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Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Die Mondspielerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Mondspielerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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Sprung wandelte sich zum Fall, der Fall riss ihr die Arme hoch. Während sie in den Wind hineinfiel, dachte Marianne an die Lebensversicherung, die bei Selbstmord nicht ausgezahlt werden würde. 124 563 Euro perdu. Lothar würde außer sich sein.
    Doch ein fairer Tausch.
    Mit diesem Gedanken schlug Marianne in der eiskalten Seine auf. Ein Gefühl der wilden Freude, das sich in tiefe Scham verwandelte, als ihr graues Blumenkleid ihren Kopf umschloss, während sie versank. Sie versuchte verzweifelt, den Rocksaum nach unten zu drücken, damit niemand ihre nackten Beine sah.
    Irgendwann gab sie auf und breitete die Arme aus, sie öffnete den Mund und atmete das Wasser ein, so tief sie konnte.

2
    S terben war wie Schweben.
    Marianne lehnte sich zurück. Es war so schön.
    Dieses Glück hörte nicht auf, und man konnte es schlucken. Sie trank alles aus.
    Siehst du, Papa, versprochen ist versprochen.
    Sie sah eine Orchidee, eine violette Blüte, und alles war Musik. Als sich ein Schatten über sie beugte, erkannte sie den Tod; er trug ihr eigenes Gesicht, das Gesicht eines alt gewordenen Mädchens mit hellen Augen und abgeschnittenen braunen Zöpfen.
    Sein Mund war warm. Sein Bart kratzte, und immer wieder legten sich seine Lippen auf die ihren, Marianne schmeckte Zwiebelsuppe und Rotwein, Zigaretten und Zimt.
    Der Tod saugte an ihr, er lutschte, er war hungrig.
    Marianne strampelte.
    Zwei kräftige Hände legten sich auf ihren Busen. Sie versuchte matt, diese kalten Finger aufzubiegen, die ihre Brust aufbrachen, Stoß um Stoß. Ein Kuss. Kälte stieß in ihren Rachen.
    Marianne riss die Augen auf, ihr Mund öffnete sich weit, und sie spie dunkles dreckiges Wasser, sie bäumte sich stöhnend auf, und als sie nach Luft schnappte, setzte der Schmerz ein wie eine scharfe Klinge, die ihre Lunge in Fetzen schnitt.
    Und so laut! Alles war so laut!
    Wo war die Musik? Wo war das Mädchen? Wo war das Glück? Hatte sie es ausgespuckt?
    Marianne sackte zurück auf den harten Boden.
    Der Tod schlug ihr ins Gesicht.
    Sie blickte nach oben und sah in zwei himmelfarbene Augen, hustete und rang nach Luft. Matt hob sie ihren Arm und gab dem Tod eine schlaffe Ohrfeige zurück.
    Der Tod redete auf sie ein, in schnellem, melodiösem Französisch, während er sie zwang, sich aufzusetzen.
    Marianne gab ihm noch eine Ohrfeige.
    Sofort schlug er zurück. Diesmal nicht so fest. Nein. Eigentlich hatte er ihre Wange gestreichelt.
    Sie griff sich ins Gesicht. Wieso spürte sie das?
    »Wieso?« Ihre Stimme nur ein dumpfes Kratzen.
    Es war so kalt. Und dieses Rauschen! Marianne sah nach links. Nach rechts. Auf ihre Hände, die grün von dem Gras waren, in das sie sich krallte. Der Pont Neuf befand sich wenige Meter entfernt. Sie lag neben einem Zelt auf der rive droite, und Paris dröhnte. Und sie war nicht tot.
    Nicht. Tot.
    Ihr Magen tat ihr weh, ihre Lunge, alles tat weh, sogar ihre Haare, die nass, grau und schwer auf ihre Schultern fielen. Das Herz, der Kopf, die Seele, der Bauch, die Wangen, alles.
    »Nicht tot?«, keuchte sie verzweifelt.
    Der Mann mit dem Fischerhemd lächelte, dann versank sein Lächeln hinter einem Schatten aus Ärger. Er deutete auf den Fluss, tippte sich an die Stirn und deutete auf seine nackten Füße.
    »Warum?« Sie wollte ihn anschreien, aber ihre Stimme zerbrach in heiserem Flüstern. »Warum haben Sie das gemacht?«
    Er streckte die Arme hoch, ahmte einen Kopfsprung nach. Zeigte auf Marianne, die Seine und sich. Hob die Achseln, als ob er sagen wollte: »Was hätte ich anderes tun sollen?«
    »Ich hatte … einen Grund. Hatte viele Gründe! Sie hatten nicht das Recht, mir den Tod zu nehmen. Sind Sie Gott? Nein, sind Sie nicht, sonst wäre ich ja tot!«
    Der Mann mit den blauen Augen unter den schwarzen, dichten Augenbrauen sah Marianne an, als ob er verstand. Er zog sein nasses Hemd über den Kopf und wrang es aus.
    Sein Blick fiel auf das Mal auf Mariannes linker Brust, das durch die aufgegangene Knopfleiste zu sehen war. Seine Augenbrauen schnellten überrascht nach oben. Sie zog den grauen Kleiderstoff panisch mit einer Hand zusammen. Das hässliche Mal – eine seltene Pigmentstörung in Form von Feuerflammen –, sie hatte es ihr ganzes Leben unter zugeknöpften Blusen und hochgeschlossenen Kleidern versteckt. Niemals war sie schwimmen gegangen, nur nachts, wenn niemand sie sehen konnte. Das Mal, das ihre Mutter Hexenfut genannt hatte und Lothar Teufelsding; er hatte es nie berührt und immer die Augen

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