Die Mondblumenpflückerin
erzählen. Heute war Sonntag, und die beiden mussten zum Glück nicht arbeiten.
Freudig hüpfte sie aus dem Bett. Wie jeden Morgen schlug sie gleich zum Auslüften ihre Bettdecke auf. Wie bereits erwähnt, dachte Celine ja, sie hätte alles geträumt.
Bis ja, bis sie etwas Kleines, Funkelndes in ihrem Bett fand: den Diamanten von Kaselius.
2. Der Diamant
Celine sprang freudig in die Küche. Sie liebte die Sonntage. Ihre Eltern waren an diesem Tag besser gelaunt und stritten nicht ganz so viel, wie an den Abenden unter der Woche, wenn sie müde von der Arbeit nach Hause kamen. Celine merkte jedoch sofort, dass heute irgendetwas nicht stimmte. Das Radio lief nicht. Normalerweise wurde sie sonntags mit fröhlicher Musik empfangen. Die Mutter nahm sie für gewöhnlich erst einmal in die Arme, um ihr zärtlich guten Morgen zu sagen und ihr Vater gab ihr stets einen Morgenkuss auf die Wange. Heute aber saßen beide mit todernsten Gesichtern da und schauten Celine traurig an. Keine Musik, kein liebevolles guten Morgen, kein Kuss? Celine bekam es mit der Angst zu tun.
„Was ist passiert?“, stammelte sie erschrocken .
„Setz dich erst einmal zu uns“, sagte ihr Vater mit sorgenvollem Unterton. „Wir müssen mit dir reden.“
Schwer ließ sich Celine auf einen der Stühle fallen. Was jetzt wohl kam? Tausend Dinge schossen ihr durch den Kopf. Ihre Eltern hatten genauso betroffen geschaut, als damals ihr Opa gestorben war. Vielleicht war etwas mit Oma geschehen. Celine traten bei dem Gedanken die Tränen in die Augen.
„Ist Oma gestorben?“, murmelte sie fast unhörbar.
„Nein, nein“, vernahm Celine die beruhigende Stimme ihrer Mutter. „Es geht um mich und deinen Vater. Wir müssen es dir endlich sagen. Bestimmt hast du schon längere Zeit bemerkt, dass wir uns nicht mehr besonders gut verstehen. Wir haben alles versucht, uns immer wieder bemüht, aber es geht einfach nicht mehr. Wir lassen uns scheiden.“
-Scheiden-? Celine wurde schwindelig. Wie konnten ihre Eltern nur so einen Unsinn reden. Bestimmt war sie wieder in einem seltsamen Traum gefangen. Nicht irgendeinem Traum, nein, dem schlimmsten Albtraum, den sie je hatte.
Sie kniff sich in den Arm, um zu sehen ob sie träumte oder wachte. Autsch, das tat weh! Celine überlegte, ob man auch träumen konnte, dass das Kneifen weh tut. Sie fand darauf keine Antwort. Wortlos fing sie an, ihre heiße Schokolade zu trinken.
„Es tut uns leid Schatz“, hörte sie ihren Vater ganz weit weg sagen. Alles erschien ihr so unwirklich. „Wir haben uns gedacht, dass wir heute einen Ausflug in den Zoo machen. Unsere Scheidung hat rein gar nichts mit dir zu tun. Du wirst weiterhin einen Vater und eine Mutter haben, und du darfst bestimmen bei wem du wohnen willst. Wir akzeptieren deine Entscheidung, denn wir wissen du liebst uns beide. An den Wochenenden darfst du dann immer, je nachdem für wen du dich entschieden hast, Mama oder Papa besuchen. So haben wir uns das gedacht!“
Aha, so hatten sie sich das gedacht. Ihr Vater war ja lustig. Was redete er da nur? Sie sollte sich entscheiden? Sie hätte weiterhin Vater wie Mutter?
Nichts würde sein wie bisher, gar nichts! Begriffen ihre Eltern das denn nicht? Sie waren doch erwachsen und Celine war erst elf, und trotzdem schien sie viel mehr das Ausmaß des Wortes „Scheidung“ zu begreifen, als ihre Eltern selbst.
„Macht was ihr wollt!“, schrie Celine auf einmal.
Es brach einfach so aus ihr heraus.
„Merkt ihr nicht, dass ihr alles kaputt macht?“
Sie sprang auf und rannte in ihr Zimmer. Laut schlug sie die Tür zu. Extra laut. Jeder sollte hören, wie kaputt hier alles war, in der Delmehoststraße 3.
Alles zerstört, ihr Glück, ihre Familie! Schluchzend warf sie sich aufs Bett. Mit den Fäusten trommelte sie auf ihr Kopfkissen ein, als sei sie schuldig, schuldig an allem. An all den Streitereien, den Geldsorgen und der drohenden Scheidung ihrer Eltern. Celine konnte im Moment keinen klaren Gedanken fassen. Sie wusste nur eines, sie musste das mit allen Mitteln verhindern, sie wusste nur noch nicht wie. Wieder schlief sie weinend und erschöpft in ihrem Bett ein.
Plötzlich sah sie in ihrem Traum Bratzipus vor sich. Sie war aber nicht auf dem wunderschönen Planeten mit den blauen Bäumen. Nein, er saß direkt an ihrem Bett, und sie sah in sein glattes Gesicht, ohne Nase, ohne Mund, ohne Augen. Da erschien schon sein kleines Mündchen, und es ertönte sein bereits bekanntes helles Stimmchen. Dieses
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