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Die Mitternachtsrose

Die Mitternachtsrose

Titel: Die Mitternachtsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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zweifellos um eine Verkettung tragischer Umstände. Das Traurige ist nur: Ich wüsste im Moment nicht, wie sich das wieder einrenken ließe. «
    » Ich flehe Sie an: Sagen Sie mir, wo sie ist, damit ich mit ihr reden kann. «
    » Ich habe ihr versprochen … «
    » Sie müssen ! « , beharrte Donald.
    Schließlich nickte sie. » Na gut, ich verrate es Ihnen. Egal, ob Anni Sie sehen möchte oder nicht – Sie sollten wenigstens Gelegenheit haben, ihr alles zu erklären. Selbst wenn das das Leid der Vergangenheit nicht ungeschehen machen kann, hilft es ihr möglicherweise zu wissen, warum es so gekommen ist. «
    » Danke « , murmelte Donald erleichtert, als Charlotte zu einem Sekretär in der Ecke des Zimmers ging, um ein Adressbuch sowie ein Blatt Papier herauszuholen und etwas darauf zu notieren.
    » Sie lebt in Keighley, einem Industrieort etwa fünfundvierzig Minuten von hier. Ich muss gestehen, dass ich sie, seit sie sich dort aufhält, nicht besucht habe, weil ich mich um meinen Vater kümmern muss, der praktisch als Invalide aus Afrika heimgekehrt ist. «
    Donald sprang auf. » Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Miss Brookner « , sagte er und steckte den Zettel in die Tasche. » Ich fahre sofort zu Anni. «
    » Lassen Sie mich wissen, wie es ihr geht? « , fragte Charlotte ihn auf dem Weg zur Haustür. » Ich habe keine Ahnung, in welchen Verhältnissen sie lebt. Sie ist so stolz. Ich habe ihr Geld angeboten, aber sie wollte es nicht annehmen. «
    » Das hört sich ganz nach Anni an. Auf Wiedersehen, Miss Brookner, und noch einmal danke. «
    Donald fuhr durchs Yorkshire-Moor, stellte den Wagen schaudernd in dem düsteren Industrieort Keighley ab und lief durch ein Labyrinth aus schmalen Straßen mit Gebäuden, die vom Ruß der Baumwollfabriken geschwärzt waren. Verdreckte Kinder saßen trotz des kühlen Septemberwetters barfuß auf den Stufen davor.
    Er fragte sich zur Lund Street durch, der er folgte, bis er die richtige Nummer fand. Als er an der Tür klopfte, öffnete eine abgehärmte Frau mit einem Baby auf der Hüfte und einem Kleinkind, das sich an ihren Röcken festklammerte. Sie musterte Donald misstrauisch.
    » Sind Sie der neue Mieteintreiber? Dem letzten hab ich versprochen, dass wir am Freitag zahlen. Meinem Mann ist grade von der Fabrik gekündigt worden. «
    » Man hat mir gesagt, dass Anahita Chavan hier wohnt. Stimmt das? «
    » Ja, Anni wohnt bei uns, aber sagen Sie das bitte nicht dem Mieteintreiber. Wir dürfen eigentlich nicht untervermieten. Wenn man sieben Mäuler stopfen muss, geht’s nicht anders. Sind Sie ein Freund von ihr? «
    » Ja, ich heiße Donald. Ist sie da? «
    » Sie geht kaum aus und bleibt für sich, unsere Anni. Sie ist wirklich ein nettes Mädchen. Kommen Sie mal lieber rein « , forderte die Frau ihn auf, und Donald schob sich durch einen schmalen Flur zu einem winzigen Raum, der als einfache Küche diente. » Setzen Sie sich, Sir, dann hol ich sie. «
    Als die Frau sich entfernte, bemerkte Donald, dass ihn von der Tür aus mehrere leuchtende Augenpaare neugierig anstarrten.
    » Wie heißen Sie, Mister? « , fragte eines der Kinder, ein etwa siebenjähriger Junge.
    » Donald. Und du? «
    » Tom « , antwortete der Junge und kam näher. » Sie sprechen ziemlich fein und haben gute Kleidung an. Sind Sie Fabrikbesitzer? «
    » Nein, mir gehört keine Fabrik. «
    » Wenn ich groß bin, werd ich Fabrikbesitzer « , verkündete Tom. » Und dann bin ich reich wie Sie. «
    Ein kleines Mädchen, das in den Raum gekrabbelt kam, zog sich an Donalds Hosenbein hoch und hinterließ mit seinen schmutzigen Fingern Fettspuren darauf.
    » Joanna, lass den armen Mann in Ruhe! « , ermahnte die Mutter das Kind, als sie die Küche betrat. » Anni kommt gleich. Sie sagt, Sie sollen im vorderen Zimmer auf sie warten. Sonderlich glücklich war sie nicht, wie ich ihr gesagt hab, dass Sie da sind. Kommen Sie. «
    Donald bedankte sich.
    Die Frau brachte ihn ins verhältnismäßig ruhige Wohnzimmer. Was hatte Anni nur in dieses grässliche Haus geführt?, fragte er sich.
    Da trat Anni ein, deren exotische Schönheit in der Düsternis ihrer Umgebung erstrahlte. In ihrem schmalen Gesicht wirkten ihre bernsteinfarbenen Augen riesig, und die Wangenknochen standen scharf hervor.
    Sie schloss die Tür anmutig hinter sich – ihre Bewegungen waren immer anmutig gewesen – und blieb stehen.
    » Anni, ich bin da. «
    » Ja. «
    » Ich … Geht es dir gut? «
    » Ja. Und dir? «
    » Ja. Anni … «

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