, um im Hinblick auf den Ort, an dem wir leben werden, nicht wählerisch zu sein. «
» Natürlich « , sagte Ralph nach kurzem Schweigen. » Wird nach der Befriedigung der Gläubiger noch etwas von dem Erlös aus dem Verkauf von Astbury übrig sein? «
» Genug, um ein angemessenes Haus auf dem Land zu erwerben und das in London zu behalten. «
» Verstehe. «
» Ich kann nur hoffen, dass das reicht, um die Erwartungen deiner Tochter zu erfüllen. «
» Darf ich das als Heiratsantrag auffassen? «
» Ja, obwohl ich es nach unserem Gespräch gerade eben verstehen könnte, wenn du es für unklug halten würdest zuzustimmen. Leider kann ich ihr nicht so viel bieten wie andere Verehrer. «
» Junger Mann, allem, was ich gerade gesagt habe, zum Trotz muss ich zugeben, dass es hier nicht ausschließlich ums Geld geht. Ich muss an das Herz meiner Tochter und ihre Zukunft denken. Hast du mit ihr über ihre Gefühle gesprochen? «
» Nein, das wollte ich nicht, bevor ich nicht mit dir geredet hätte. «
» Donald, du hast mir Stoff zum Nachdenken gegeben. Aber am Ende liegt die Entscheidung wohl bei Violet. «
» Darf ich sie also fragen? «
» Ja. Allerdings wäre es mir lieb,
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