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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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Vermutungen stimmen, habe ich die verfahrene Lage einzig und allein ihr zu verdanken. Ich habe keine Angst mehr vor ihr. «
    Anni ließ ausrichten, dass sie zu müde sei, um Selina und Donald Gesellschaft zu leisten, und so brachte das Dienstmädchen ihr das Essen aufs Zimmer. Bevor Donald ins Bett ging, klopfte er an ihrer Tür.
    » Wer da? «
    » Donald. Darf ich reinkommen? «
    Als er keine Antwort erhielt, öffnete er die Tür und sah, dass Anni ihren Sohn auf dem Bett stillte.
    » Entschuldige « , sagte sie, nahm Moh von der Brust und bedeckte sich.
    » Kein Grund, dich zu entschuldigen. Ich finde das wunderschön. Die meisten Frauen, die ich kenne, stillen ihre Kinder nicht selbst. «
    » Mir ist nichts anderes übrig geblieben, weil ich mir die Milch nicht leisten konnte. Aber allmählich wird er groß – nächsten Monat ist sein erster Geburtstag, und ich kriege ihn nicht mehr satt. Wahrscheinlich hat er deshalb in Keighley so oft geweint. «
    » Ach Anni « , seufzte Donald. » Darf ich mich zu dir setzen? «
    » Wenn du möchtest. «
    Donald hockte sich auf die Bettkante und betrachtete den Kleinen, der nun satt und zufrieden in Annis Armen schlief. » Kann ich ihn halten? «
    » Natürlich « , antwortete Anni und reichte ihm Moh.
    Donald roch die Milch und den Talkumpuder an seiner warmen Haut, und als er seinen Sohn betrachtete, erfasste ihn so große Liebe, dass ihm Tränen in die Augen traten.
    » Ich kann’s kaum glauben, dass wir ihn zusammen gemacht haben. «
    » Jedes Kind ist ein Wunder, egal, in welches Leben es hineingeboren wird « , meinte Anni.
    » Anni, hasst du mich? «
    Sie zögerte kurz. » Das hätte ich mir oft gewünscht, Donald. Vielleicht mag ich dich im Moment nicht sonderlich, aber ich liebe dich, vom ersten Augenblick an. «
    » Glaubst du mir, dass ich mich um dich und unseren Sohn kümmern werde? «
    » Was bleibt mir anderes übrig? « , fragte sie traurig.
    Am folgenden Tag verabschiedete sich Donald von Anni und Moh und machte sich auf den Weg nach Astbury Hall, wo er sofort nach seiner Ankunft zu seiner Mutter in Dower House ging.
    » Ist sie da, Bessie? « , fragte er das überraschte Dienstmädchen, als er ins Haus marschierte.
    » Ich glaube, sie ruht sich oben aus, Sir. «
    Donald rannte die Treppe immer zwei Stufen auf einmal hinauf und klopfte an der Tür zum Zimmer seiner Mutter.
    » Herein. «
    Als Donald eintrat, sah er, dass Maud am Kamin ein Buch las.
    » Donald, was machst du denn hier? « , erkundigte sie sich mit einem missbilligenden Stirnrunzeln.
    » Wir müssen uns unterhalten. Bitte leg das Buch weg, Mutter. Ich möchte, dass du mir einige Fragen beantwortest « , erklärte Donald und nahm ihr gegenüber Platz.
    Überrascht über seinen scharfen Tonfall tat Maud, was er sagte. » Was ist los? «
    » Letztes Jahr sind mehrere an mich gerichtete Briefe verloren gegangen. Ich habe Grund zu der Annahme, dass du sie abgefangen hast. «
    » Briefe? «, wiederholte sie unschuldig.
    » Ja, Mutter, Briefe. Aus Indien, Paris und Yorkshire von einer jungen Dame, die ich, wie du weißt, sehr gernhabe. Die ich liebe und immer lieben werde. «
    » Donald, wir bekommen so viele Briefe aus der ganzen Welt. Wenn manche nicht eintreffen, liegt das doch sicher an der Post. Ich glaube kaum, dass du mich dafür verantwortlich machen kannst. «
    » O doch, Mutter, das kann ich sehr wohl. Ich muss nur die Bediensteten im Hauptgebäude, die, wie du dich vielleicht erinnerst, inzwischen mir unterstehen, fragen. «
    Als Donald Anstalten machte aufzustehen, hielt Maud ihn bestürzt zurück.
    » Hast du den Verstand verloren? Willst du, dass das Personal sich über unsere Privatangelegenheiten das Maul zerreißt? « , zischte sie.
    » Mir ist das scheißegal. «
    » Sogar dann, wenn Violet es erfährt? «
    » Was gut möglich ist, weil ich endlich Anahita aufgespürt habe. Sie wohnt fürs Erste bei Selina in London, bis ich entschieden habe, was weiter geschehen soll. « Am liebsten hätte Donald laut über das entsetzte Gesicht seiner Mutter gelacht.
    » Was soll das heißen? « , fragte Maud. » Du willst doch nicht etwa Violet von dieser … Affäre mit dem indischen Mädchen erzählen? «
    » Das weiß ich noch nicht, aber wenn du mir nicht endlich reinen Wein einschenkst und zugibst, dass du ihre Briefe abgefangen hast, könnte ich mich versucht sehen, genau das zu tun. «
    » Gott im Himmel, Donald! Hast du den Verstand verloren? Damit stürzt du diese Familie in den Ruin.

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