Die Mondblumenpflückerin
Gründe, warum unser Planet so friedlich ist. Wir wollen niemanden durch Worte oder Gedanken verletzen. Wenn wir es täten, würden wir genau das fühlen, was der Andere erleidet. Manche Menschen auf der Erde können das auch. Man nennt es Mitleid. Dieses Mitleid mit anderen Wesen ist bei uns nur viel stärker ausgeprägt, weil wir wirklich mitleiden und die Gefühle der Anderen auch unsere Gefühle sind. Verstehst du, was ich meine?“
Bratzipus legte seinen großen Kopf etwas schief. Trotz des fehlenden Gesichtes konnte man einen fragenden Blick erahnen.
„Ja, ich verstehe das. Ich habe auch oft Mitleid mit anderen Menschen, auch mit Tieren, die gequält werden, mit Mitschülern, die gemobbt werden und auch mit meinen Eltern, wenn sie streiten. Es tut mir so weh, dass ich weinen muss. Ich glaube, ich erspüre auch die Gefühle anderer.“
Bratzipus‘ Augen erschienen plötzlich in seinem Kopf. Er schaute Celine genau an. Sein Blick war milde und gnädig.
„Ich weiß, du bist uns sehr ähnlich, Celine. Du bist eine Auserwählte. Ich muss dir so vieles erklären, sonst kannst du nicht verstehen worum es geht. Ich werde dir nun öfter in deinen Träumen erscheinen und dich auf deine große Aufgabe vorbereiten. Du musst nämlich nicht nur die Ehe deiner Eltern retten, es ist etwas schwieriger. Du wirst schon bald verstehen warum. Aber jetzt geh erst einmal wieder nach Hause. Schon heute Nacht werde ich dir im Traum die erste Lektion mitteilen. Sei aufmerksam und merke dir gut, was ich dir sage!
Wir haben übrigens gesehen, dass du deine Freundin Katja eingeweiht hast. Das ist vollkommen in Ordnung. Sie gehört auch zu dem großen Plan, zum Plan der Rettung der Planeten Kaselius, Aurum, Trilunata und dem Planeten Lachius, dem Planeten der lachenden Kinder. Nur wenn du diese vier Planeten retten kannst, wirst du dein eigenes Glück finden können!“
Celine konnte gar nichts mehr dazu sagen, so schnell flog sie in einer wirklich atemberaubenden Geschwindigkeit zurück und fand sich wieder eingekuschelt in ihrem Bett. Sie musste erst einmal verdauen, was Bratzipus ihr da eben gesagt hatte.
Vier Planeten sollte sie retten? Celine bekam es mit der Angst zu tun. Auf was hatte sie sich nur eingelassen? Sie war doch nur ein kleines Mädchen. Was erwartete Bratzipus von ihr? Sie sei eine Auserwählte? Woher wollte dieser Bratzipus wissen, dass ausgerechnet sie die Planeten retten konnte?
Fragen über Fragen gingen ihr durch den Kopf. Ein paar sollten tatsächlich noch in dieser Nacht beantwortet werden. Bratzipus erschien ihr im Traum, unmittelbar nachdem die Müdigkeit sie übermannt hatte und sie in einen tiefen Schlaf gefallen war.
„Hallo, kleine Celine“, sagte Bratzipus ganz sanft. „Erschreck dich nicht, ich bin es. Wie versprochen bin ich gekommen, um schon einmal einen Teil der vielen Fragen, die in deinem Kopf herumschwirren, zu beantworten.
Zunächst einmal will ich dir etwas über die Kaselianer erzählen. So nennen sich die Bewohner von Kaselius. Nicht alle Bewohner haben sechs Arme wie ich. Die Arme verdienen wir uns im Laufe unseres Lebens, indem wir Diamanten pflücken. Wir werden mit zwei Armen geboren. Wenn wir aber sehr viel arbeiten und viele Diamanten ernten, können uns noch bis zu vier weitere Arme nachwachsen.
Diese blau leuchtenden Diamanten sind bei uns die Lichtbringer. Wie bei euch die Sonne Licht zur Erde sendet und alles wachsen und gedeihen lässt, so sind wir von ihnen abhängig. Sie strahlen ununterbrochen und beleuchten so unseren schönen Planeten. Kaselius wird durch diese Kristalle in sein wunderschönes blaues Licht getaucht. In was für einer Farbe Kaselius erstrahlen würde, wenn wir eine Sonne hätten, so wie eure Erde, das weiß kein Kaselianer.
Ich habe also, wie du dir denken kannst, sehr fleißig Diamanten gepflückt, denn bei mir sind schon sechs Arme gewachsen, auf jeder Seite drei. Du hast ja gesehen, die Diamanten wachsen bei uns auf den Bäumen, wie bei euch die Früchte.“
Celine hörte gespannt zu, sie unterbrach Bratzipus kein einziges Mal. Es war viel zu spannend, was er alles erzählte.
„Sie werden verwendet, um unsere Häuser zu zieren, und auf ganz Kaselius verteilt, um auch die dunkelsten Winkel zu erhellen. Kaselius ist immer hell. Nur in den Häusern packen wir hin und wieder die Steine weg, um schlafen zu können. Ich habe dir ja erzählt, dass unser Planet sehr friedlich ist. Eigentlich hätte ich sagen müssen: er war friedlich, denn das Böse
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